Ein Hubschrauber fliegt über Häuser bei Hochwasser
Reuters/KYODO Kyodo
Spur der Verwüstung

Mindestens 33 Tote durch Taifun in Japan

Die Zahl der Todesopfer in Japan infolge eines heftigen Taifuns ist weiter gestiegen. Wie örtliche Medien am Sonntag unter Berufung auf die Einsatzkräfte meldeten, starben durch den Wirbelsturm „Hagibis“, der am Vortag Tokio und andere Gebiete des Landes heimgesucht hatte, mindestens 33 Menschen. 19 Menschen galten noch als vermisst.

Rund 170 Bewohner und Bewohnerinnen in weiten Teilen des Inselreiches erlitten Verletzungen. „Hagibis“ (philippinisch für „schnell“), der sich inzwischen im Nordosten über dem Meer zu einer Tiefdruckzone abschwächte, hatte mit rekordstarken Regenfällen Flüsse über die Ufer treten lassen und massive Überschwemmungen verursacht.

Fernsehsender zeigten Luftaufnahmen von überschwemmten Wohngebieten unter anderem in der mit am schwersten betroffenen Provinz Nagano. Auch in vielen anderen Gegenden waren Flüsse übers Ufer getreten und Dämme gebrochen, wodurch Häuser und Straßen überflutet wurden. Während der Taifun, der in der Nacht auch die Millionenmetropole Tokio heimgesucht hatte, nach Norden abzog und am Sonntag in der Hauptstadt und deren Umgebung wieder die Sonne schien, fand auch der Grand Prix von Japan in Suzuka bei strahlendem Sonnenschein statt – mehr dazu in sport.ORF.at.

Überschwemmte Häuser, blockierte Straßen

Unterdessen setzten die Einsatzkräfte die Bergungs- und Aufräumarbeiten fort. Mit Militärhubschraubern und Schlauchbooten wurden Menschen aus überschwemmten Häusern in Sicherheit gebracht. Vielerorts gab es Erdrutsche, umgestürzte Bäume blockierten Straßen. Allein in der Tokioter Nachbarsprovinz Chiba, wo erst im vergangenen Monat ein Taifun gewütet und massive Stromausfälle verursacht hatte, wurden ein Dutzend Häuser zerstört. Mehr als 100.000 Haushalte waren am frühen Sonntag von der Elektrizitätsversorgung abgeschnitten. Auch in anderen Regionen kam es in Zigtausenden Haushalten zu Stromausfällen.

Soldaten mit Rettungsbooten
Reuters/KYODO Kyodo
Menschen werden mit Booten aus ihren überschwemmten Häusern in Sicherheit gebracht.

Der Wirbelsturm „Hagibis“ war am Samstag nahe Tokio auf Land getroffen. Später zog er Richtung Nordosten weiter in jene Region, wo es 2011 zu einer Erdbeben- und Tsunamikatastrophe mit Tausenden Toten gekommen war. Auch dort kam es durch den Taifun zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen. Als Folge mussten die Organisatoren der in Japan laufenden Rugby-Weltmeisterschaft ein weiteres Spiel absagen. Betroffen war die Begegnung Namibia gegen Kanada, die in Kamaishi stattfinden sollte.

Der Akiyama Fluß mit starken Überschwemmungen
APA/AFP/Str
Die Überschwemmungen durch die über das Ufer getretenen Flüsse reichen weit ins Land hinein.

Sechs Millionen Menschen sollten sich in Sicherheit bringen

Wegen der Gefahr durch die massiven Niederschläge, die die schlimmsten seit rund 60 Jahren zu werden drohten, hatten die Behörden für Tokio und mehrere andere Regionen erstmals die höchste Warnstufe ausgegeben. Mehr als sechs Millionen Bewohnern des Landes wurde geraten, sich vor dem Wirbelsturm – der in Japan schlicht Taifun Nummer 19 in der laufenden Saison genannt wird – in Sicherheit zu bringen.

Während die Evakuierungsanweisungen Sonntagfrüh in Tokio und den meisten Teilen Zentral- und Ostjapans wieder aufgehoben wurden, warnten die Behörden weiter vor der Gefahr durch Erdrutsche und Schlammlawinen. Nach Angaben des Ministeriums für Boden, Infrastruktur und Tourismus gingen in neun der betroffenen Provinzen mindestens 33 Erdrutsche und Schlammlawinen ab.

Unterdessen nahm der Tokioter Flughafen Haneda Sonntagfrüh wieder den Betrieb auf. Auch die meisten Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Shinkansen fuhren wieder, nachdem die Betreibergesellschaften den Betrieb am Vortag wegen des Taifuns massiv eingeschränkt hatten.

Frachter sank in der Bucht von Tokio

Die Behörden hatten gewarnt, dass der Taifun die Hauptstadt und andere Gebiete im Osten Japans mit den schlimmsten Regenfällen seit jenem verheerenden Wirbelsturm überziehen könnte, der 1958 mehr als 1.200 Menschen in der Region das Leben gekostet hatte. Viele Kaufhäuser und Geschäfte in Tokio und Umgebung hatten am Samstag geschlossen. In manchen Geschäften der Hauptstadt waren die Regale leer, da sich viele Bewohner vorsichtshalber mit Wasser und Lebensmitteln eindeckten.

In der Bucht von Tokio sank ein Frachtschiff aus Panama, das dort ankerte, als sich der Taifun näherte. Ein Mensch an Bord kam ums Leben, vier Besatzungsmitglieder wurden am Sonntag gerettet, wie japanische Medien berichteten. Sieben Menschen galten als vermisst.