Meinl-Reisinger freut sich
ORF.at/Lukas Krummholz
Von Grünen überholt

NEOS zwischen Jubel und Koalitionsjammer

„Es ist in der Geschichte Österreichs das beste Ergebnis für eine liberale Partei“, hat NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger bei der Wahlfeier der Partei im Wiener Volksgarten gejubelt. Der Wunsch, bei den Koalitionsverhandlungen eine tragende Rolle zu spielen, hat sich dennoch nicht erfüllt.

Dass NEOS trotz der starken Ergebnisse der Grünen und der ÖVP dazugewinnen konnte, zeige, so Meinl-Reisinger, dass „wir die Meinungsforscher Lügen gestraft haben. Wir bedeuten Österreich etwas, und das wird auch in Zukunft so bleiben.“ Eines sei nach dieser Wahl „sonnenklar“: „Eine Fortsetzung von Türkis-Blau darf es nicht geben“, sagte Meinl-Reisinger. NEOS legte gegenüber der letzten Wahl (Ergebnis 2017: 5,3 Prozent) deutlich zu. Auf der Wahlparty brannte großer Jubel auf, als die Hochrechnung bekanntgegeben wurde – am lautesten war dieser allerdings, als das große Minus bei der FPÖ bekanntwurde.

Überschattet wurde der laut Meinl-Reisinger „große Tag der Freude“ allerdings dadurch, dass NEOS bei den Koalitionsverhandlungen wohl keine Rolle spielen wird – eine Mandatsmehrheit für ÖVP und Grüne im Nationalrat scheint sicher. „Wir werden da keine Rolle mehr spielen“, sagte NEOS-Mandatar Sepp Schellhorn. Er geht nun davon aus, dass NEOS als „beste Oppositionspartei“ ihre Arbeit fortsetzen wird. Selbiges tat Meinl-Reisinger inmitten ihrer Anhänger auf der Wahlparty kund.

Spitzenkandidatin im Gespräch

„Jetzt überwiegt einmal die Freude“, so Meinl-Reisinger gegenüber ORF.at. Bezüglich Koalition liege der Ball jetzt bei Sebastian Kurz.

„Dirndl-Koalition“ in Ferne gerückt

Auch der prominenteste NEOS-Quereinsteiger, Ex-„Kurier“-Herausgeber Helmut Brandstätter, erwartet, dass ÖVP-Chef Sebastian Kurz mit den Grünen regieren wird. „Mit der SPÖ will er nicht“, und für Kurz sei die „zerfallende FPÖ“ ein zu großes Risiko, schätzt Brandstätter.

Andere NEOS-Mandatare haben eine potenzielle „Dirndl-Koalition“ aus ÖVP, Grünen und ihnen dagegen noch nicht aufgegeben. Vizeklubchef Nikolaus Scherak meinte auf Puls 4, mit einer größeren Mehrheit wären die großen Fragen besser zu lösen. Mit einer so knappen Mehrheit, wie ÖVP-Grün sie habe, wäre das schwierig.

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Meinll-Reisinger jubelt
APA/Herbert Pfarrhofer
Es ist vollbracht: Beate Meinl-Reisinger hat NEOS endgültig etabliert
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger in der Wahlzentrale
APA/Herbert Pfarrhofer
„Es ist in der Geschichte Österreichs das beste Ergebnis für eine liberale Partei“, jubelte die Parteichefin
NEOS-Mitglieder in der Wahlzentrale
ORF.at/Peter Pfeiffer
Im Wiener Szeneclub Volksgarten feierte die Partei ihr sechsjähriges Bestehen im Nationalrat
Meinl-Reisinger jubelt auf der Wahlparty von NEOS
ORF.at/Lukas Krummholz
"Wir bedeuten Österreich etwas, und das wird auch in Zukunft so bleiben“
Meinl-Reisinger und Strolz bei der Wahlparty
ORF.at/Lukas Krummholz
Glückwünsche auf der Bühne gab es von Parteigründer Matthias Strolz, der sich im Wahlkampf im Hintergrund gehalten hatte
Beate Meinl-Reisinger (NEOS) bei einem Interview
ORF.at/Peter Pfeiffer
Überschattet wurde das Ergebnis dadurch, dass NEOS bei den Koalitionsverhandlungen wohl keine Rolle spielen wird
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger
ORF.at/Lukas Krummholz
Eine schwarz-grüne Koalition ist nun auch ohne NEOS möglich

Erst 2012 formiert, hat sich NEOS ziemlich flott etabliert: 2013 zog die Partei mit 4,9 Prozent in den Nationalrat ein, 2017 hielt sie sich mit 5,3 Prozent, auch im EU-Parlament klappte es auf Anhieb. Mittlerweile ist NEOS in fünf Landtagen (Wien, Vorarlberg, Niederösterreich, Salzburg und Tirol) vertreten und seit 2018 auch in der Salzburger Landesregierung.

Brandstätter: „Ich bin begeistert“

Der NEOS-Quereinsteiger und einstige „Kurier“-Herausgeber freut sich auf seine neue Aufgabe und darüber, dass die „Korruptionisten und Rechtsextremen weg vom Fenster sind“.

Dass NEOS (Das Neue Österreich) auch ohne Parteigründer Matthias Strolz überlebensfähig ist, hat Meinl-Reisinger erneut bewiesen. Dass sie einen derart engagierten Wahlkampf hinlegte, ist keine Selbstverständlichkeit – erst im Frühling wurde die 41-Jährige zum dritten Mal Mutter. NEOS positionierte sich konsequent als Alternative „zur türkis-blauen Politik der Shows, der Angstmacherei und der Skandale“ – mit einigem Erfolg.