Kaum erweitert, schon zu klein: Erst im Jahr 2004 wurde die Ausstellungsfläche des MoMA in Manhattan nach Plänen des japanischen Architekten Yoshio Taniguchi verdoppelt. Bereits damals sei klar gewesen, dass das nicht reichen würde, schrieb unlängst die „New York Times“. Fast drei Millionen Kunstinteressierte lockt das MoMA jedes Jahr an, das Museum gehört damit zu den meistbesuchten der Welt.
Die Menschenschlangen an den Kassen zogen sich oft bis auf die Straße, drinnen waren vor lauter Menschen die Kunstwerke oft nur noch schwer auszumachen. Auch aufgrund der großen Konkurrenz in New York, wo potenzielle Besucherinnen und Besucher schnell auf andere renommierte Museen wie etwa das Guggenheim und das Metropolitan ausweichen können, musste das MoMA etwas unternehmen, um sich zu behaupten.
Jetzt haben die Architekten Ricardo Scofidio und Liz Diller für mehr als 400 Millionen Dollar (umgerechnet mehr als 360 Mio. Euro) nachgelegt, ein Nebengebäude hinzugefügt und das Museum mit seiner Fläche von 12.000 Quadratmetern nochmals um gut 3.700 Quadratmeter vergrößert. An einer Innenwand des Gebäudes prangt ein großer schwarzer Schriftzug: „Hello. Again.“ Er stammt vom US-Künstlers Haim Steinbach.
Blick über den künstlerischen Tellerrand
Die vielleicht größere Neuerung ist aber nicht die flächenmäßige Erweiterung des MoMA, sondern die inhaltliche und thematische Neuordnung im Inneren. Bisher hat das MoMA vor allem moderne westliche Werke des späten 19. und 20. Jahrhunderts gezeigt und galt auf diesem Gebiet als eines der herausragendsten Museen der Welt. Zu sehen waren die Werke chronologisch und linear, als eine Aufeinanderfolge von Kunststilen.
Die gezeigten Kunstschaffenden – darunter große Namen wie Pablo Picasso, Henri Matisse und Salvador Dali – waren zu einem großen Teil aus Europa, weiß und männlich, was Kritik hervorrief. Das Museum, das im November 90 Jahre alt wird, sei ein „Denkmal für eine überholte Geschichte“ geworden, schrieb die „New York Times“.
Mit dem Umbau hat sich das geändert. Im neuen MoMA gibt es zwar noch eine losen chronologischen Zusammenhang, die Mischung ist aber gänzlich neu. Die neu gestalteten Räume sind offener, der Kunstmix ist ein anderer. Neben Gemälden und Design sind überall deutlich mehr Skulpturen, Fotografie, Film und Performancekunst zu sehen – und vor allem deutlich mehr Kunst von Frauen, aus der lateinamerikanischen Community und von Afroamerikanerinnen und Afroamerikanern.
Wechselseitiger Einfluss
Die alten Klassiker aus dem 150.000 Objekte umfassenden Bestand des MoMA werden von den Kuratorinnen und Kuratoren neu kombiniert. So hängt eines der berühmtesten Gemälde des Museums, Picassos „Les Demoiselles d’Avignon“ (1907), nun neben einem Werk der afroamerikanischen Künstlerin Faith Ringgold, die die Rassenunruhen in Los Angeles im Jahr 1965 zu dem bedrückenden Kunstwerk „American People Series #20: Die“ verarbeitet hat.
Von nun an will das MoMA die ständige Sammlung durchschütteln. Das hat der Institution Lob von Medien gebracht: Endlich zeige sich das Museum als „lebende, atmende Institution des 21. Jahrhunderts“, schrieb die „New York Times“. „Eine Gruppe sehr kluger Kuratoren steckt die Köpfe zusammen und arbeitet von innen daran, das große weiße Schiff in eine andere Richtung zu lenken.“
„Klug, ausufernd, ein wenig seelenlos“
Bei der Architektur allerdings zeigt sich die Kritik gespalten. Während das „New York Magazine“ von einem „Werk überzeugter und bescheidener Eleganz“ schwärmt, vergleicht die „New York Times“ den neuen Bau mit einem Apple-Store: „Klug, ausufernd und ein wenig seelenlos.“ Zudem werde das neue offenere Layout des Museums viel Erklärung brauchen, so das Blatt: „Wir werden sehen, ob Besucher es befreiend oder verwirrend finden.“
Aber das letzte Wort sei sowieso noch nicht gesprochen, sagt MoMA-Direktor Glenn Lowry. „Das Museum wird immer in Weiterentwicklung bleiben.“ Und: „Es ist nicht mein Ziel, dass das MoMA das kanonischste Museum ist, sondern das interessanteste“, so Lowry gegenüber dem Berliner „Tagesspiegel“.