Mechanikerin bei der Arbeit
Getty Images/Westend61/Rainer Berg
Equal Pay Day

Die doppelte Gehaltsschere

Am Montag ist in Österreich der Equal Pay Day erreicht. Dann haben Männer im Schnitt bereits jenes Einkommen verdient, für das Frauen noch bis zum Jahresende arbeiten müssen. Dabei macht es auch einen Unterschied, wo Frauen leben und arbeiten.

Österreichs Frauen arbeiten heuer laut dem Städtebund jedenfalls im Durchschnitt 72 Tage „gratis“. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Verbesserung um einen Tag. „Diese aktuellen Zahlen zeigen deutlich, dass es noch viel zu tun gibt. Wir sind nicht bereit, Jahrzehnte zu warten, bis Frauen Gleichstellung in der Arbeitswelt erfahren. Wir wollen die Lohnschere schließen“, sagte die Vorsitzende des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebunds, die Wiener Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ).

Während das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern bei 52.033 Euro liegt, verdienen Frauen durchschnittlich 41.785 Euro brutto im Jahr, also um 10.248 Euro bzw. 19,7 Prozent weniger. Die Zahlen stammen aus der Lohnsteuerstatistik der Statistik Austria für das Jahr 2017. Verglichen werden dabei jeweils Vollzeitjobs. Überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten Teilzeit.

Bessere Bedingungen in Städten

2010 war der Equal Pay Day österreichweit noch am 29. September erreicht. Deutliche Unterschiede bestehen zwischen den Bundesländern: So wurde der Tag der Einkommensgerechtigkeit in Vorarlberg heuer bereits am 23. September begangen. In Wien sind die Einkommensunterschiede statistisch gesehen am geringsten, da ist es erst am 9. November so weit.

Es sei „offensichtlich, dass Städte bessere Bedingungen für qualifizierte Beschäftigung und Karriere für Frauen bieten“, so Thomas Weninger, Generalsekretär des Städtebundes. „Auch die Qualität der Kinderbetreuung ist ein wichtiger Faktor für Vollzeitbeschäftigung und damit für ein angemessenes Einkommen.“

Stilling: „Bekannte Gründe“

Frauennministerin Ines Stilling sagte am Freitag, an den „bekannten Gründen“ für die Einkommensunterschiede habe sich in den vergangenen Jahren kaum etwas geändert. Stilling nannte dabei „lange Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Kinderbetreuungspflichten beziehungsweise aufgrund der Pflege von Angehörigen, niedriger entlohnte Branchen, in denen vorwiegend Frauen arbeiten“, und die Tatsache, dass es nur wenige weibliche Führungskräfte gebe.

Stilling betonte weiters, dass sich diese Unterschiede auch in der Pension fortsetzen. Pensionistinnen würden im Schnitt knapp 40 Prozent weniger Pension bekommen als Männer. Das vom Frauenministerium mit initiierte Projekt Transparente Pensionszukunft (Trapez) soll in Zusammenarbeit mit Betrieben dafür sorgen, dass Frauen vorab bestmöglich über ihre Pensionsansprüche und die Folgen von Karriereentscheidungen informiert werden.

AK fordert neue Zeitverwendungsstudie

Um auf die Einkommensunterschiede aufmerksam zu machen, finden in den kommenden Tagen im Rahmen einer gemeinsamen Aktion des Frauenausschusses des Städtebundes, der Arbeiterkammer (AK) und der ÖGB-Frauen in vielen Städten Verteilaktionen auf der Straße statt.

Die Arbeiterkammer fordert anlässlich des Equal Pay Day eine neue Zeitverwendungsstudie. Die letzte Erhebung, um zu erfassen, wie heimische Haushalte ihre Zeit verwenden, wurde 2008/2009 durchgeführt. Neben Maßnahmen zur Anhebung von Fraueneinkommen und zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben brauche es also dringend auch eine neue Zeitverwendungsstudie. „Denn mit schlechten Daten kann man keine gute Politik machen“, sagte AK-Chefin Renate Anderl.

In Österreich werden seit Jahren zwei Tage der Einkommensgerechtigkeit begangen, was auf die Berechnungsmethode zurückzuführen ist. Neben dem Herbsttermin gibt es somit auch einen Equal Pay Day im Frühling.