Barenboims West-Eastern Divan Orchestra wird 20

Zwanzig Jahre nach der Gründung des West-Eastern Divan Orchestra mit jungen Musikerinnen und Musikern aus Nahost sieht der Dirigent Daniel Barenboim sein Projekt mit zwiespältigen Gefühlen. Zwar habe das Orchester gezeigt, dass eine Zusammenarbeit zwischen Menschen aus der arabischen Welt und Israelis möglich sei. Doch das Orchester werde angesichts der Lage in Nahost politisch angefeindet.

„Wir können heute weder in den meisten arabischen Ländern noch in Israel spielen“, sagte Barenboim der dpa. Das Orchester und seine Idee würden gleichermaßen von arabischer als auch israelischer Seite angefeindet. „Wenn beide Seiten uns angreifen, müssen wir wohl etwas richtig machen. Ich würde mir Sorgen machen, wenn das nicht so wäre.“

Der „Divan“ habe gezeigt: „Wenn wir eine Situation von Gleichheit schaffen, dann können Araber und Israelis etwas Gemeinsames aufbauen, vorausgesetzt, die beiden haben die gleichen Rechte und die gleiche Verantwortung.“

Geburtstagskonzert in Berlin

Zum Abschluss einer Europatournee feierten die jungen Musiker gestern Abend zusammen mit Barenboim am Klavier, der Geigerin Anne-Sophie Mutter und dem Cellisten Yo-Yo Ma in Berlin den Geburtstag in der Berliner Philharmonie.

Barenboim und der palästinensisch-amerikanische Literaturwissenschaftler Edward Said hatten 1999 das Orchester in Weimar gegründet. Seither hat das Ensemble mehr als 300 Konzerte in 30 Ländern gespielt, mehr als 800.000 Menschen besuchten die Auftritte. Mit der Gründung der Barenboim-Said-Akademie und dem Pierre-Boulez-Saal, gebaut nach Plänen des Stararchitekten Frank Gehry, hat das Divan-Orchester seit 2017 seinen Sitz in Berlin.