Starke Stadt-Land-Unterschiede bei Urnenwahl

Die ÖVP hat bei der Nationalratswahl gestern wie schon vor zwei Jahren am Land deutlich stärker abgeschnitten als in den großen Städten. Allerdings hat die ÖVP auch im urbanen Raum zulegen können und die SPÖ fast eingeholt. Besonders stark ist der Unterschied zwischen Stadt und Land bei den Grünen, wie eine Analyse der Gemeindeergebnisse durch die APA zeigt.

Hätten ausschließlich ländliche Gemeinden gewählt, hätte die ÖVP mit 46,7 Prozent an der absoluten Mehrheit gekratzt. Damit liegt die Volkspartei in den Landgemeinden zwar deutlich stärker als im urbanen Raum, allerdings bedeuten auch die 26,1 Prozent der ÖVP in den großen Städten ein deutliches Plus von über drei Prozentpunkten gegenüber der Wahl vor zwei Jahren. Und mit der SPÖ, die im urbanen Raum starke Stimmenverluste an die Grünen hinnehmen musste, konnte die ÖVP somit fast gleichziehen.

SPÖ verlor auch in Städten stark

Die SPÖ kam am Sonntag in den großen Städten (Wien, Graz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg) nur noch auf 26,3 Prozent. Das ist zwar immer noch deutlich mehr als in den Landgemeinden, wo die Sozialdemokraten nur noch 18,2 Prozent schafften (minus vier Prozentpunkte), und mehr als im Umland der großen Städte (22,7 Prozent oder minus 5,2 Prozentpunkte). Aber vor zwei Jahren hatte die SPÖ in den großen Städten noch deutlich stärker gezogen und ein Drittel der Wählerinnen und Wähler überzeugt.

Parallel dazu konnten die Grünen in den großen Städten deutlich zulegen – und ihren Stimmenanteil auf 19,5 Prozent mehr als verdreifachen. Das ist den Grünen zwar auch am Land gelungen, aber auf deutlich niedrigerem Niveau (von 2,1 auf 8,3 Prozent).

FPÖ mit besseren Ergebnissen am Land

Und die FPÖ hat durch die Bank verloren – liegt wie schon 2017 aber in den Land- (18,6) und Umlandgemeinden (17,6) deutlich stärker als in den großen Städten (14,3 Prozent). Vergleichsweise ausgewogen die Ergebnisse von NEOS: 6,9 Prozent am Land und 8,9 Prozent in den Städten.

Zu beachten ist allerdings, dass bei all diesen Ergebnissen nur jene Stimmen ausgewertet wurden, die am Sonntag an der Wahlurne abgegeben worden sind. Die Wahlkarten – wo Grüne und NEOS traditionell besonders stark abgeschneiden – fehlen also. Der Grund dafür: Wahlkarten werden ausschließlich auf Bezirksebene ausgezählt. Eine Zuordnung der Briefwähler zu ihren Wohngemeinden ist also in den meisten Fällen nicht möglich.