US-Notenbank in Washington D.C.
APA/AFP/Brendan Smialowski
Konjunkturbelebung

US-Notenbank senkt Leitzins erneut

Die US-Notenbank Fed hat am Mittwoch den Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Damit soll ein Konjunktureinbruch verhindert werden. Die Zentralbank geht von einer weiter „moderat“ wachsenden US-Wirtschaft aus, Exporte und Investitionen seien jedoch zuletzt zurückgegangen.

Der Leitzins liegt nun in der Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent, wie die Federal Reserve am Mittwoch mitteilte. Die Zentralbank verfolge alle wirtschaftlichen Daten weiter und werde „angemessen“ handeln, um die Arbeitslosigkeit niedrig und die Inflation nahe dem Ziel von zwei Prozent zu halten, hieß es weiter.

„Wenn man am Horizont ein herannahendes Problem sieht, hält man sich davon fern, wenn möglich“, sagte Notenbankchef Jerome Powell in Washington. „Es ist besser den Kurs proaktiv zu ändern.“ Powell verwies vor Journalisten mehrfach auf die Risiken der von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikte.

Die Entscheidung ist jedoch umstritten: Drei der insgesamt zehn stimmberechtigten Währungshüterinnen und Währungshüter waren dagegen. Einem Fed-Mitglied ging die Senkung nicht weit genug, zwei weitere wollten keine Senkung. Die Aktienmärkte zeigten sich ebenfalls wenig begeistert, die wichtigsten US-Indizes gaben nach der erwarteten Bekanntgabe leicht nach.

Weltweit schwächere Wachstumsaussichten

Bei der Senkung spielten laut Powell auch die weltweit schwächeren Wachstumsaussichten und zunehmende Unsicherheit eine Rolle. Diese wurde zum Teil ausgelöst von Trumps aggressiv betriebenen Handelskonflikten, insbesondere gegen China, die zweitgrößte Volkswirtschaft. Die US-Notenbank hatte den Leitzins bereits Ende Juli gesenkt, ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte. Erneut ist Trump das nicht genug.

Trump fordert von der unabhängigen Fed seit Monaten, die Zinsen kräftiger zu senken, zuletzt sogar auf „null oder weniger“. Er will gut ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl keinen Konjunktureinbruch riskieren. Den von ihm ernannten Notenbankchef Powell hat er auf Twitter wiederholt als „ahnungslos“ beschimpft, einmal sogar als „Feind“ des Landes. Nun schrieb er: „Kein Mut, kein Sinn, keine Vision. Ein schrecklicher Kommunikator.“

Warnsignale für US-Wirtschaft

Die US-Wirtschaft wächst mittlerweile seit zehn Jahren, es ist der längste dokumentierte ununterbrochene Aufschwung. Doch inzwischen mehren sich die Warnsignale. Die Arbeitslosigkeit in den USA ist weiter sehr niedrig, aber das Wachstum hat sich zuletzt abgeschwächt. Insbesondere die Handelskonflikte belasten die US-Wirtschaft. Firmen fahren Investitionen zurück, Investoren sind nervös.

Neue Spannungen im Verhältnis der USA mit dem Iran und der schwelende Handelskrieg mit China lasten dabei ebenso auf der Stimmung wie Rezessionssignale vom Kapitalmarkt. Zuletzt musste die Fed erstmals seit der Finanzkrise auf dem Geldmarkt intervenieren, um Liquiditätsengpässe zu lindern. Durch die Leitzinssenkung werden Kredite nun billiger und Investitionen leichter finanzierbar.

„Parken“ von Geld wird teurer

Im Zuge der globalen Finanzkrise 2008/2009 hatte die Notenbank die Zinsen aggressiv gesenkt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. 2015 begann sie, den Leitzins wieder sukzessive zu erhöhen. Im vergangenen Jahr hatte die Fed noch viermal die Zinsen angehoben. Die Fed senkte nun zudem die Zinsen auf Überschussreserven der Banken, damit das „Parken“ von nicht benötigtem Geld weniger attraktiv wird.