Ein heftiges Nachbeben kurz nach Mitternacht sorgte für neue Ängste unter den Menschen. Das stärkste Beben am Samstagnachmittag hatte nach Angaben des albanischen Verteidigungsministeriums eine Stärke von 5,8. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit 5,6 an. Es ereignete sich kurz nach 16.00 Uhr (MESZ). Zwei weitere Beben mit Stärken von 5,1 und 4,7 folgten.
Laut dem Ministerium lag das Zentrum des ersten Bebens unweit vom Kap Rodon nördlich der Hafenstadt Durres. Das Ministerium sprach vom schwersten Erdbeben in Albanien seit Jahrzehnten. In einer ersten Bilanz der Regierung hieß es nach einer Krisensitzung in der Nacht auf Sonntag, dass mindestens 293 Häuser beschädigt worden seien, zudem seien an 20 Wohngebäuden Risse registriert worden.
Menschen liefen in Panik auf die Straße
Das nächtliche Nachbeben wurde mit einer Stärke von 4,8 gemessen. Über die Auswirkungen dieses Erdstoßes liegen noch keine Angaben vor. Laut Medienberichten lösten die Erdstöße Panik vor allem in Durres und in der albanischen Hauptstadt Tirana aus. Menschen liefen erschrocken in großer Zahl auf die Straße. Die Beben waren auch in den Nachbarländern Montenegro und Nordmazedonien zu spüren, wie es in Medienberichten aus den beiden Ländern hieß.
Fotos zeigen starke Gebäudeschäden – etwa an der Geologiefakultät in Tirana. Herabfallende Steine und andere Trümmerteile zerstörten dort Autos. An einem anderen Gebäude in Tirana war ein vertikaler Riss über mehrere Etagen zu erkennen.
Bericht: Viele Minderjährige unter Verletzten
Gesundheitsministerin Ogerta Manastirliu besuchte noch am späten Nachmittag die Notaufnahme des Unfallkrankenhauses in Tirana. Fälle von ernsthaften Verletzungen habe sie nicht gesehen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur ATA. Nach Darstellung der Nachrichtenseite Shqiptarja.com waren unter den Verletzten viele Minderjährige mit Kopf- und Gliederverletzungen.
Ministerpräsident Edi Rama sagte wegen der Erdbebenserie seine Teilnahme an der UNO-Vollversammlung in New York ab. Er unterbrach seine Reise in Frankfurt, um nach Albanien zurückzukehren, wie ATA unter Berufung auf Regierungsstellen berichtete. In der Krisensitzung der Regierung lobte er nach Angaben von ATA die Arbeit der Not- und Rettungsdienste, die nach seinen Worten „in Echtzeit“ reagiert hätten.
„Nicht an der Tagesordnung“
Der Mittelmeer-Raum gehört zu den aktivsten Erdbebenregionen Europas. Erdstöße wie die vom Samstag seien dennoch auch im an der Adria-Küste gelegenen Albanien „nicht an der Tagesordnung“, sagte eine Expertin der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Zuletzt habe es dort am 1. Juni bei Korce im Südosten des Landes ähnlich heftige Beben gegeben. Es kam zu einem Beben der Stärke 5,2 mit Nachbeben. Auch damals habe es „erhebliche Schäden“ gegeben.