Sonne über der Antarktis
AP/TAPIR/Ric Tapia
Alarmierender Klimabericht

Erderwärmung schreitet rasch voran

24 Stunden vor dem UNO-Klimagipfel in New York haben Fachleute der Weltwetterorganisation (WMO) am Sonntag einen neuen alarmierenden Bericht zur Klimakrise vorgelegt. Die Jahre von 2015 bis 2019 dürften nach vorläufigen Berechnungen die heißeste Fünfjahresperiode seit Beginn der Messungen vor rund 150 Jahren gewesen sein, heißt es darin.

Die durchschnittliche Temperatur weltweit lag laut WMO in diesem Zeitraum um 1,1 Grad über jener der vorindustriellen Zeit. Verglichen mit der vorherigen Fünfjahresperiode lag der Anstieg bei 0,2 Grad. Das geht aus dem neuen Klimabericht der WMO hervor, in dem sie am Tag vor dem UNO-Klimagipfel in New York zusammen mit wissenschaftlichen Instituten die wichtigsten Klimaerkenntnisse zusammengetragen hat.

Um den Anstieg der Durchschnittstemperatur bis 2100 unter zwei Grad zu halten, müssten die Anstrengungen zur Reduzierung der Treibhausgase verdreifacht werden, sagte WMO-Generaldirektor Petteri Taalas. Um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei eine Verfünffachung nötig. Das Zweigradziel halten Wissenschaftler für das mindeste, um eine gefährliche Störung des Weltklimas abzuwenden. Im Weltklimaabkommen von Paris hatten Staaten vor vier Jahren vereinbart, eine Begrenzung von 1,5 Grad anzustreben.

„Folgen des Klimawandels sind stärker geworden“

„Alle Signale und Folgen des Klimawandels – der Anstieg des Meeresspiegels, der Eisverlust, das Extremwetter – sind stärker geworden“, berichtete die WMO. Es sei dringend nötig, jetzt ehrgeizige Klimaziele zu setzen. „Der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt sich, und wir fürchten, dass ein abrupter Rückgang des Eises in der Antarktis und in Grönland die Entwicklung noch verschärft“, sagte Taalas.

Waldbrände bei Santa Cruz, Bolivien
APA/AFP/Ministry of Europe and Foreign Affairs
Brandgebiet in Bolivien: Mit der Erderwärmung werden Naturkatastrophen zunehmen, warnt die WMO

Die WMO fasst in dem Bericht die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum dramatischen Rückgang des Eises, zum Anstieg des Meeresspiegels, zur Versauerung der Meere sowie zu den klimatischen Ursachen für extreme Hitzewellen, Waldbrände und Überschwemmungen zusammen.

Thunberg: „Uns kann niemand stoppen“

Am Montag beraten die Staats- und Regierungsspitzen der Welt in New York beim Klimagipfel der Vereinten Nationen über Maßnahmen gegen die Klimakrise. Bereits am Samstag waren in der Stadt 500 Jugendliche zum erstmals abgehaltenen UNO-Jugendgipfel für Klimaschutz zusammengekommen. Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg erklärte dabei, dass „uns junge Leute niemand stoppen kann“.

Die Schwedin hatte mit ihren Schulstreiks die neue weltweite Protestbewegung gegen die Erderwärmung in Gang gesetzt, die am Freitag in der bisher größten Protestaktion gipfelte. „Gestern sind Millionen Menschen rund um den Globus marschiert und haben wirkliche Klimamaßnahmen verlangt, vor allem junge Leute“, sagte die 16-Jährige in New York.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres lobte das Engagement der Jugendlichen. Sie hätten einen „Moment des Wandels“ herbeigeführt, sagte er. Zugleich gestand er ein, dass seine Generation schon zu viel verpasst habe. Als er 2017 das Amt des UNO-Generalsekretärs übernommen habe, sei er schon verzweifelt gewesen, weil der Klimawandel nicht ernst genommen worden sei. „Ich wusste, es muss etwas geschehen. Und es ist die Jugend, die da etwas in Bewegung gebracht hat“, so Guterres, der nun auch auf politischer Ebene einen Wandel und ein Umdenken ortet – aber es müsse noch mehr getan werden, um das Rennen in der Klimakrise nicht zu verlieren.

Guterres fordert „konkrete“ und „realistische“ Pläne

An die Staats- und Regierungsspitzen gerichtet sagte Guterres, er wolle am Montag keine bloßen Reden, sondern „konkrete“ und „realistische“ Pläne zur Reduktion der Treibhausgase hören. Österreich ist in New York durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, Umweltministerin Maria Patek und Außenminister Alexander Schallenberg vertreten.

Bereits am Freitag hatte Van der Bellen eine neue, von mehr als 30 Staats- und Regierungschefs unterstützte Klimainitiative lanciert. Zu den Unterzeichnern zählen Staats- und Regierungschefs aus Europa, Afrika, Asien und Ozeanien. Mit der 14-Punkte-Initiative treten die Unterzeichner dafür ein, die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens engagierter anzugehen. Die aktuellen Maßnahmen „reichen nicht aus, um die im Übereinkommen von Paris niedergelegten langfristigen Ziele zu erreichen“, heißt es in der Erklärung.

UNO-Umweltpreis geht an Costa Rica

Costa Rica wird unterdessen vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) für seinen als vorbildlich bezeichneten Kampf gegen den Klimawandel mit dem Champions of the Earth Award ausgezeichnet. „Costa Rica ist ein Pionier beim Schutz des Friedens und der Natur und ein Vorbild für die Region und die Welt“, sagte UNEP-Chefin Inger Andersen. Es ist das erste Mal, dass der Umweltpreis in der Kategorie „Politische Führung“ an ein Land vergeben wurde. Costa Rica gewinnt 98 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen. Bis 2050 will das mittelamerikanische Land CO2-neutral sein.