Peymann findet Konflikt um Handke „sehr aufgeblasen“

Der deutsche Theaterregisseur Claus Peymann (82) hat den heftig in die Kritik geratenen Literaturnobelpreisträger Peter Handke (76) verteidigt. „Es war die schönste Nachricht des Jahres für mich, dass er den Nobelpreis bekommt“, sagte Peymann der „Rhein-Neckar-Zeitung“ heute. „Ich erwäge, ob ich nach Stockholm mitfahre, wenn Handke den Thron der Weltliteratur besteigt.“

Der Konflikt um Handke sei „sehr aufgeblasen“, letztlich spiele auch sein ungewöhnlicher Charakter eine entscheidende Rolle: „Er ist kein Opportunist, er richtet sich nicht nach der Mehrheit, sondern spricht seine eigene Meinung aus, wie das Schriftsteller machen sollten“, sagte Peymann, der jahrelang das Burgtheater leitete. Der vielfach preisgekrönte Regisseur brachte zahlreiche Handke-Stücke auf die Bühne, darunter auch „Die Fahrt im Einbaum“ über den Jugoslawien-Krieg.

Handke war im Balkan-Konflikt auf der Seite Serbiens gestanden und hatte 2006 bei der Beerdigung des früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic eine Rede gehalten. Die Verleihung des Nobelpreises für 2019 an ihn am Donnerstag vergangener Woche stieß weltweit auf ein geteiltes Echo. Vor allem der gebürtige Bosnier Sasa Stanisic, der 1992 nach Deutschland floh, kritisierte Handke wegen dieser proserbischen Haltung scharf.