Brennener Bus in Mexiko
Reuters/Jesus Bustamante
Polizeiaktion gegen „El Chapo“-Sohn

Heftige Straßenkämpfe in Mexiko

In der Stadt Culican im Westen Mexikos sind am Donnerstag heftige Kämpfe zwischen Sicherheitskräften und schwerbewaffneten Kartellmitgliedern ausgebrochen. Auslöser war offenbar die kurzzeitige Festnahme eines Sohnes des Drogenbosses Joaquin „El Chapo“ Guzman.

Ovidio Guzman Lopez sei in Culiacan, der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa, gefasst worden, sagte Sicherheitsminister Alfonso Durazo. Die Festnahme führte zu einer gewaltsamen Gegenreaktion: Schwerbewaffnete Bandenmitglieder lieferten den Sicherheitskräften in der Stadt heftige Schusswechsel und sorgten für Panik in der Bevölkerung. Um die Sicherheit wiederherzustellen, sei Guzman Lopez wieder freigelassen worden, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Durazo.

Der 28 Jahre alte Ovidio Guzman Lopez und sein Bruder Alfredo sollen die Führung über einen Teil des jahrelang von „El Chapo“ geführten Sinaloa-Kartells übernommen haben, nachdem ihr Vater 2017 an die USA ausgeliefert worden war. Zur Festnahme kam es nun nach Angaben von Sicherheitsminister Durazo, als eine Patrouille der Nationalgarde in Culiacan attackiert wurde.

Bewaffnete Sicherheitskräfte des Sohnes von „El Chapo“
Reuters/Jesus Bustamante
Schwerbewaffnete Kartellmitglieder in den Straßen von Culiacan

Die Sicherheitskräfte seien aus dem Inneren eines Hauses angegriffen worden und hätten das Haus daraufhin gestürmt. Vier Verdächtige seien festgenommen worden – unter ihnen Ovidio Guzman Lopez, der auch Ivan genannt wird. Daraufhin hätten Bandenmitglieder das Haus umstellt, was zu einem Schusswechsel geführt habe, führte Durazo aus. Die Sicherheitskräfte seien in Unterzahl gewesen und hätten den Einsatz abgebrochen.

Videos zeigen Tote und schwerbewaffnete Kriminelle

Auch an anderen Orten der Stadt hätten die Kriminellen „gewaltsame Aktionen“ ausgeführt und damit für „Panik“ gesorgt. Mehrere Polizisten wurden verletzt, so Durazo. In den Straßen der Stadt herrschte stundenlang Chaos. Ein AFP-Journalist filmte schwerbewaffnete vermummte Bandenmitglieder und in Brand gesetzte Fahrzeuge. An den Kämpfen waren auch zahlreiche Mitglieder der mexikanischen Armee beteiligt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters drohten die Kriminellen den Soldaten per Funk Gewalt an, sollte „El Chapos“ Sohn nicht freikommen.

Die Behörden riefen die Bewohner von Culiacan auf, nicht auf die Straße zu gehen. Über der Stadt stiegen an mehreren Stellen Rauchsäulen auf. Auf Videos in Sozialen Netzwerken waren zahlreiche Tote, darunter auch Sicherheitskräfte, zu sehen. Für Aufsehen sorgte zudem eine Aufnahme, auf der mexikanische Soldaten zu sehen sind, die von bewaffneten Kartellmitgliedern an einer Mautstation in der Stadt aufgehalten und an der Einfahrt in die Stadt gehindert werden. Die Echtheit der Aufnahmen lässt sich von unabhängiger Seite nur schwer bestätigten.

Zudem befreiten Angehörige des Drogenkartells von Guzman Lopez Berichten zufolge Insassen der Haftanstalt Aguaruto in Culiacan. Es seien 20 bis 30 Häftlinge entkommen, von denen einige bereits wieder festgenommen worden seien, sagte der Minister für öffentliche Sicherheit von Sinaloa, Cristobal Castaneda, dem Fernsehsender Milenio.

„Die Wahrheit ist, dass er letztlich frei ist“

Der Anwalt des in den USA angeklagten Drogenbosses nahm ebenfalls Stellung zur angeblichen Festnahme. „Die Wahrheit ist, dass er letztlich frei ist“, sagte Jose Luis Gonzalez Meza gegenüber Milenio TV. Die Familie habe zeitweise den Kontakt zu dem 28-Jährigen verloren, dieser habe sich aber inzwischen telefonisch gemeldet, und es gehe ihm gut.

Wiege des Sinaloa-Kartells

Culiacan ist die Wiege des Sinaloa-Drogenkartells von „El Chapo“ Guzman. Dieser wurde im Juli in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt. Der langjährige Anführer des berüchtigten Sinaloa-Kartells galt einst als der mächtigste Drogenbaron der Welt. Guzman soll Medienberichten zufolge insgesamt zwölf Kinder haben. Ovidio und einer seiner Brüder waren im Februar in den USA wegen Drogenschmuggels angeklagt worden.

Bewaffnete Sicherheitskräfte des Sohnes von „El Chapo“
Reuters/Jesus Bustamante
Kartellmitglieder vor einem Supermarkt in Culiacan: Die Kriminellen lieferten der Armee Kämpfe

14 Polizisten in Hinterhalt getötet

Erst vor wenigen Tagen waren im mexikanischen Bundesstaat Michoacan 14 Polizisten von Kriminellen in einen Hinterhalt gelockt und ermordet worden. Örtlichen Medienberichten zufolge reagierten die Polizisten auf einen Notruf, als die Angreifer aus gepanzerten Fahrzeugen heraus das Feuer eröffneten. Anschließend setzten sie mehrere Polizeifahrzeuge in Brand. Michoacan ist wie Sinaloa seit Jahren von Gewalt rivalisierender Drogenkartelle, anderer krimineller Banden und bewaffneter „Selbstverteidigungsgruppen“ geprägt.

Die Straßenkämpfe in Culiacan dürften Mexikos Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador weiter unter Druck bringen. Die Strategie des linken Staatschefs zur Bekämpfung der Drogenkriminalität ist umstritten. Sie sieht vor, dass zivile Aufgaben, die derzeit vom Militär ausgeübt werden, schrittweise an eine neue Nationalgarde übertragen werden. Lopez Obrador betonte kürzlich bei einer Pressekonferenz in Mexiko-Stadt, bei seiner Strategie zu bleiben. Es gehe darum, die Kriminalität an ihrer Wurzel zu packen und die Lebensbedingungen der armen Bevölkerung im Land zu verbessern, sagte der Präsident.