Die weltweiten Proteste hatten mit Tagesanbruch an der Datumsgrenze im Pazifik begonnen. Auf den vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Inseln Vanuatu, Salomonen und Kiribati starteten die Protestaktionen bereits bei Sonnenaufgang. Auch in Thailand und Indien, in Südkorea und auf den Philippinen gingen Tausende Schüler, Studenten und Unterstützer auf die Straße. Indische Schüler klagten, dass in ihrem Land – dem drittgrößten CO2-Emittenten der Welt – wenig Bewusstsein für Klimaschutz herrsche.
In Australien traten laut Veranstaltern mehr als 300.000 Unterstützer in den Klimastreik. Das seien doppelt so viele wie beim vorherigen Protestmarsch, schrieben die Aktivisten von „Fridays for Future“ am Freitag auf Twitter. Große Kundgebungen gab es unter anderem in Sydney und Melbourne. In der Stadt Alice Springs im Zentrum Australiens legten sich Hunderte Menschen demonstrativ auf den Boden und stellten sich tot.
700 Gemeinden in Österreich
In Österreich waren mehr als 700 Gemeinden beim weltweiten „Earth Strike“ dabei. Von „Fridays for Future“ war von der „größten dezentralen Aktion“ für Klimaschutz die Rede, die Österreich je gesehen habe. Die Teilnehmerzahlen bei den einzelnen Aktionen abzuschätzen war schwierig, da die beteiligten Gemeinden oder Bezirke ihre Beiträge dezentral und autonom veranstalteten.
Als verbindendes Element haben alle involvierten Gemeinden unter ihr Ortsschild den Zusatz „Für die Zukunft“ angebracht, fotografiert und auf die Homepage von „Fridays for Future“ hochgeladen. Die größte Protestveranstaltung fand am Abend dann auf dem Wiener Heldenplatz statt. Die zentrale Forderung des österreichischen Ablegers der „Fridays for Future“-Bewegung war die Ausrufung des nationalen Klimanotstands. Am kommenden Mittwoch wird über einen Entschließungsantrag, der von ÖVP, SPÖ, JETZT und NEOS eingebracht wurde, im Parlament abgestimmt.
Mehr Platz für Umweltschutz in Lehrplänen
Bildungsministerin Iris Rauskala will Schülern und Schülerinnen ermöglichen, Freitag kommender Woche zum Abschluss der Klimawoche an den Demos teilzunehmen. Erfolgen könne das im Rahmen von Schul- oder schulbezogenen Veranstaltungen.
Auch sollten das Unterrichtsprinzip Umweltbildung sowie das Thema Umweltschutz besser in den Lehrplänen verankert werden, so Rauskala. So soll es künftig bereits in den Rahmenlehrplänen der Volksschulen aufscheinen. Konkret sollen die neuen Lehrpläne für Volksschule sowie Neue Mittelschule/AHS-Unterstufe 2022/23 in Kraft treten. Dabei soll etwa der Umgang mit Energie und Rohstoffen thematisiert werden.
Weltweite Proteste für den Klimaschutz
In New York ebenso wie im südafrikanischen Johannesburg oder im australischen Sydney: Am Freitag gingen weltweit Millionen Menschen für den Klimaschutz auf die Straße.
Über eine Million Demonstranten in Deutschland
In Deutschland beteiligten sich nach Angaben von „Fridays for Future“ über eine Million Menschen – 270.000 waren es nach Angaben der Veranstalter in Berlin, 100.000 in Hamburg. Protestaktionen von Klimaschützern und Klimaschützerinnen gab es auch in Hongkong, wo es in den vergangenen Monaten immer wieder Demonstrationen der Demokratiebewegung gegeben hatte. Auf dem afrikanischen Kontinent schlossen sich Aktivisten etwa in Kenias Hauptstadt Nairobi, in Uganda und Kapstadt dem Klimastreik an.
Dokumentiert wurden die Protestaktionen im Sozialen Netzwerk unter anderem unter dem Hashtag „#ClimateStrike“ – viele Beiträge zeigen Fotos von Protestaktionen in europäischen Städten wie London, Athen, Edinburgh, Paris, Brüssel, Rom und Dublin.
„Diese Woche wird historisch“
Das Bündnis „Fridays for Future“ hat diesmal explizit nicht nur Schüler und Schülerinnen sowie Studierende, sondern auch Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aufgerufen, sich an dem globalen Klimastreik zu beteiligen, und eine weltweite Aktionswoche für den Klimaschutz ausgerufen. „Diese Woche wird historisch. Jugendliche haben mit ihren kraftvollen Streiks für das Klima die Welt aufgeweckt. Jetzt beteiligen sich Millionen Erwachsene an der großen Welle, die weltweit neue Aktionen anstoßen wird“, hieß es etwa auf der Website „Global Climate Strike“.
Weltweit wurden mehr als 5.000 Protestaktionen angekündigt – eine der größten Kundgebungen fand in New York statt, wo am Montag zahlreiche Staats- und Regierungsspitzen zum Klimagipfel der UNO erwartet werden. Angeführt wurde die New Yorker Klimademonstration von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg, aus deren Schulstreiks gegen die Klimakrise sich die weltweite Bewegung „Fridays for Future“ entwickelt hat.
„Sind nicht mehr aufzuhalten“
Thunberg feierte die weltweite Klimademonstration vor Zehntausenden in New York als „Welle der Veränderung“. „Wir sind nicht nur ein paar junge Leute, die die Schule schwänzen, oder ein paar Erwachsene, die nicht zur Arbeit gegangen sind – wir sind eine Welle der Veränderung. Zusammen sind wir nicht aufzuhalten“, sagte die 16-Jährige am Freitagnachmittag (Ortszeit).
„Wenn Sie zu der kleinen Gruppe von Menschen gehören, die sich von uns bedroht fühlen, dann habe ich sehr schlechte Nachrichten für Sie, denn das hier ist nur der Anfang. Es wird Veränderungen geben, ob Sie es mögen oder nicht“, so Thunberg vor den Zuhörerinnen und Zuhörern im Battery Park an der Südspitze Manhattans.
Van der Bellen bei Jugendklimagipfel
Schülerinnen und Schüler der US-Ostküstenmetropole hatten von ihren Schulen die Erlaubnis erhalten, für die Teilnahme an dem Protest dem Unterricht fernzubleiben. Neben dem UNO-Klimagipfel ist New York bereits am Samstag Schauplatz eines UNO-Jugendklimagipfels. Zu beiden Veranstaltungen ist Thunberg eingeladen.
Auch Bundespräsident Van der Bellen nimmt neben dem Klimagipfel bereits am Samstag auch am „Youth Climate Summit“ teil. Van der Bellen begleitet dabei die 17-jährige Salzburger Schülerin und „Fridays for Future“-Aktivistin Anika Dafert. Van der Bellen wird im Rahmen des Jugendklimagipfels bei der Dialogveranstaltung „Intergenerational Town Hall: Young Leaders engage with World Leaders“ Fragen aus dem Publikum beantworten.