Italien: „Mafia Capitale“-Prozess wird aufgerollt

Der aufsehenerregende Prozess zu dem spektakulären Korruptionsskandal „Mafia Capitale“ („Hauptstadtmafia“) in Rom, der vor einem Jahr mit hohen Haftstrafen zu Ende gegangen war, muss neu aufgerollt werden. Das beschloss Italiens oberstes Gericht gestern in Rom.

Laut dem damaligen Urteil sind die Angeklagten wegen Mafia-Zugehörigkeit zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Sie seien jedoch Mitglieder eines Rings von Kriminellen gewesen, nicht aber einer Mafia-Gruppe, urteilten die Richter, die die Neuaufrollung des Prozesses vor einem Berufungsgericht beschlossen.

Urteil wegen Verstrickungen zwischen Politik und Kriminalität

Die Angeklagten waren in zweiter Instanz wegen groß angelegter Verstrickungen zwischen Politik, organisierter Kriminalität und Wirtschaft in der italienischen Hauptstadt verurteilt worden. Der frühere Rechtsterrorist Massimo Carminati – genannt der „Einäugige“ – wurde zu 14 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, Kopf des kriminellen Netzwerks gewesen zu sein, das Rom jahrelang unterwandert hatte. Sein Anwalt bestritt, dass Carminati ein Mafia-Boss sei.

Das Berufungsgericht in Rom hatte das als erwiesen betrachtet. Der Römer sei lediglich ein Krimineller, meinten die Anwälte und forderten eine Reduzierung der Haftstrafe für ihren Mandanten.

Ring zog Aufträge an Land

Der Kriminellenring „Mafia Capitale“, der Ende 2014 aufflog, soll gegen Schmiergelder lukrative Aufträge für seine Firmen an Land gezogen haben. Die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi meinte, es sei unbestreitbar, dass Verstrickungen aus kriminellen Unternehmen und korrupter Politik Rom zerstört haben. Der Gemeinderat unter ihrer Führung arbeite hart, um Gesetzmäßigkeit und Transparenz in der 3,5-Millionen-Metropole wieder herzustellen, kommentierte Raggi das Urteil.