Boeing-Chef gibt nach 737-Max-Debakel Doppelrolle ab

Der wegen des Problemjets 737 Max in der Krise steckende Flugzeughersteller Boeing trennt die bisher von Dennis Muilenburg in Personalunion gehaltenen Chefposten im Vorstand und Aufsichtsrat. Muilenburg bleibe Konzernchef, gebe den Vorsitz des Verwaltungsrats aber ab, teilte das Unternehmen gestern mit.

Die Aufgabe des Chairman übernehme mit David Calhoun ein hochrangiger Manager der Beteiligungsgesellschaft Blackstone. Durch die Trennung der Ämter könne sich Muilenburg voll und ganz auf das Tagesgeschäft konzentrieren. Kurz vor der überraschenden Ankündigung hatte eine Expertenkommission sowohl Boeing als auch die US-Flugaufsicht FAA für ihren Umgang mit der 737-Max-Problematik kritisiert.

Die FAA habe nicht genügend Personal für die Zulassung neuer Boeing-Flugzeuge, erklärte die internationale Expertenkommission. Zudem sollte die Behörde den Zulassungsprozess umfassend reformieren. Boeing wiederum sei falsch an die Entwicklung der 737 Max herangegangen und habe der FAA nicht genügend Informationen übermittelt.

Verzögerung bei Wiederzulassung

Die 737 Max war nach zwei Abstürzen mit über 300 Todesopfern im März mit einem weltweiten Flugverbot belegt worden. Mehr als 100 Klagen gegen Boeing sind deshalb anhängig. Muilenburg soll am 30. Oktober vor einem Ausschuss des US-Kongresses aussagen.

Derzeit arbeitet Boeing daran, dass die 737 Max wieder abheben darf. Als Ursache für die beiden Abstürze gilt eine Fehlfunktion des Stabilisierungssystems MCAS. Anfang der Woche berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass der entscheidende Zertifizierungstestflug nicht vor dem 1. November stattfinden kann. Damit ist mit der Wiederzulassung des Flugzeugtyps nicht vor Dezember zu rechnen.

US-Airlines streichen 737-Max-Flüge bis Jänner

Die US-Fluggesellschaft United Airlines gab mittlerweile bekannt, dieses Jahr die 737 Max nicht mehr abheben zu lassen. Die mit Startverboten belegten Maschinen würden bis zum 6. Jänner aus dem Flugplan gestrichen, teilte die Fluglinie mit. Zuvor hatte United mit einem Ausfall bis zum 19. Dezember gerechnet.

Am Mittwoch hatte bereits American Airlines Flüge mit Boeings Krisenjets bis zum 16. Jänner gestrichen. Die dritte große US-Fluggesellschaft mit 737-Max-Fliegern in der Flotte, Southwest Airlines, plant derzeit bis zum 5. Jänner nicht mit den Maschinen.