Jubel bei der ÖVP
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„Historischer Tag“

ÖVP bejubelt Wahlerfolg

Die ÖVP bejubelt den Wahlerfolg. „Heute ist ein historischer Tag für die Volkspartei“, sagte Generalsekretär Karl Nehammer am Sonntag vor jubelnden Fans in der Parteizentrale. ÖVP-Spitzenkandidat und Ex-Kanzler Sebastian Kurz zeigte sich vom Ergebnis „überwältigt“. Auf Koalitionsspekulationen wollte sich Kurz noch nicht einlassen. Andere Parteikollegen dachten hingegen schon über Koalitionsvarianten nach.

Er habe „definitiv“ nicht mit einem Ausgang in dieser Höhe gerechnet, sagte Kurz in der ÖVP-Wahlzentrale im Kursalon Hübner. Er sei „unendlich dankbar“ und nehme das „Vertrauen mit Demut“ an. Die vier Monate seit der Abwahl seien „schwer“ gewesen, so Kurz vor seinen Anhängern. Jetzt habe die Bevölkerung die ÖVP aber eindrucksvoll zurückgewählt.

„Mir fehlen die Worte, und ich bin selten sprachlos“, erklärte Kurz vor seinen Anhängern. Der Spitzenkandidat dankte in seiner kurzen Ansprache den ÖVP-Landeshauptleuten, den Bünden und den Funktionären für ihre Unterstützung in den vergangenen Wochen.

„Gespräche mit allen“

Im ORF kündigte Kurz an, dass er nun mit allen im Parlament vertretenen Parteien Gespräche führen werde. Er wolle eine möglichst respektvolle Zusammenarbeit mit allen Parteien. Vor seinen Anhänger hatte er zuvor erklärt, seine Bundesregierung sei vor vier Monaten im Nationalrat abgewählt worden, „heute hat uns die Bevölkerung zurückgewählt“. Kurz sprach von einem historischen Tag für die ÖVP, die noch nie mit einem so großen Vorsprung eine Wahl gewonnen habe.

Sprechchöre für Kurz

Parteichef Sebastian Kurz macht dieses Ergebnis „fast sprachlos“, wie er vor seinen Anhängern sagt.

„Jetzt feiern wir einmal“

Auf Koalitionsvarianten wollte sich zuvor schon Nehammer – wie auch andere Parteivertreter – nicht festlegen. Nehammer strich insbesondere den historischen Vorsprung auf die zweitplatzierte SPÖ heraus. „Heute ist einmal der Tag von Sebastian Kurz und der Volkspartei, dann ist der Bundespräsident am Zug, und dann werden Gespräche stattfinden. Dann werden wir sehen, mit wem man am besten eine Regierung bilden kann“, sagte Nehammer, von lauten „Kanzler Kurz“-Sprechchören übertönt. Bei der ersten Hochrechnung fielen die anwesenden ÖVP-Granden, Kandidaten und ehemaligen Minister einander vor lauter Freude um den Hals und in die Arme.

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Sebastian Kurz
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Parteichef Kurz zeigte sich überwältigt vom Wahlerfolg
Menschen in der Wahlzentrale der ÖVP klatschen
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Warten auf das Wahlergebnis bei der ÖVP
Jubel der ÖVP-Anhänger
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Jubel kurz nach der ersten Hochrechnung
Köstinger, Edtstadler und Bogner-Strauß
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Elisabeth Köstinger, Karoline Edtstadtler und Juliane Bogner-Strauß steht die Freude ins Gesicht geschrieben
Jubel der ÖVP
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Große Freude auf der ÖVP-Wahlfeier
Sebastian Kurz wird umjubelt
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Sichtlich gelöst nahm Kurz ein Bad in der Menge
Sebastian Kurz auf der ÖVP-Wahlfeier
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37,1 Prozent – ÖVP-Fans präsentieren das Ergebnis ihrer Partei
Anhänger halten auf der ÖVP-Wahlfeier Schilder für Sebastian Kurz in die Höhe
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Gebannte Blicke auf die Leinwände
Sobotka und ein FPÖ-Mitarbeiter beim Selfie
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ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka zeigte sich vom Wahlergebnis begeistert
ÖVP-Parteichef Sebastian Kurz trifft in der Wahlzentrale ein
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Medienansturm auf den Ex-Kanzler beim Eintreffen bei der ÖVP-Wahlfeier

Die ehemalige Umweltministerin Elisabeth Köstinger sagte gegenüber ORF.at, man werde „jetzt nicht über Koalitionsvarianten reden. Wir haben ein Rekordergebnis geschafft, jetzt feiern wir einmal, wir freuen uns aus ganzem Herzen.“ Der ehemalige Finanzminister Hartwig Löger sagte, er gehe „davon aus, dass der Reformweg für Österreich gut fortgesetzt wird. Kurz wird die Regierungsverantwortung übernehmen, was auch immer das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen ist.“

Jubel bei der ÖVP

Die erste Hochrechnung wurde bei der ÖVP-Party lautstark gefeiert.

Auch Blümel will sich nicht festlegen

ÖVP-Listendritter Gernot Blümel wollte ebenfalls nicht über Koalitionsvarianten spekulieren. „Jetzt ist einmal der Bundespräsident (Alexander Van der Bellen, Anm.) am Wort“, sagte Blümel zur APA. Er gab zwei Interpretationen des Ergebnisses: Zum einen seien jene Parteien vom Wähler abgestraft worden, die Bundeskanzler Sebastian Kurz abwählten, meinte er mit Blick auf die Abwahl Kurz im Parlament. Zum anderen sei die Klarheit hervorzuheben, „mit der die Wähler Sebastian Kurz als nächsten Bundeskanzler haben wollen“, so Blümel.

Für Wirtschaftsbundespräsident Harald Mahrer kam das Ergebnis der ÖVP „nicht so unerwartet“. „Für den Standort Österreich kommen alle Koalitionsvarianten infrage – es liegen alle Optionen auf dem Tisch“, sagte er gegenüber ORF.at Auch ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka lässt sich in Sachen künftiger Koalitionspartner für die Volkspartei noch nicht in die Karten schauen. „Es ist alles offen. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten“, sagte Sobotka zu Journalisten.

Sobotka vom Ergebnis begeistert

Sobotka würde gerne Nationalratspräsident bleiben.

„Es haben alle zulegen können, das ist das Freudige am heutigen Tag“, sagte ÖVP-Klubobmann August Wöginger gegenüber ORF.at. „Sebastian Kurz hat die Hände ausgestreckt, er wird auf alle Fraktionen zugehen, und dann muss man schauen, wo es inhaltlich die meisten Überschneidungen gibt.“

Erste Stimmen gegen Koalitionen mit FPÖ

Der ehemalige ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann fand gegenüber ORF.at klare Worte. Angesprochen auf eine mögliche Koalition mit der FPÖ sagte er: „Eine Koalition der Verlierer ist nicht das, was der Wählerwille wollte.“ Auf die Frage, ob eine Koalition mit den Grünen eine Option wäre, sagte Faßmann: „Zum Beispiel. Es wurde von der ÖVP immer betont: Alles ist möglich." Eine Minderheitsregierung sei nur die letzte Möglichkeit.

Ex-ÖVP-EU-Kommissar Franz Fischer sprach sich gegen eine erneute Koalition der Volkspartei mit den Freiheitlichen aus. „Das ist nicht meine Präferenz“, sagte Fischler vor Journalisten. Mit welcher Partei die ÖVP nun in Koalitionsverhandlungen treten solle, wollte Fischler nicht sagen, da es dafür noch zu früh sei.

Der frühere ÖVP-Klubobmann und Nationalratspräsident Andreas Khol bezeichnete eine Koalition mit den Grünen als glaubwürdige Möglichkeit. Aber auch eine Koalition mit SPÖ bzw. FPÖ wollte Khol vor Journalisten nicht ausschließen.

Volksanwalt Werner Amon hat „keine großen Vorlieben, was eine Koalition betrifft. Aber der heutige Tag war sicher kein Zeichen, uns inhaltlich in eine andere Richtung zu bewegen. Ich möchte, dass der erfolgreiche Weg des Sebastian Kurz über die nächsten Jahre weitergegangen wird.“ Ob eine Koalition mit den Grünen möglich ist, werde „letztendlich auch an den Grünen liegen“, so Amon gegenüber ORF.at.

Kursalon in Türkis

Die Wahlzentrale der ÖVP im Kursalon Hübner hatte sich am Sonntag ab 16.00 Uhr begonnen zu füllen. Nach und nach trafen Sympathisanten sichtlich gut gestimmt ein. Bei einer ORF-Livezuschaltung kurz vor 16.30 Uhr ertönten „Kanzler Kurz“-Rufe. Die Farbe der Wahl war nicht nur im Kursalon, sondern auch modetechnisch freilich auch diesmal wieder Türkis. Verköstigt wurden die Feiernden mit Frankfurter. Pünktlich um 16.00 Uhr begann das Programm, die Moderation übernahm Peter L. Eppinger.

Der Saal im Kursalon war bald gesteckt voll. Vor der Hochrechnung hatte Nehammer den zahlreichen Wahlhelfern und ihren Familien gedankt. Zudem erinnerte er an den Wahlkampf mit „Dirty Campaigning“. Es sei „unendlich viel“ passiert. Spitzenkandidat Kurz habe „Häme und Spott“ erleiden müssen und sei von einer Allianz aus SPÖ und FPÖ niedergestimmt worden, erinnerte Nehammer an Kurz’ Abwahl.