Skandalvideo: Györer Bürgermeister tritt aus FIDESZ aus

Der in einen Sex- und Korruptionsskandal verwickelte Bürgermeister der westungarischen Stadt Györ, Zsolt Borkai, tritt aus der rechtskonservativen Regierungspartei FIDESZ aus. Er bleibt aber weiter als Bürgermeister im Amt, das gab Borkai heute auf einer Pressekonferenz in Györ bekannt. Zuvor hatte ihm die Parteispitze gestern nahegelegt, diesen Schritt zu vollziehen.

Borkai bedankte sich bei den Györern und Györerinnen, die ihn trotz seines „Fehltrittes“ gewählt hätten. Seinen Austritt begründete er damit, er wolle nicht, dass die Geschehnisse um seine Person einen „moralischen Nachteil“ für die FIDESZ zur Folge hätten.

Kritik an Borkai: „Spuckt Györern ins Gesicht“

Für Kritik sorgte die Entscheidung, dass Borkai trotz des Skandals als unabhängiger Bürgermeister weiterregieren will. „Borkai und FIDESZ spucken den Györern damit ins Gesicht“, schrieb etwa das Onlineportal Nyugat.hu.

Borkai war am Sonntag mit einem Vorsprung von nur 640 Stimmen knapp wiedergewählt worden. Im Falle einer Neuwahl müsste die FIDESZ, die bei den Kommunalwahlen in der Hauptstadt Budapest und in mehreren Großstädten Niederlagen hinnehmen mussten, wohl den Verlust des Amtes befürchten.

Die gegen Borkai angetretene gemeinsame Kandidatin der Opposition, Timea Glazer, forderte eine Neuauszählung der Stimmen, da 1.400 Stimmen bei der Wahl für ungültig erklärt worden waren. Laut Gesetz können in den kommenden sechs Monaten keine Bürgermeisterzwischenwahlen durchgeführt werden.

FIDESZ: Borkai an Verlusten mitschuldig

Wenige Tage vor der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag waren Videoclips von einer Sexorgie auf einer Luxusjacht bekanntgeworden, auf denen Borkai beim Geschlechtsverkehr mit einer mutmaßlichen Prostituierten zu sehen ist.

Außerdem wurden von einem anonymen Blogger schwere Korruptionsvorwürfe gegen Borkai und dessen Geschäftsfreunde erhoben. FIDESZ wirft Borkai vor, durch die Affäre Mitschuld an der Niederlage bei den Kommunalwahlen zu haben. Die Partei hatte die Affären zunächst als „Privatangelegenheit“ bezeichnet.