Neue Massenproteste in Katalonien

In Barcelona und anderen Städten der spanischen Krisenregion Katalonien haben gestern Abend wieder Tausende Demonstranten gegen die harten Gerichtsurteile gegen neun Separatistenführer protestiert. Zu den Kundgebungen hatten die zivilen Organisationen Katalanische Nationalversammlung (ANC) und Omnium Cultural aufgerufen, deren frühere Chefs ebenfalls auf der Anklagebank saßen und vom Obersten Gericht in Madrid zu jeweils neun Jahren Gefängnis verurteilt worden waren.

Demonstranten in Barcelona
AP/Emilio Morenatti

In Barcelona kam es – wie bereits tags zuvor – zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die teils vermummten Demonstranten bewarfen die Einsatzkräfte mit verschiedenen Gegenständen und Farbbeuteln und beschimpften sie. Die Polizei versuchte mit Schlagstöcken, die Situation unter Kontrolle zu halten. Zuvor hatten Aktivisten bereits mehrere Straßen in Katalonien blockiert. Auch in Girona, Lleida und Tarragona gingen zahlreiche Unabhängigkeitsbefürworter auf die Straße.

Das Gericht hatte zuvor Haftstrafen von bis zu 13 Jahren für neun Angeklagte wegen deren Rolle beim illegalen Abspaltungsreferendum vom 1. Oktober 2017 verhängt. Neben den Anführern von ANC und Omnium handelt es sich dabei um ehemalige Spitzenpolitiker der Regionalregierung. Alle saßen seit zwei Jahren in Untersuchungshaft. Medienberichten zufolge können die Verurteilten erst dann Vollzugslockerungen – also Freigang – bekommen, wenn sie ein Viertel der Haft verbüßt haben.