Ärzte ohne Grenzen: WHO rationiert Ebola-Impfstoff

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) wirft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, den Ebola-Impfstoff in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) zu rationieren. Rund 225.000 Menschen seien seit Anfang August 2018 geimpft worden, doch diese Zahl sei „in hohem Maße unzureichend“, teilte die Organisation heute mit. Die WHO wies die Vorwürfe zurück.

Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Schutzanzügen bei der Ebola Impfung im Kongo
Reuters/Baz Ratner

Die Gründe für die Einschränkungen seien unklar, hieß es in der Mitteilung von MSF weiter. Der Impfstoff des deutschen Pharmakonzerns Merck habe „seine Sicherheit und Wirksamkeit unter Beweis gestellt“.

Einen Mangel an dem Arzneimittel schloss MSF als Grund aus. Merck habe gesagt, dass zusätzlich zu den bereits an die WHO gelieferten 245.000 Impfdosen bei Bedarf 190.000 weitere Dosen verschickt werden könnten. In den nächsten sechs bis 18 Monaten könnten weitere 650.000 Impfdosen geliefert werden, hieß es.

WHO bestreitet Vorwürfe

Bis zu 2.500 Menschen könnten täglich geimpft werden statt wie derzeit bis zu 1.000, sagte Isabelle Defourny von MSF. Die Organisation forderte die Einrichtung eines „unabhängigen internationalen Koordinierungsausschusses“, um Transparenz bei der Verwaltung des Bestands an Impfdosen zu gewährleisten.

Die WHO bestritt, den Zugang zu dem Arzneimittel einzuschränken. Sie tue „alles ihr Mögliche“, um die Epidemie zu beenden, teilte die Organisation mit. Sie arbeite eng mit der Regierung der DR Kongo zusammen, um so viele Gemeinden und Menschen wie möglich in den betroffenen Gebieten zu erreichen.

Der Gesundheitsminister der DR Kongo, Oly Ilunga, war Ende Juli zurückgetreten, nachdem er als Leiter des landesweiten Programms zur Ebola-Bekämpfung abgelöst worden war. Ilunga wird beschuldigt, für den Kampf gegen Ebola vorgesehene Mittel unterschlagen zu haben. Seine Anwälte wiesen die Anschuldigungen zurück.

WHO: Seit 2018 3.145 Ebola-Fälle in DR Kongo

In seinem Rücktrittsschreiben kritisierte Ilunga Pläne der WHO, einen neuen Ebola-Impfstoff einzuführen, der sich noch in der Testphase befindet. „Seit einigen Monaten wird starker Druck ausgeübt, um ein neues Experiment in der Demokratischen Republik Kongo durchzuführen“, schrieb Ilunga.

Die WHO hatte auf die Einführung eines zweiten Impfstoffs gedrängt, der von einer Tochtergesellschaft des US-Konzerns Johnson & Johnson hergestellt wurde. Das Gesundheitsministerium unter Ilunga hatte das abgelehnt. Seit Beginn der Epidemie vor einem Jahr registrierte die Regierung in der DR Kongo der WHO zufolge insgesamt 3.145 Fälle. Mehr als 2.100 Menschen starben an dem Virus.