Dass NEOS trotz der starken Ergebnisse der Grünen und der ÖVP dazugewinnen konnte, zeige, so Meinl-Reisinger, dass „wir die Meinungsforscher Lügen gestraft haben. Wir bedeuten Österreich etwas, und das wird auch in Zukunft so bleiben.“ Eines sei nach dieser Wahl „sonnenklar“: „Eine Fortsetzung von Türkis-Blau darf es nicht geben“, sagte Meinl-Reisinger. NEOS legte gegenüber der letzten Wahl (Ergebnis 2017: 5,3 Prozent) deutlich zu. Auf der Wahlparty brannte großer Jubel auf, als die Hochrechnung bekanntgegeben wurde – am lautesten war dieser allerdings, als das große Minus bei der FPÖ bekanntwurde.
Überschattet wurde der laut Meinl-Reisinger „große Tag der Freude“ allerdings dadurch, dass NEOS bei den Koalitionsverhandlungen wohl keine Rolle spielen wird – eine Mandatsmehrheit für ÖVP und Grüne im Nationalrat scheint sicher. „Wir werden da keine Rolle mehr spielen“, sagte NEOS-Mandatar Sepp Schellhorn. Er geht nun davon aus, dass NEOS als „beste Oppositionspartei“ ihre Arbeit fortsetzen wird. Selbiges tat Meinl-Reisinger inmitten ihrer Anhänger auf der Wahlparty kund.
Spitzenkandidatin im Gespräch
„Jetzt überwiegt einmal die Freude“, so Meinl-Reisinger gegenüber ORF.at. Bezüglich Koalition liege der Ball jetzt bei Sebastian Kurz.
„Dirndl-Koalition“ in Ferne gerückt
Auch der prominenteste NEOS-Quereinsteiger, Ex-„Kurier“-Herausgeber Helmut Brandstätter, erwartet, dass ÖVP-Chef Sebastian Kurz mit den Grünen regieren wird. „Mit der SPÖ will er nicht“, und für Kurz sei die „zerfallende FPÖ“ ein zu großes Risiko, schätzt Brandstätter.
Andere NEOS-Mandatare haben eine potenzielle „Dirndl-Koalition“ aus ÖVP, Grünen und ihnen dagegen noch nicht aufgegeben. Vizeklubchef Nikolaus Scherak meinte auf Puls 4, mit einer größeren Mehrheit wären die großen Fragen besser zu lösen. Mit einer so knappen Mehrheit, wie ÖVP-Grün sie habe, wäre das schwierig.
Erst 2012 formiert, hat sich NEOS ziemlich flott etabliert: 2013 zog die Partei mit 4,9 Prozent in den Nationalrat ein, 2017 hielt sie sich mit 5,3 Prozent, auch im EU-Parlament klappte es auf Anhieb. Mittlerweile ist NEOS in fünf Landtagen (Wien, Vorarlberg, Niederösterreich, Salzburg und Tirol) vertreten und seit 2018 auch in der Salzburger Landesregierung.
Brandstätter: „Ich bin begeistert“
Der NEOS-Quereinsteiger und einstige „Kurier“-Herausgeber freut sich auf seine neue Aufgabe und darüber, dass die „Korruptionisten und Rechtsextremen weg vom Fenster sind“.
Dass NEOS (Das Neue Österreich) auch ohne Parteigründer Matthias Strolz überlebensfähig ist, hat Meinl-Reisinger erneut bewiesen. Dass sie einen derart engagierten Wahlkampf hinlegte, ist keine Selbstverständlichkeit – erst im Frühling wurde die 41-Jährige zum dritten Mal Mutter. NEOS positionierte sich konsequent als Alternative „zur türkis-blauen Politik der Shows, der Angstmacherei und der Skandale“ – mit einigem Erfolg.