US-Präsident Donald Trump und Pressevertreter
AP/Pablo Martinez Monsivais
Ukraine-Material gefordert

Demokraten erhöhen Druck auf Trump

Die Ermittlungen zu einer möglichen Amtsenthebung von US-Präsident Donald Trump gewinnen an Fahrt. Die Demokraten fordern das Weiße Haus nun unter Strafandrohung zur Herausgabe von Dokumenten an den Kongress auf, die im Zusammenhang mit der Ukraine-Affäre stehen. Die Forderung sei „vergeudete Zeit“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Stephanie Grisham, in einer ersten Reaktion.

Sollten die Informationen nicht bis 18. Oktober vorliegen, werde das als Behinderung der Ermittlungen gegen Trump betrachtet, erklärten die Vorsitzenden der drei ermittelnden Ausschüsse am Freitagabend (Ortszeit). Sie forderten auch umfassende Dokumente von Vizepräsident Mike Pence an.

Das Weiße Haus sei bisherigen Aufforderungen, freiwillig Dokumente herauszugeben, nicht nachgekommen, hieß es in dem Schreiben der drei Ausschussvorsitzenden an Trumps amtierenden Stabschef Mick Mulvaney. Daher habe man nun zur Aufforderung nach Herausgabe unter Strafandrohung, einer Subpoena, gegriffen. „Wir bedauern, dass Präsident Trump uns – und das ganze Land – in diese Situation gebracht hat, aber seine Handlungen haben uns keine andere Wahl gelassen, als diese Subpoena auszustellen“, schrieben die Vorsitzenden der drei gegen Trump ermittelnden Ausschüsse.

Weißes Haus: „Diese Subpoena verändert nichts“

Es blieb zunächst unklar, ob das Weiße Haus sich der Subpoena beugen würde. In dem Schreiben argumentierten die Abgeordneten, dass sich das Weiße Haus in dieser Sache der Kontrollfunktion des Parlaments beugen müsse und sich nicht hinter Regierungsgeheimnissen als Ausrede verstecken könne. Zudem argumentierten die Abgeordneten, dass es keinen Plenumsbeschluss für die erweiterten Untersuchungsbefugnisse des Parlaments im Rahmen eines Amtsenthebungsverfahrens brauche.

„Diese Subpoena verändert nichts – es gibt nur noch mehr Dokumentenanfragen, vergeudete Zeit und Dollar von Steuerzahlern, die letztendlich zeigen werden, dass der Präsident nichts falsch gemacht hat“, so die Sprecherin des Weißen Hauses. Trump hatte zuvor erkennen lassen, dass er die derzeitige Vorermittlungen der drei Ausschüsse als nicht ausreichend ansieht. Am Freitagvormittag hatte er auf Nachfrage gesagt, ob das Weiße Haus kooperieren werde, müssten die Anwälte der Regierung entscheiden.

„NYT“ berichtet von möglichem weiteren Whistleblower

Unterdessen berichtete die „New York Times“ („NYT“) am Freitagabend von einem weiteren Geheimdienstmitarbeiter, der momentan abwäge, eine Beschwerde gegen Trump einzulegen. Laut einem Bericht der „NYT“ würde der nicht namentlich erwähnte Mitarbeiter „mehr direkte Information“ über die Ereignisse rund um Trumps Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski besitzen.

US-Generalinspekteur der Geheimdienste, Michael Atkinson, befragte den Agenten dem Bericht zufolge, um die Vorwürfe jenes Whistleblowers untermauern zu können, der die Ermittlungen durch seine Beschwerde losgetreten hatte. Atkinson hatte maßgeblich zum Bekanntwerden der Ukraine-Affäre beigetragen, indem er den Kongress über die Beschwerde des internen Informanten unterrichtete.

Mie Pence, Nancy Pelosi und Donal Trump im Kongress
Reuters/Leah Millis
Die Demokraten fordern auch Trump-Vize Mike Pence (links) zur Herausgabe von Dokumenten auf

Trump ermunterte China zu Ermittlungen

Die Demokraten hatten vergangene Woche wegen der Ukraine-Affäre Vorbereitungen für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump eingeleitet. Trump geriet unter Druck, nachdem bekanntgeworden war, dass er Selenski in einem Telefonat Ende Juli zu Ermittlungen gegen seinen Rivalen Joe Biden und dessen Sohn Hunter ermuntert hatte. Den Demokraten zufolge soll Trump als Druckmittel Hilfsgelder für das ukrainische Militär zurückgehalten und ein Treffen mit Selenski im Weißen Haus davon abhängig gemacht haben. Trump bestreitet die Vorwürfe.

Am Donnerstag hatte er auch China zu Ermittlungen gegen die Bidens ermuntert. Die Demokraten sehen darin Trumps Bemühungen, die Wahl 2020 mit Hilfe einer ausländischen Regierung zu gewinnen.

In dem Schreiben an Vizepräsident Pence forderten die Abgeordneten Dokumente, Gesprächsprotokolle, E-Mails und alle relevante Kommunikation mit anderen Regierungsstellen zum Thema Ukraine an. Zudem wollen die Abgeordneten alle Informationen zu mehreren Meetings, deren Gegenstand die Ukraine war und alle Dokumente zur Bewilligung der Militärhilfe. Die Liste der vom Weißen Haus angeforderten Dokumente wurde hingegen nicht öffentlich gemacht.

Kritik aus eigenen Reihen

Trump gab sich trotz des wachsenden Drucks siegessicher. Die Demokraten könnten das Amtsenthebungsverfahren im Repräsentantenhaus vorantreiben, aber es werde spätestens im mehrheitlich republikanischen Senat kläglich scheitern, so Trump am Freitagvormittag. Die Senatoren würden erkennen, dass das „unfaire“ Vorgehen nur eine „Ente“ und eine „Schande“ sei. „Wir werden gewinnen“, sagte er. Die Senatoren seien sich auch bewusst, dass er sich in der republikanischen Partei höchster Beliebtheit erfreue.

Ein einflussreicher republikanischer Senator, Mitt Romney, schrieb indes auf Twitter, Trumps Aufforderung an die Ukraine und an China, die Geschäfte Bidens zu untersuchen, sei „falsch und erschreckend“.

Trump beschuldigt Biden, sich als US-Vizepräsident um die Entlassung des ukrainischen Generalstaatsanwalts bemüht zu haben, um seinen Sohn Hunter vor der Justiz zu schützen. Hunter Biden war damals bei einem ukrainischen Gaskonzern beschäftigt, gegen den zeitweise ermittelt worden war. Trump zufolge soll Hunter Biden auch bei Geschäften in China von der Rolle seines Vaters profitiert haben. Belege dafür hat er bisher nicht vorgelegt. Joe Biden, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten für die Wahl 2020 bewirbt, weist die Vorwürfe als grundlos und politisch motiviert zurück.

Ukraine prüft Vorwürfe

Am Donnerstagabend (Ortszeit) hatte der Geheimdienstausschuss im Repräsentantenhaus eine ganze Reihe brisanter Textnachrichten veröffentlicht. Aus den Nachrichten ging hervor, wie die Ukraine dazu gebracht werden sollte, sich zu den Ermittlungen zu verpflichten. Zudem deuten sie darauf hin, dass Trump ein Treffen mit Selenski im Weißen Haus davon abhängig gemacht habe, dass dieser in der Causa Biden tätig wird. Die Nachrichten, die zumeist von US-Topdiplomaten stammen, wurden nach der geschlossenen Anhörung des bisherigen Sondergesandten für die Ukraine, Kurt Volker, veröffentlicht.

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hatte am Freitag angekündigt, alte Akten der Ermittlungen gegen die umstrittene Gasholding Burisma überprüfen zu wollen. Generalstaatsanwalt Ruslan Rjaboschapka wies den Eindruck zurück, die ukrainischen Behörden seien auf Druck von außen tätig geworden.