Labour immer noch uneinig über Brexit-Kurs

Die britische Oppositionspartei Labour ist nach wie vor uneinig über ihren Brexit-Kurs. Parteichef Jeremy Corbyn sagte heute am Rande der Labour-Jahreskonferenz in Brighton der BBC, er werde eine Sonderkonferenz oder ein Treffen einberufen, um die Haltung der Partei festzulegen. Dafür erntete er sofort Widerspruch.

Die Partei sollte sofort darüber entscheiden, wofür sie in einem etwaigen neuerlichen Referendum über den EU-Austritt oder Verbleib Großbritanniens werben wolle, sagte die außenpolitische Sprecherin von Labour, Emily Thornberry, ebenfalls am Rand des Parteitags: „Ich meine, dass dieser Parteitag das klären sollte.“

Teile von Labour wollen, dass Großbritannien in der EU bleibt, andere bestehen dagegen auf einem Austritt. Corbyn selbst bezog keine Position: „Ich bin stolz auf die Demokratie in der Partei und ich werde selbstverständlich alles mittragen, was die Partei beschließt.“

Parteivize für neues Referendum

Gestern scheiterte in Brighton der Versuch des linken Parteiflügels, den Posten des stellvertretenden Parteivorsitzenden abzuschaffen. Parteivize ist derzeit Tom Watson. Watson fordert im Gegensatz zu Corbyn ein neues Referendum über den Austritt Großbritanniens aus der EU vor einer Neuwahl. Corbyn strebte bisher eine Volksbefragung erst nach einer Wahl an. Anhänger und Anhängerinnen Corbyns werfen Watson Illoyalität vor.

Kritisiert werden auch Vorwürfe Watsons, Corbyn unternehme zu wenig gegen antisemitische Tendenzen in der Partei. Corbyn sprach sich gegen den Antrag des linken Parteiflügels zur Abschaffung des Parteivizes aus, plädierte aber für eine Überprüfung der Posten des Stellvertreters und anderer Ämter, die den Parteichef unterstützen sollen.