Ein Hinweisschild zum Wahllokal
APA/Barbara Gindl
NR-Wahl

Spitzenkandidaten gaben Stimme ab

Die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten zur Nationalratswahl haben am Sonntagvormittag ihre Stimme in ihrem jeweiligen Wahllokal abgegeben. Dabei resümierten sie teils ihren Wahlkampf und blickten positiv in die Zukunft Richtung Wahlergebnis.

Staatstragend gab sich ÖVP-Spitzenkandidat und -Chef Sebastian Kurz nach seiner Stimmabgabe. Der ehemalige Bundeskanzler und Favorit bei der Nationalratswahl ging kurz nach 11.00 Uhr gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in seinem Wiener Heimatbezirk Meidling wählen. In seiner kurzen Ansprache danach drückte er seine Hoffnung nach einem Plus vor dem Ergebnis seiner Partei aus.

Bereits lange vor dem Eintreffen des Ex-Kanzlers hatte sich eine Schar von Journalisten und Journalistinnen, aus Österreich wie aus dem Ausland, vor dem Wahllokal eingefunden. Nach der Stimmabgabe stellte er sich vor die Mikrofone: „Ich darf Sie ganz herzlich im 12. Bezirk begrüßen.“

ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz
APA/Georg Hochmuth
ÖVP-Chef und -Spitzenkandidat Sebastian Kurz an der Seite seiner Lebensgefährtin nach der Stimmabgabe

„Zuversichtlich“ zeigte sich Kurz, bei der Wahl den ersten Platz zu erreichen, ein weiteres Ziel sei es, eine Mehrheit gegen sich und die ÖVP zu verhindern. Wenig überraschend wollte er sich zu Koalitionspräferenzen nach der Wahl nicht äußern. Stattdessen wünschte er sich, dass möglichst viele Österreicherinnen und Österreicher vom Stimmrecht Gebrauch machen.

SPÖ-Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner
APA/Roland Schlager
SPÖ-Chefin und -Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner und im Hintergrund ihr Mann nach der Stimmabgabe

Rendi-Wagner: Sehr guter Wahlkampf mit vielen Themen

Als erste der Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten gab am Vormittag SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ihre Stimme zur Nationalratswahl ab. In ihrem Wahllokal im ersten Wiener Gemeindebezirk erschien sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Michael Rendi.

Die rote Spitzenkandidatin erklärte in einem kurzen Statement, dass ihre Partei einen sehr guten Wahlkampf mit vielen Themen geführt habe. Eine Prognose für den Ausgang wollte sie nicht stellen, da heute der Wähler das Wort habe. Die Österreicher hätten es dabei in der Hand, eine Fortsetzung von Türkis-Blau zu verhindern. Den Tag wird Rendi-Wagner zunächst im Kreise ihrer Familie verbringen.

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer
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FPÖ-Chef und -Spitzenkandiat Norbert Hofer an der Seite seiner Frau auf dem Weg zum Wahllokal

Hofer sieht „echte Herausforderung“

FPÖ-Chef und -Spitzenkandidat Norbert Hofer gab am Vormittag in Begleitung seiner Frau seine Stimme ab. In Bezug auf seine Erwartungshaltung gab sich Hofer vor seinem Wahllokal im burgenländischen Pinkafeld (Bezirk Oberwart) zurückhaltend. Die Ausgangssituation der FPÖ sei „eine echte Herausforderung“, er erwarte einen „sehr spannenden Tag“, so Hofer. Nach den schwierigen vergangenen Monaten, Wochen und auch Tagen sei er gespannt, wie die Wahl ausgehen werde. Das „Ibiza-Video“ und die Spesenaffäre seien „natürlich eine Vorbelastung“. „Aber ich bin es gewohnt, ein paar Steine im Rucksack mitzutragen“, sagte Hofer.

Sein Wunschergebnis sei „eine stabile Basis, damit die Regierungsarbeit fortgesetzt werden kann“, so der FPÖ-Chef. Stimmenmäßig würde sich das wohl ausgehen, „die Frage ist, ob man in Koalitionsverhandlungen auch zusammenkommt“. Nach der Wahl, beim Bundesparteivorstand der FPÖ am Dienstag, will Hofer dann damit beginnen, die Partei neu aufzustellen. Dabei werden sowohl die strategische Grundausrichtung als auch eine inhaltliche Vertiefung Thema sein, so Hofer weiter. Zudem wolle Hofer die „Kraft im urbanen Bereich“ stärken, um künftig in den Städten bessere Wahlergebnisse erzielen zu können. Auch eine Social-Media-Richtlinie für Funktionäre sei angedacht.

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger
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NEOS-Spitzenkandidatin und -Chefin Beate Meinl-Reisinger nach der Stimmabgabe im neunten Wiener Gemeindebezirk

Meinl-Reisinger: Es wird gut ausschauen

NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger gab ihre Stimme in ihrem Wahllokal im neunten Wiener Gemeindebezirk ab. Eine Prognose für das Wahlergebnis wollte sie keine abgeben, sie zeigte sich aber zuversichtlich. „Es wird sehr gut ausschauen“, sagte sie zu den wartenden Journalisten.

Mit dem Wahlkampf könnte NEOS sehr zufrieden sein. So wie vermutlich viele Österreicher sei sie aber froh, wenn es vorbei ist, sagte Meinl-Reisinger. Sie wünsche sich vor allem, dass es nach diesem Wahltag eine andere Regierung als die türkis-blaue Koalition, die vor dem Erscheinen des „Ibiza-Videos“ regierte, gibt.

Die Stunden nach der Stimmabgabe will sie mit einem Familienspaziergang verbringen, ab dem frühen Nachmittag wollte sie sich dann auf den Wahlabend vorbereiten. „Ich freue mich wahnsinnig über diesen wunderschönen Spätsommer- oder Frühherbsttag. Den werde ich jetzt mit meiner Familie genießen“, sagte die NEOS-Chefin.

Grünen-Spitzenkandidat Werner Kogler
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Der grüne Spitzenkandidat Werner Kogler und seine Lebensgefährtin auf dem Weg zum Urnengang

Kogler formuliert nochmals Wahlziele

Werner Kogler, Spitzenkandidat der Grünen, gab am Vormittag in einer Volksschule in Wien-Wieden seine Stimme für die Nationalratswahl ab. Man dürfe sich von den Umfragen nicht täuschen lassen, sagte er den wartenden Journalisten. „Wer Grüne im Parlament will, soll im Zweifel auch Grün wählen.“

Wieder hineinzukommen und möglichst stark zu werden seien seine Ziele, so Kogler, der sich aber keine quantitative Latte legte. „Wir haben bis halb zwei in der Früh wahlgekämpft“, so Kogler. Begleitet wurde Kogler von seiner Lebensgefährtin Sabine Jungwirth, der Chefin der Grünen Wirtschaft Österreich.

Wie es nach dem Wahltag weitergehen werde, ließ er offen: „Es ist das Prinzip aufrecht: Wir reiten in die Stadt, der Rest ergibt sich.“ Ohne eine Steigerung für die Grünen erkannte er jedenfalls keine Perspektive für sich. „Wenn wir nicht gestärkt herausgehen, dann bin ich morgen zurückgetreten“, so Kogler.

Spitzenkandidat Peter Pilz (Liste JETZT)
APA/Helmut Fohringer
JETZT-Gründer Peter Pilz mit seiner Frau im Hintergrund auf dem Weg zum Wahllokal

Optimismus bei Peter Pilz

Der Gründer von JETZT, Peter Pilz, gab am späten Vormittag in einer Volksschule im Wiener Stadtteil Kaisermühlen seine Stimme ab. Begleitet von seiner Frau Gudrun zeigte sich der Langzeitabgeordnete zuversichtlich, trotz schwacher Umfragen den Wiedereinzug ins Parlament zu schaffen: „Ja, wahrscheinlich geht es sich aus.“

„Wir holen die ganze Zeit auf, und heute werden wir sehen, ob wir alles aufgeholt haben“, sagte Pilz und betonte, mit einem guten Gefühl zur Wahl zu gehen. Vor zwei Jahren seien viele seiner Wähler von den Grünen gekommen, „da werden viele zurückgehen, das ist klar“. Jetzt gehe es daher um neue Mehrheiten, und er wolle mit seiner Partei eine Alternative zur FPÖ sein. Eine Rückkehr zu den Grünen schloss er für sich aus: „Niemals.“

Den restlichen Wahltag will Pilz zu Hause verbringen. Lesen, kochen und sein „syrisches Patenkind“ treffen. Erst gegen 19.00 Uhr werde er in die Wahlzentrale in der Hofburg kommen, danach sein Team besuchen, „und dann wird auf jeden Fall gefeiert“.

Van der Bellen: Kein Zeitdruck bei Regierungsbildung

Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein schritt am Nachmittag in einer Volksschule in Wien-Neubau zur Wahl. Die Kanzlerin gab sich vor den wartenden Journalisten zugeknöpft. „Das ist ein wichtiger Tag für Österreich“, meinte sie nach dem Urnengang knapp. Weitere Fragen wollte sie nicht beantworten.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen ging Sonntagvormittag mit Gattin Doris Schmidauer und „First Dog“ Juli in einer Volksschule in Wien-Landstraße zur Wahlurne. Nach der Wahl will er in Sachen Regierungsbildung „keinen Zeitdruck“ machen, wie Van der Bellen vor Journalisten sagte.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen
APA/PBundesheer/Peter Lechner
Bundespräsident Alexander Van der Bellen stellte sich nach der Stimmabgabe den Journalistinnen und Journalisten

Als besonders schmutzig wollte der Bundespräsident den abgelaufenen Wahlkampf nicht bezeichnen. „Jeder Wahlkampf ist hart“, sagte er und verwies auf eigene Erfahrungen in einer langen politischen Karriere – mehr dazu in wien.ORF.at.