Bolivien: Morales zum Sieger erklärt

In Bolivien hat das oberste Wahlgericht den Wahlsieg von Präsident Evo Morales bestätigt. Gerichtspräsidentin Maria Eugenia Choque gab gestern nach Auszählung aller Stimmen das offizielle Endergebnis der umstrittenen Präsidentschaftswahl bekannt. Den Angaben zufolge sicherte sich Morales bei der Wahl am Sonntag 47,1 Prozent der Stimmen, der konservative Oppositionskandidat Carlos Mesa kam auf 36,5 Prozent. Damit muss Morales nicht in die Stichwahl.

Nach bolivianischem Wahlrecht benötigt der Sieger einer Präsidentschaftswahl in der ersten Wahlrunde entweder mehr als 50 Prozent der Stimmen oder mehr als 40 Prozent und mindestens zehn Punkte Abstand zum Zweitplatzierten. Das hat Morales dem offiziellen Ergebnis zufolge erreicht.

Gegenkandidat sieht Wahlbetrug

In Bolivien wird seit Tagen über den Ausgang der Präsidentschaftswahl gestritten. Die Wahlkommission in La Paz hatte Morales bereits am Donnerstag offiziell zum Sieger der Wahl erklärt. Sein Herausforderer Mesa hat der Regierung Wahlbetrug vorgeworfen und will das Ergebnis nicht anerkennen.

Auch international wird das Ergebnis stark angezweifelt. Die EU, die USA und zahlreiche südamerikanische Staaten riefen die Regierung in La Paz dazu auf, eine zweite Wahlrunde zu ermöglichen. Das oberste Wahlgericht wies Mesas Betrugsvorwürfe am Freitag zurück. „Boliviens Wahlsystem ist völlig transparent“, sagte der Richter Idelfonso Mani.

Proteste in La Paz

In La Paz gingen gestern erneut Oppositionsanhänger gegen das offizielle Wahlergebnis auf die Straße. Demonstranten errichteten Straßensperren und Barrikaden. In Cochabamba im Zentrum des Landes gab es laut Berichten örtlicher Medien Zusammenstöße zwischen Morales-Anhängern und Regierungsgegnern.

Morales, ein ehemaliger Kokabauer und seit 2006 der erste indigene Staatschef des südamerikanischen Landes, hatte bisher alle Präsidentschaftswahlen im ersten Wahlgang gewonnen.