US-Soldaten
Reuters/Jonathan Drake
Eskalation nach Angriffen

USA verlegen neue Truppen an den Golf

Als Reaktion auf die Luftangriffe auf zwei saudi-arabische Ölanlagen schicken die USA zusätzliche Einheiten in die Golfregion. Pentagon-Chef Mark Esper erklärte am Freitag (Ortszeit) in Washington, das geschehe auf Bitten Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate. In Sachen Anzahl und Bewaffnung blieb das Pentagon geheimnisvoll.

US-Generalstabschef Joe Dunford sagte, es handle sich um eine „moderate“ Verstärkung, bei der es nicht um Tausende Soldaten gehe. Die genaue Zahl der zusätzlichen Soldaten nannte er nicht, auch machte er keine Angaben zu deren Bewaffnung.

Offiziell hieß es zudem, Präsident Donald Trump habe einem defensiv ausgerichteten Einsatz zur Stärkung der saudi-arabischen Luftabwehr zugestimmt. So viel wurde vom US-Verteidigungsministerium mitgeteilt. Welche Einheiten genau verlegt werden sollten, sei noch nicht entschieden worden.

„Iran für Angriff verantwortlich“

„Der Präsident hat den Einsatz von US-Truppen genehmigt, die defensiver Natur sein werden“, sagte Verteidigungsminister Esper am Freitagabend (Ortszeit) im Pentagon. „Alles deutet darauf hin, dass der Iran für den Angriff verantwortlich war.“ Hintergrund: Am vergangenen Samstag waren die Ölanlagen in Abkaik und Churais in Saudi-Arabien angegriffen worden, woraufhin die Ölproduktion einbrach und der Ölpreis stieg.

Waffenteile und Trümmer
AP/Amr Nabil
„Unzweifelhaft“ seien die Attacken vom Iran ausgegangen, sagte das saudische Militär. Vom Verteidigungsministerium wurden Journalisten zuletzt Teile von Marschflugkörpern und Drohnen gezeigt, die das beweisen sollen.

Die Huthi-Rebellen im Jemen erklärten, sie hätten die Attacken mit eigenen Drohnen ausgeführt. Die Regierung in Teheran wies die Vorwürfe zurück. Die USA und Saudi-Arabien machen dagegen den Iran dafür verantwortlich, den Erzrivalen des Königreiches. Die Untersuchungen von US-amerikanischen, saudi-arabischen und internationalen Experten hätten ergeben, dass die eingesetzten Waffen aus iranischer Produktion stammten und nicht vom Jemen aus eingesetzt worden seien.

Verstärkung soll auf Verteidigung ausgerichtet sein

Esper sagte, die militärische Verstärkung in der Region solle auf die Verteidigung gegen Luft- und Raketenangriffe ausgerichtet sein. US-Armeechef Dunford kündigte für kommende Woche weitere Details an.

Im Juni hatte das Pentagon angekündigt, weitere 1.000 Soldaten in den Nahen Osten zu schicken, um US-Truppen und nationale Interessen der USA in der Region zu schützen. Bereits Ende Mai hatten die USA ihre Truppen im Nahen Osten wegen der „anhaltenden Bedrohung“ durch iranische Kräfte um 1.500 Soldaten verstärkt. Zuvor hatte das US-Militär unter anderem einen Flugzeugträgerverband und eine Bomberstaffel in die Region verlegt.

„Andere militärische Optionen, sollten sie nötig sein“

Esper erklärte, Präsident Trump habe deutlich gemacht, dass die USA keinen Krieg mit dem Iran wollten. Gleichzeitig sagte der Minister: „Uns stehen andere militärische Optionen zur Verfügung, sollten sie nötig sein.“ Esper forderte den Iran auf, seine „zerstörerischen und destabilisierenden Aktivitäten“ zu unterbinden und einen „friedlichen und diplomatischen Weg“ weiterzugehen. „Tatsache ist, dass die Saudis sowohl mit Drohnen als auch mit Marschflugkörpern angegriffen wurden“ und dass sie weiterhin gefährdet seien.

Trump hatte am Freitag neue Sanktionen gegen den Iran angekündigt und gleichzeitig seinen Kurs der militärischen Zurückhaltung verteidigt. Er könne jederzeit „innerhalb von einer Minute“ einen Militärschlag beispielsweise gegen 15 wichtige Ziele im Iran anordnen, sagte Trump im Weißen Haus. Er wolle das aber möglichst vermeiden. An die Adresse von Kritikern, die ihm Schwäche vorwerfen, sagte Trump: „Meiner Meinung nach zeigt das Stärke.“

Revolutionsgarden drohen mit Vergeltung

Der Iran drohte den USA im Falle eines Angriffs mit Vergeltungsmaßnahmen. „Wer auch immer möchte, dass sein Land zum Hauptschlachtfeld wird, nur zu“, sagte der Kommandant der mächtigen Revolutionsgarden, Hossein Salami, am Samstag. Seine Einheiten würden einen Krieg auf iranischem Territorium „niemals zulassen“, bekräftigte Salami.

Er hoffe, dass die USA keinen „strategischen Fehler“ machten, fügte er unter Hinweis auf frühere „Abenteuer“ Washingtons gegenüber seinem Land hinzu. Salami sprach am Samstag bei der Einweihung einer neuen Ausstellung in Teherans Museum der Islamischen Revolution und Heiligen Verteidigung. Die Schau zeigt nach iranischen Angaben Drohnen aus den USA und anderen Staaten, die auf iranischem Gebiet abgefangen wurden.

Neue US-Sanktionen gegen Iran

Die US-Regierung verhängte knapp eine Woche nach den Angriffen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien indes neue Sanktionen gegen die iranische Zentralbank und Staatsfonds wegen angeblicher Finanzierung terroristischer Aktivitäten. „Wir haben jetzt alle Einkommensquellen des Iran abgeschnitten“, sagte Finanzminister Steven Mnuchin. Die USA forderten alle Regierungen auf, nicht mehr mit der iranischen Zentralbank zu kooperieren.