Einsatzkräfte vor dem Tatort in Paris
AP/Kamil Zihnioglu
Paris

Fünf Tote bei Attacke in Polizeihauptquartier

Bei einer Messerattacke in der Pariser Polizeipräfektur sind am Donnerstag fünf Menschen getötet worden – vier Polizisten und der Angreifer. Dieser war ein langjähriger Angestellter, der vor 18 Monaten zum Islam konvertiert sein soll.

Laut Medien war der Angreifer ein Verwaltungsmitarbeiter der Polizeipräfektur, die inmitten der Hauptstadt liegt. Der Sender BFMTV berichtete, wahrscheinlicher Hintergrund der Tat sei ein interner Konflikt innerhalb der Polizeibehörde. Ein terroristischer Hintergrund könne aber nicht ausgeschlossen werden.

Der Angreifer, ein bis dato unauffälliger langjähriger Angestellter der Präfektur, soll vor 18 Monaten zum Islam konvertiert sei. Ob es einen Zusammenhang zwischen seiner religiösen Überzeugung und der Tat gibt, ist noch unklar. Anti-Terror-Ermittler wurden in dem Fall vorerst nicht eingeschaltet, wie der Pariser Staatsanwalt Remy Heitz mitteilte. Es gebe aber einen „ständigen Kontakt“, die Lage werde geprüft. Ermittler durchsuchten seine Wohnung in dem Ort Gonesse nordöstlich von Paris nach Hinweisen auf das Motiv. Seine Frau wurde in Polizeigewahrsam genommen.

Die Tat ereignete sich gegen 13.00 Uhr in der Polizeipräfektur. Der 45 Jahre alte Täter habe ein Keramikmesser benutzt, berichtete BFMTV. Er sei nach dem Angriff erschossen worden. Die Polizei nahm zunächst keine Stellung zu den Berichten. Bürgermeisterin Anne Hidalgo äußerte auf Twitter Entsetzen über die „grauenhafte“ Tat. Der Bereich in der Nähe der Kathedrale Notre-Dame wurde weiträumig abgesperrt.

Einsatzkräfte vor dem Tatort in Paris
APA/AFP/Martin Bureau
Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt

Der mutmaßliche Täter stammte von der französischen Karibikinsel Martinique und galt wegen seiner Schwerhörigkeit als beeinträchtigt. Ermittlern zufolge arbeitete er bei der nachrichtendienstlichen Abteilung der Pariser Polizei (Direction du renseignement de la prefecture de police, DRPP), die unter anderem für den Kampf gegen Extremisten zuständig ist. Ein Mitarbeiter der Polizeigewerkschaft Alliance sagte, der Täter habe mehr als 20 Jahre in dem Präsidium gearbeitet. Er habe als „vorbildlicher Angestellter ohne Vorgeschichte“ gegolten.

Bei den toten Polizisten soll es sich nach Medienberichten um eine Frau und drei Männer handeln. Ein Augenzeuge des Angriffs berichtete, unter den Polizisten sei Panik ausgebrochen. „Ich habe einen Schuss gehört“, sagte der Dolmetscher, der in dem Präsidium Dienst hatte. „Alle rannten, viele haben geweint.“

Staatschef Macron besuchte den Tatort und bekundete den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizeistation seine Unterstützung und Solidarität. Er wurde von Innenminister Christophe Castaner und Innenstaatssekretär Laurent Nunez begleitet. Castaner verschob seine geplante Dienstreise nach Griechenland und in die Türkei.

Auf Brücke gelandeter Rettungshubschrauber
AP/Kamil Zihnioglu
Polizeieinsatz auf der Pont Marie

Polizei chronisch überlastet

Die Pariser Polizei war in den vergangenen Jahren durch mehrere Skandale erschüttert worden. Im Februar wurden zwei Beamte wegen der Vergewaltigung einer Touristin in dem Hauptquartier zu jeweils sieben Jahren Haft verurteilt. Für Schlagzeilen sorgte auch der Fall eines Drogenfahnders, der Kokain gestohlen haben soll.

Der Angriff ereignete sich einen Tag nach einem „Wutmarsch“ Tausender Polizisten für bessere Arbeitsbedingungen in der französischen Hauptstadt. Die Polizei gilt als chronisch überlastet. Seit 2015 machte ihr die Serie islamistischer Anschläge in Frankreich mit mehr als 240 Toten zu schaffen. Seit dem vergangenen Herbst stieg der Druck durch Gewalt am Rande von „Gelbwesten“-Protesten.