Klima-Demonstranten in Indonesien
AP/Achmad Ibrahim
Weltweiter Klimastreik

Millionen Menschen auf der Straße

Was vor rund einem Jahr als Schulstreik begonnen hat, hat sich zu einer globalen Klimabewegung gewandelt. Millionen Demonstranten und Demonstrantinnen, Jugendliche wie Erwachsene, verließen am Freitag in über 160 Ländern ihre Klassen und Büros, um gegen die Klimapolitik ihrer Regierungen auf die Straße zu gehen.

Die weltweiten Proteste hatten mit Tagesanbruch an der Datumsgrenze im Pazifik begonnen. Auf den vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Inseln Vanuatu, Salomonen und Kiribati starteten die Protestaktionen bereits bei Sonnenaufgang. Auch in Thailand und Indien, in Südkorea und auf den Philippinen gingen Tausende Schüler, Studenten und Unterstützer auf die Straße. Indische Schüler klagten, dass in ihrem Land – dem drittgrößten CO2-Emittenten der Welt – wenig Bewusstsein für Klimaschutz herrsche.

In Australien traten laut Veranstaltern mehr als 300.000 Unterstützer in den Klimastreik. Das seien doppelt so viele wie beim vorherigen Protestmarsch, schrieben die Aktivisten von „Fridays for Future“ am Freitag auf Twitter. Große Kundgebungen gab es unter anderem in Sydney und Melbourne. In der Stadt Alice Springs im Zentrum Australiens legten sich Hunderte Menschen demonstrativ auf den Boden und stellten sich tot.

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Menschen in Wien beim weltweiten Klimastreik
APA/Georg Hochmuth
Wiener und Wienerinnen warnen vor der großen Bedrohung der Klimakrise
Klimaproteste in Linz
APA/Kerstin Scheller
„Es gibt keinen Planet B“ hieß es auch in Linz
Menschen in Innsbruck beim weltweiten Klimastreik
APA/Brigitte Forster
In Österreich gibt es in fast jeder dritten Gemeinde Klimaprotestaktionen – hier Innsbruck
Klimaproteste in Rio de Janeiro
AP/Silvia Izquierdo
Schauplatz von Klimaprotesten war auch die brasilianische Metropole Rio de Janeiro
Klimaproteste in La Paz
AP/Juan Karita
„Planet A ist in Gefahr“ warnten Klimaaktivisten im bolivianischen La Paz
Menschen in Brisbane beim weltweiten Klimastreik
Reuters
300.000 Menschen beteiligten sich in Australien an den Demonstrationen
Menschen auf den Salomonen beim weltweiten Klimastreik
Reuters/Social Media
Menschen auf den Salomonen fordern mehr Klimaschutz – sie sind vor allem vom steigenden Meeresspiegel betroffen
Menschen in Sydney beim weltweiten Klimastreik
Reuters/Cordelia Hsu
„Wir können Öl nicht trinken. Wir können Geld nicht atmen“, steht auf dem Plakat einer jungen Frau
Menschen in Afghanistan beim weltweiten Klimastreik
AP/Ebrahim Noroozi
Auch in Afghanistan nahmen viele junge Menschen an einem Protestzug teil
Ein Mann in Kalkutta beim weltweiten Klimastreik
AP/Bikas Das
„Wenn Uranus der Planet B ist, würde ich nicht dort leben wollen“, meint ein junger Mann aus Kalkutta
Menschen in Zypern beim weltweiten Klimastreik
AP/Ritzau Scanpix/Nils Meilvang
In Zypern hingegen ist man sich einig: „Es gibt keinen Planeten B“
Menschen in Johannesburg beim weltweiten Klimastreik
APA/AFP/Michele Spatari
In Johannesburg wird nicht nur Kritik an Kohle und zu hohen CO2-Emissionen geäußert, sondern auch am Kapitalismus
Menschen in Nigeria beim weltweiten Klimastreik
Reuters/Afolabi Sotunde
„Auf einem toten Planeten gibt es keine Jobs“, weiß man in Nigeria
Menschen in Nairobi beim weltweiten Klimastreik
AP/Ben Curtis
In Nairobi wird Thunberg zitiert: „Handelt so, als ob unser Haus brennen würde. Denn das tut es.“
Menschen in Berlin beim weltweiten Klimastreik
APA/AFP/Axel Schmidt
In Berlin versammelten sich Veranstalterangaben zufolge mehr als 270.000 Menschen um das Brandenburger Tor
Menschen in München beim weltweiten Klimastreik
APA/AFP/Christof Stache
In München wollten Anhänger und Anhängerinnen der Umweltbewegung „Extinction Rebellion“ die „Zukunft für die Kinder retten“
Menschen in München beim weltweiten Klimastreik
APA/AFP/Christof Stache
„Das Klima verändert sich“, steht auf dem Plakat vor einer dürftig mit Luft gefüllten Weltkugel
Menschen in Helsinki beim weltweiten Klimastreik
Reuters/Lehtikuva Lehtikuva
Ein Demonstrant in Helsinki warnt: „Mein Rentier kann nicht schwimmen“
Menschen in London beim weltweiten Klimastreik
AP/Frank Augstein
In London wird mit Warnhinweisschildern für mehr Klimaschutz demonstriert
Menschen in London beim weltweiten Klimastreik
AP/Alberto Pezzali
Angelehnt an Donald Trumps Wahlslogan wird in London gefordert, die Erde wieder „great“ zu machen

700 Gemeinden in Österreich

In Österreich waren mehr als 700 Gemeinden beim weltweiten „Earth Strike“ dabei. Von „Fridays for Future“ war von der „größten dezentralen Aktion“ für Klimaschutz die Rede, die Österreich je gesehen habe. Die Teilnehmerzahlen bei den einzelnen Aktionen abzuschätzen war schwierig, da die beteiligten Gemeinden oder Bezirke ihre Beiträge dezentral und autonom veranstalteten.

Als verbindendes Element haben alle involvierten Gemeinden unter ihr Ortsschild den Zusatz „Für die Zukunft“ angebracht, fotografiert und auf die Homepage von „Fridays for Future“ hochgeladen. Die größte Protestveranstaltung fand am Abend dann auf dem Wiener Heldenplatz statt. Die zentrale Forderung des österreichischen Ablegers der „Fridays for Future“-Bewegung war die Ausrufung des nationalen Klimanotstands. Am kommenden Mittwoch wird über einen Entschließungsantrag, der von ÖVP, SPÖ, JETZT und NEOS eingebracht wurde, im Parlament abgestimmt.

Mehr Platz für Umweltschutz in Lehrplänen

Bildungsministerin Iris Rauskala will Schülern und Schülerinnen ermöglichen, Freitag kommender Woche zum Abschluss der Klimawoche an den Demos teilzunehmen. Erfolgen könne das im Rahmen von Schul- oder schulbezogenen Veranstaltungen.

Auch sollten das Unterrichtsprinzip Umweltbildung sowie das Thema Umweltschutz besser in den Lehrplänen verankert werden, so Rauskala. So soll es künftig bereits in den Rahmenlehrplänen der Volksschulen aufscheinen. Konkret sollen die neuen Lehrpläne für Volksschule sowie Neue Mittelschule/AHS-Unterstufe 2022/23 in Kraft treten. Dabei soll etwa der Umgang mit Energie und Rohstoffen thematisiert werden.

Weltweite Proteste für den Klimaschutz

In New York ebenso wie im südafrikanischen Johannesburg oder im australischen Sydney: Am Freitag gingen weltweit Millionen Menschen für den Klimaschutz auf die Straße.

Über eine Million Demonstranten in Deutschland

In Deutschland beteiligten sich nach Angaben von „Fridays for Future“ über eine Million Menschen – 270.000 waren es nach Angaben der Veranstalter in Berlin, 100.000 in Hamburg. Protestaktionen von Klimaschützern und Klimaschützerinnen gab es auch in Hongkong, wo es in den vergangenen Monaten immer wieder Demonstrationen der Demokratiebewegung gegeben hatte. Auf dem afrikanischen Kontinent schlossen sich Aktivisten etwa in Kenias Hauptstadt Nairobi, in Uganda und Kapstadt dem Klimastreik an.

Dokumentiert wurden die Protestaktionen im Sozialen Netzwerk unter anderem unter dem Hashtag „#ClimateStrike“ – viele Beiträge zeigen Fotos von Protestaktionen in europäischen Städten wie London, Athen, Edinburgh, Paris, Brüssel, Rom und Dublin.

„Diese Woche wird historisch“

Das Bündnis „Fridays for Future“ hat diesmal explizit nicht nur Schüler und Schülerinnen sowie Studierende, sondern auch Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aufgerufen, sich an dem globalen Klimastreik zu beteiligen, und eine weltweite Aktionswoche für den Klimaschutz ausgerufen. „Diese Woche wird historisch. Jugendliche haben mit ihren kraftvollen Streiks für das Klima die Welt aufgeweckt. Jetzt beteiligen sich Millionen Erwachsene an der großen Welle, die weltweit neue Aktionen anstoßen wird“, hieß es etwa auf der Website „Global Climate Strike“.

Weltweit wurden mehr als 5.000 Protestaktionen angekündigt – eine der größten Kundgebungen fand in New York statt, wo am Montag zahlreiche Staats- und Regierungsspitzen zum Klimagipfel der UNO erwartet werden. Angeführt wurde die New Yorker Klimademonstration von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg, aus deren Schulstreiks gegen die Klimakrise sich die weltweite Bewegung „Fridays for Future“ entwickelt hat.

„Sind nicht mehr aufzuhalten“

Thunberg feierte die weltweite Klimademonstration vor Zehntausenden in New York als „Welle der Veränderung“. „Wir sind nicht nur ein paar junge Leute, die die Schule schwänzen, oder ein paar Erwachsene, die nicht zur Arbeit gegangen sind – wir sind eine Welle der Veränderung. Zusammen sind wir nicht aufzuhalten“, sagte die 16-Jährige am Freitagnachmittag (Ortszeit).

„Wenn Sie zu der kleinen Gruppe von Menschen gehören, die sich von uns bedroht fühlen, dann habe ich sehr schlechte Nachrichten für Sie, denn das hier ist nur der Anfang. Es wird Veränderungen geben, ob Sie es mögen oder nicht“, so Thunberg vor den Zuhörerinnen und Zuhörern im Battery Park an der Südspitze Manhattans.

Klimaktivistin Greta Thunberg in New York
AP/Eduardo Munoz Alvarez
In New York führte Klimaaktivistin Greta Thunberg die Proteste an

Van der Bellen bei Jugendklimagipfel

Schülerinnen und Schüler der US-Ostküstenmetropole hatten von ihren Schulen die Erlaubnis erhalten, für die Teilnahme an dem Protest dem Unterricht fernzubleiben. Neben dem UNO-Klimagipfel ist New York bereits am Samstag Schauplatz eines UNO-Jugendklimagipfels. Zu beiden Veranstaltungen ist Thunberg eingeladen.

Auch Bundespräsident Van der Bellen nimmt neben dem Klimagipfel bereits am Samstag auch am „Youth Climate Summit“ teil. Van der Bellen begleitet dabei die 17-jährige Salzburger Schülerin und „Fridays for Future“-Aktivistin Anika Dafert. Van der Bellen wird im Rahmen des Jugendklimagipfels bei der Dialogveranstaltung „Intergenerational Town Hall: Young Leaders engage with World Leaders“ Fragen aus dem Publikum beantworten.