Junge Menschen auf der Straße
ORF.at/Dominique Hammer
Nationalratswahl

Wer bei Jüngeren punkten konnte

Früher galten Junge als von der Politik vergessene Generation – die meisten Politikerinnen und Politiker waren fortgeschrittenen Alters, die Themen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen schafften es kaum bis gar nicht in den politischen Diskurs. Das hat sich stark geändert, auch durch äußere Einflüsse. Bei der Nationalratswahl wurde das einmal mehr deutlich sichtbar.

Um diese Tendenz vom vergangenen Wahlsonntag augenscheinlich zu machen, lohnt ein Blick auf das Wahlverhalten: Sofort ist zu erkennen, dass bei den Wählerinnen und Wählern unter dreißig ÖVP und Grüne gleichauf liegen. Die FPÖ – mit nur 16,1 Prozent große Wahlverliererin – kommt bei den Jungen auf weit überdurchschnittliche 20 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Älteren liegt die ÖVP klar voran – vor der SPÖ, die bei den Jüngeren nur sehr begrenzt begeistert.

Doch zurück zu den 27 Prozent der Grünen – einer Partei, die bei den Nationalratswahlen 2017 durch interne Querelen aus dem Parlament flog. Damals war die ÖVP, die mit frischem türkisem Anstrich und einem jungen Spitzenkandidaten auf Stimmenfang ging, bei den Jungen mit Abstand beliebter als die gebeutelten Grünen – 28 zu sieben hieß das in Zahlen. Damals Nummer eins war die FPÖ – mit 30 Prozent.

Türkise Dominanz

In diesem Zusammenhang lohnenswert ist auch der Blick auf die Datenkarte, die ausweist, wie Gemeinden mit hohem Anteil an 16- bis 29-Jährigen gewählt haben: Diese Karte zeigt die stärksten Parteien in den 528 Gemeinden, die zum 1. Jänner 2018 einen Anteil von über 16,9 Prozent an Personen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren an ihrer Einwohnerschaft hatten. Stark vertreten ist Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich.

Generell zeigt sich hier eine türkise Dominanz. Im Westen ist das Bild gar homogen – die Landeshauptstädte Innsbruck und Salzburg miteingeschlossen. In Oberösterreich sieht es ein wenig anders aus: Hier ist etwa Linz und das erweiterte Umland rot. Und Wien steht überhaupt als Ausnahme da: In der Bundeshauptstadt dominiert – wenn auch verlustreich – die SPÖ, die Grünen holen die klassischen Hochburgen innerhalb des Gürtels.

Diese Karte zeigt die stärksten Parteien in den 528 Gemeinden, die zum 1. Jänner 2018 einen Anteil von über 16,90 Prozent an Personen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren an ihrer Einwohnerschaft hatten. Sie gehören damit zum obersten Viertel aller Gemeinden in Bezug auf diese Datenreihe.

Graz fast im „27 zu 27“-Schema

Voll im Jungen-Trend bzw. nahe dem „27 zu 27“-Schema der unter 30-Jährigen (die eingangs beschriebene Verteilung zwischen ÖVP und Grünen) liegt im Übrigen Graz: Hier liegt die ÖVP mit etwa 28 Prozentpunkten vorn, die Grünen holten gut 25 Prozent. SPÖ und FPÖ hinken mit 17 bzw. 13 Prozentpunkten hinterher. Die KPÖ, auf kommunaler Ebene bei etwa 20 Prozent, schaffte – wie bereits bei anderen überregionalen Wahlen – gerade einmal 2,3 Prozent.

Das Teilergebnis zu Gemeinden mit niedrigem Anteil an 16- bis 29-Jährigen weist hingegen eine Dominanz der ÖVP aus – sie kommt auf über 40 Prozentpunkte, dahinter kommt lange nichts, mit 22 die SPÖ bzw. mit knapp 17 bzw. zehn die FPÖ und die Grünen. Ähnlich fällt das Ergebnis in Gemeinden mit hohem Anteil von Seniorinnen und Senioren (Anteil von über 21,51 Prozent an Personen im Alter von über 64 Jahren) aus.

Diese Karte zeigt die stärksten Parteien in den 530 Gemeinden, die zum 1. Jänner 2018 einen Anteil von über 21,51 Prozent an Personen im Alter von über 64 Jahren an ihrer Einwohnerschaft hatten. Sie gehören damit zum obersten Viertel aller Gemeinden in Bezug auf diese Datenreihe.

Männer FPÖ-affiner, Frauen stärker grün

Bemerkenswert ist auch das Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht. Bei Männern unter 44 Jahren ist die FPÖ auf Platz zwei, bei Frauen unter 44 die Grünen. Bei den über 45-Jährigen liegt jeweils die SPÖ an zweiter Stelle. Überall auf Rang eins: die ÖVP. Die Grünen sind indes bei Wählerinnen und Wählern für 60 eine Randerscheinung: Hier stehen die ÖVP mit 43 Prozent sowie die SPÖ mit 31 Prozent in der Gunst ganz oben. Während sich für die FPÖ nur noch 13 Prozent erwärmen konnten, kamen die Grünen und NEOS auf nur sechs bzw. fünf Prozent.