Robinson Crusoe Insel
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Robinson-Crusoe-Insel

Streit um legendären Piratenschatz

Seit mehr als 20 Jahren sucht der Multimillionär Bernard Keiser einen legendären Piratenschatz auf der Robinson-Crusoe-Insel im Südpazifik. Jetzt, möglicherweise kurz vor dem Ziel, ist in Chile ein heftiger Streit über die geplanten Grabungen mit schwerem Gerät in dem Naturschutzgebiet entbrannt.

Die Robinson-Crusoe-Insel, eine der beiden Hauptinseln des Juan-Fernandez-Archipels, steht gleich unter doppeltem Schutz – trotzdem hat die staatliche chilenische Forstbehörde CONAF Keiser zuletzt die Erlaubnis erteilt, nach dem Schatz zu graben.

Der Abgeordnete Diego Ibanez hat nach eigenen Angaben einen schriftlichen Protest bei der chilenischen Aufsichtsbehörde eingereicht. Er befürchtet, dass die geplanten Grabungsarbeiten irreparable Schäden in dem Nationalpark anrichten könnten. Das sei ein Verstoß gegen das Gesetz, das Naturparks regelt, so Ibanez, der nun hofft, dass die Behörde die geplanten Grabungen untersagt.

Karte der Juan Fernandes Insel von ca. 1760
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Gesüdete Originalkarte der Insel von etwa 1760. Sie beruht auf Erkenntnissen des britischen Admirals George Anson, der 1740–44 Niederlassungen der Spanier angriff.

1714 auf Insel vergraben

Der Schatz soll vom spanischen Piraten Juan Esteban Ubilla y Echeverria stammen. Er soll das Raubgut auf der Insel, die knapp 700 Kilometer vor Chiles Küste liegt, vergraben haben. Ubilla sammelte die Beute, deren Wert auf mehr als neun Milliarden Euro geschätzt wird, zu Beginn des 18. Jahrhunderts bei Raubzügen entlang der südamerikanischen Pazifikküste.

Er brachte den Schatz auf der Robinson-Crusoe-Insel in Sicherheit, als sein Schiff 1714 vom britischen Admiral Lord Anson verfolgt wurde. Der Schatz soll goldene Statuen und anderen Schmuck aus der Inka-Zeit umfassen, darunter auch eine Halskette der Frau des letzten Inka-Herrschers Atahualpa. Außerdem sollen 800 Fässer mit Gold und Silbermünzen zum Schatz gehören.

Insel des „echten“ Crusoe

Den Namen hat die Insel, weil der Seemann Alexander Selkirk 1704 dort ausgesetzt wurde und jahrelang alleine dort lebte. Selkirks Geschichte wurde zur Vorlage für Daniel Defoes Roman „Robinson Crusoe“, der 1719 erschien.

Seit 300 Jahren Ziel von Schatzsuchern

Die Insel ist ein chilenischer Naturpark und seit 1977 außerdem ein UNESCO-Biosphärenpark. Keiser hat in 20-jähriger Arbeit den vermuteten Ort des Schatzes auf ein Gebiet von rund 20 mal 20 Metern eingeschränkt. Dort hofft er durch Grabungen mit schwerem Gerät auf den seit 300 Jahren immer wieder vergeblich gesuchten Schatz zu stoßen.

Der Textilunternehmer Keiser, der bereits Millionen für die Suche ausgegeben hat, glaubt, den Schatz in einem von den Piraten gegrabenen Tunnel zu finden, der von einer schweren Felsplatte verschlossen sein soll. Wäre er erfolgreich, würde eine 300-jährige Suche nach dem Schatz ein Ende finden.

Robinson Crusoe Insel
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Rund tausend Menschen wohnen auf der Insel. Sie ist zudem ein Ziel für Defoe-Fans und Taucher.

Aufregung über Entlassung

Für Aufregung sorgt nicht zuletzt, dass der Regionaldirektor von CONAF im September völlig unerwartet entlassen wurde. Er war ein entschiedener Gegner der Grabungen. Chiles Behörden betonen, dass die Entlassung nichts mit dem Streit über die Schatzsuche zu tun habe.

Kritik kommt nicht nur von Naturschützern, sondern auch von der Archäologin Alejandra Vidal, die Mitglied des Rates für nationale Denkmäler ist. „Angesichts der Geräte, die eingesetzt werden sollen, gibt es eine echte Gefahr, dass die Gegenstände während der Arbeiten verloren gehen oder beschädigt werden.“

„Kritik ein wenig überraschend“

Keiser selbst wollte sich bisher laut Medienberichten nicht zu dem neu entbrannten Streit äußern. CONAF verteidigte zuletzt die Grabungserlaubnis. Sie verstoße nicht gegen Umweltschutzgesetze. CONAF kündigte zudem eine genaue Kontrolle der Grabungen an. Auch der für Kulturschätze zuständige Minister Felipa Ward verteidigte die Freigabe für Keiser: „Es ist sinnvoll, die Existenz des Schatzes zu bestätigen oder zu widerlegen.“ Die Erlaubnis gebe es grundsätzlich seit 20 Jahren, die Kritik sei daher „ein bisschen überraschend“.

Keiser begann seine Suche 1998, gestützt auf Originaldokumente aus dem 18. Jahrhundert. Laut „Guardian“ fand eine Expedition des Briten Cornelius Webb 1781 den Schatz und lud diesen auf das Schiff. Beim Verlassen der Insel brach jedoch der Mast. Webb war zum Umkehren gezwungen und vergrub den Schatz erneut. Webb stellte zwei Karten her und schrieb codierte Instruktionen. Eine der beiden Karten schickte er nach England. Keiser kaufte die zweite Schatzkarte 1998 von der Familie des chilenischen Politikers Luis Cousino.