Selenski lehnt Autonomie für Ostukraine ab

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski lehnt einen Autonomiestatus für die von Separatisten kontrollierte Ostukraine ab. Er sei dazu nicht bereit, sagte Selenski gestern in Kiew. In einer Friedensvereinbarung müsste der Status der Region geklärt werden, so Selenski in einer – weltrekordverdächtig langen – Pressekonferenz.

Ukrainischer Präsident Volodymyr Zelenskiy
AP/Efrem Lukatsky

Selenski, der seit Mai im Amt ist, bemüht sich um Frieden für den Donbass im Osten des Landes. In dem seit fünf Jahren anhaltenden Konflikt liefern sich ukrainische Soldaten und von Russland unterstützte Separatisten immer wieder Kämpfe. Mehr als 13.000 Menschen wurden bisher getötet. Der ukrainische Präsident warf Russland vor, ein Gipfeltreffen zur Lösung des Konfliktes zu blockieren. „Wir sind jederzeit zu einem Treffen bereit“, sagte Selenski.

Geplanter Truppenabzug fand nicht statt

Die Ukraine, Frankreich und Deutschland hatten geplant, bereits im vergangenen Monat ein Treffen mit Russland im Normandie-Format abzuhalten. Grundlage dafür war die Einigung vom 1. Oktober auf eine weitere Truppenentflechtung an der Front in der Ostukraine, die Abhaltung von Kommunalwahlen in Teilen der Ostukraine sowie das Inkrafttreten des Sonderstatus der Region.

Darauf kam es in der Ukraine zu Protesten gegen Selenski. Zudem fand der für 7. Oktober geplante Rückzug beider Seiten von der Frontlinie nicht statt. Nun sagte Selenski, er verlange von Russland die Garantie, dass sich die prorussischen Separatisten zurückziehen. Die Regierung in Moskau forderte dagegen, vor einer Verhandlung müsse die Ukraine zuerst ihre Truppen aus dem Donbass abziehen.

Weltrekord für längste Pressekonferenz

Insgesamt mehr als zwölf Stunden dauerte die Pressekonferenz Selenskis – wohl ein neuer Weltrekord. Nach rund acht Stunden erhob sich ein Vertreter der ukrainischen Rekorde-Agentur und sagte, der 41-Jährige habe eine neue Bestmarke aufgestellt.

Selenski selbst gab sich überrascht und betonte, er sei „bescheiden“ und gegen große Feierlichkeiten. Nach eigenen Angaben ließ sich Selenski vor der Pressekonferenz Spritzen geben, um seine Stimmbänder zu stärken.