Einschulung der Mandatare und Mandatarinnen
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Vor dem Nationalrat

Die Einschulung der Volksvertreter

Der erste Tag im Nationalrat erinnert an den ersten Schultag: Eifrig wird nach dem Sitzplatz gesucht, Gelächter hier, Diskussionen dort, alle warten auf die Glocke. Für das Gros der 183 Abgeordneten ist das alles bekannt. Sie saßen schon im Nationalrat. Doch knapp ein Drittel der Mandatarinnen und Mandatare sind neu – und werden in den Betrieb eingeschult.

Vor der konstituierenden Sitzung am Mittwoch, wo die Volksvertreter und Volksvertreterinnen angelobt werden, ist zumindest die Verteilung der Mandate fix. Die ÖVP sitzt mit 71 Abgeordneten im Nationalrat, die SPÖ mit 40, die FPÖ besetzt 30 Plätze, die Grünen 26 und NEOS hat 15 Mandatare und Mandatarinnen in ihren Reihen. Und mit Phillipa Strache zieht eine wilde Abgeordnete ein. Nach einigen internen Verschiebungen dürften nun die Abgeordneten so gut wie feststehen. Ändern könnte sich das, wenn die nächste Regierung steht, und der eine oder die andere Abgeordnete auf die Regierungsbank wechselt.

Neben der Angelobung steht die Wahl des Nationalratspräsidiums auf der Tagesordnung. In der Praxis erhält die stimmenstärkste Partei das Amt des Ersten Nationalratspräsidenten. Für die ÖVP soll Wolfgang Sobotka antreten. Die SPÖ will Doris Bures für das Amt der Zweiten Präsidentin aufstellen, die FPÖ Norbert Hofer für die Funktion des Dritten Präsidenten. Wie der „Standard“ berichtete, planen die Grünen allerdings, mit Eva Blimlinger eine Konkurrenz zu Hofer aufzustellen.

Einmal in die Kamera lächeln

Blimlinger ist eine von insgesamt 56 Abgeordneten, die als Neulinge in den Nationalrat einziehen. Die meisten kommen von den Grünen, die nach dem Ausscheiden 2017 nun wieder im Nationalrat vertreten sind. Die Abgeordneten müssen sich aber erst im parlamentarischen Betrieb zurechtfinden. Wie komme ich schnellstmöglich in den Sitzungssaal? Welche persönlichen Daten muss ich preisgeben? Und: Wann wird mein Porträtfoto gemacht? Das sind nur einige Fragen, die schon seit Dienstag beantwortet werden.

Fotostrecke mit 12 Bildern

Mehrere Abgeordnete, darunter die Grüne Sigrid Maurer, im Servicecenter des Parlaments
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Am Dienstag informierten sich bereits einige Abgeordnete über die Parlamentsarbeit, auch erfahrene Mandatarinnen wie Sigrid Maurer (Grüne) können das Angebot nutzen
Ein Mann steht hinter einem Servicepoint im Servicecenter des Parlaments
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Im Grunde passieren die Abgeordneten mehrer Infostellen und erhalten – wie etwa hier – ihre Zutrittskarten
Eine Frau bekommt während einer Einschulung im Servicecenter des Parlaments eine Maske aufgetragen
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Für das Porträtfoto werden die Volksvertreter und Volksvertreterinnen geschminkt
Pinsel für eine Maske im Servicecenter des Parlaments
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Das Kosmetikset in der Parlamentsdirektion
Ein Fotograf überprüft seine Fotos während einer Einschulung im Servicecenter des Parlaments
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Früher ist es schon vorgekommen, dass Abgeordnete eigene Porträtfotos mitnahmen. Heute ist alles standardisiert
Mandatare während einer Einschulung im Servicecenter des Parlaments
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Abgeordnete können sich über Compliance-Richtlinien beraten lassen
Infobroschüren im Servicecenter des Parlaments
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Inhaltlich gibt es natürlich einiges zu studieren: Wie liest man das Budget des Finanzministers? Der Budgetdienst kann helfen
Zwei Mandatarinnen während einer Einschulung im Servicecenter des Parlaments
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Ein wichtiger Übermittler der parlamentarischen Arbeit ist mittlerweile das Internet, wo auch die Berichte der Parlamentskorrespondenz nachzulesen sind
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Der Sprecher des Parlaments, Karl-Heinz Grundböck, betonte die „Äquidistanz“ zwischen Direktion und den einzelnen Abgeordneten
Einschulungsraum im Servicecenter des Parlaments
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Das Parlamentsausweichquartier befindet sich derzeit in der Hofburg. Das historische Parlament wird saniert
Die Grünen-Mandatarin Olga Voglauer während einer Einschulung im Servicecenter des Parlaments
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Anträge, um etwa die Zutrittskarte zu bekommen, müssen unterschrieben werden
Außenansicht der Parlamentsdirektion
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Im Pavillon Hof befindet sich die Parlamentsdirektion. Über eine Brücke ist man mit dem Parlament in der Hofburg verbunden

Im Pavillon Hof der Parlamentsdirektion, die über eine Brücke mit der Hofburg, wo ja unter anderem die Plenarsitzungen des Nationalrats stattfinden, verbunden ist, wurden mehrere Informationsstände für die Neuen eingerichtet. Drei Tage – von Dienstag bis Donnerstag – können sich Mandatare und Mandatarinnen über ihre parlamentarische Arbeit informieren. „Seit 2013 gibt es diesen Service der Parlamentsdirektion“, sagte Rudolf Gollia im ORF.at-Gespräch. Gollia gilt als Erfinder der parlamentarischen Einschulungstage.

TV-Hinweis

Die konstituierende Sitzung des Nationalrats ist in ORF III ab 12.30 Uhr zu sehen – mehr dazu in tv.ORF.at.

Am Dienstag, also einen Tag vor der ersten Nationalratssitzung, ließen sich bereits einige Neuparlamentarierinnen und -parlamentarier bei den einzelnen Infoständen blicken – am Vormittag, als ORF.at zugegen war, waren es allen voran Grün-Politikerinnen und -Politiker. In einem eigens organisierten Fotostudio wurden die Porträtfotos gemacht, für die Zutrittskarten Anträge ausgefüllt und sogar Apps auf Smartphones installiert, die eine Pushmeldung sendet, wenn es im Plenum zu einer Abstimmung über ein Gesetz kommt: die Einläute-App.

Inhaltliche Unterstützung im Parlament

Schon zuvor hatten alle Abgeordneten eine E-Mail mit wesentlichen Informationen und eine 86 Seiten dicke Broschüre über den Betrieb im Hohen Haus erhalten, sozusagen ein „How To Nationalrat“. Außerdem veröffentlichte die Parlamentsdirektion noch ein animiertes Video, in dem die Servicestelle näher beschrieben wird. „Uns ist es wichtig, dass die Abgeordneten den Ablauf kennenlernen und das dieser am Ende auch reibungslos funktioniert“, so Karl-Heinz Grundböck, Sprecher der Parlamentsdirektion. Das sei ein Service mit „äquidistanter Position“.

Die Grünen-Mandatarin Olga Voglauer während eines Fotoshootings im Servicecenter des Parlaments
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Neu im Nationalrat ist die Grüne Olga Voglauer, die sich für das Parlament fotografieren ließ

Vor wenigen Jahren sah das Service zu Beginn einer Legislaturperiode noch ganz anders aus. „Früher sind die Abgeordneten von einer Stelle zur nächsten Stelle geschickt worden“, erzählte Gollia. Die einzelnen Abteilungen waren nicht mal im selben Gebäude, lange Wartezeiten und Wege also nicht unüblich. Damals, so Gollia, war es auch „normal“, dass man eigene Porträtfotos mitbrachte. „Heute ist alles genormt und standardisiert. 183 Abgeordnete, 183-mal derselbe Hintergrund. Daran gibt es kein Rütteln.“

Auch zur inhaltlichen Arbeit im Nationalrat wird informiert. So wird etwa der Rechts-, Legislativ- und Wissenschaftliche Dienst, kurz RLW, vorgestellt. Die Fachleute in diesen Abteilungen unterstützen das Parlament mit aktuellen Informationen und Analysen. Wenn die Klubs eine Regierungsmaßnahme kritisch hinterfragen wollen, kann der RLW zum Zug kommen. Oder der Budgetdienst, der schon einige Vorhaben auf Herz und Nieren durchleuchtete und anderes bewertete.

Notebook auf Leihbasis

Für ihre Arbeit erhalten Abgeordnete übrigens ein verschlüsseltes Notebook. Einerseits, so erklärte Grundböck, ist das als Unterstützung gedacht, andererseits aber auch als Absicherung für die Direktion, da unter anderem auch eine Sicherheitssoftware vorinstalliert ist. Das Notebook ist allerdings nur ausgeliehen und muss nach Ende des Mandats wieder zurückgegeben werden.

Mitarbeiter im Servicecenter des Parlaments
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Die parlamentarische Arbeit beinhaltet mehr als bloß Debatten und die anschließende Abstimmung

Wie viele Abgeordnete die Infostellen der Parlamentsdirektion in Anspruch nehmen, ist nicht bekannt. Die Erfahrung zeige, dass am Tag der Nationalratssitzung der Zuspruch größer ist, sagte Gollia. Da der Sitzungssaal nicht unweit entfernt ist, herrsche ein Kommen und Gehen. Die Befürchtung, dass sich am Ende doch noch jemand im Parlament verläuft, sei gering. Fragende Abgeordnete können sich jederzeit via eigener Hotline an die Parlamentsdirektion wenden.