Hand tippt auf einer Tastatur
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Ohio

US-Uni bastelt an Master in E-Sports

E-Sports boomt – und zwar so sehr, dass man sich in den USA in Zukunft auch akademisch damit befassen kann: Die Ohio State University will einen eigenen Lehrgang zum Thema anbieten. Dieser nimmt dabei die ganze Branche in den Blick. Ausgebildet werden sollen nicht unbedingt professionelle Spieler und Spielerinnen, sondern Trainer, Manager, Analysten und Veranstalter.

E-Sports-Management, die Spielewirtschaft, Game-Design und -Entwicklung, aber auch das Thema E-Sport und Gesundheit stehen dafür im Lehrplan. Laut der Uni ist der Studiengang deswegen auch interdisziplinär angelegt. Fünf Institute beteiligen sich, darunter auch die Universitätsklinik. Letztere soll unter anderem zu „Konvergenz von Gehirn, Körper und das Verhalten von Athleten“ forschen und dabei „Wege finden, um neue Ebenen menschlichen Potenzials“ zu entfesseln. Auch zur Erhaltung der Gesundheit von Spielerinnen und Spielern soll geforscht werden.

Weiters will die Uni eng mit der Spielebranche zusammenarbeiten. Starten soll der Studiengang im kommenden Jahr, wie die Zeitung „The Columbus Dispatch“ berichtet. Anschließend soll es auch Onlinekurse und Ausbildungen für Personen geben, die bereits einen Abschluss haben. Grundsätzlich existiert ein E-Sports-Schwerpunkt an der Ohio State allerdings bereits seit Längerem: Mehrere Abteilungen forschen zu dem Thema, zudem hat die Uni vor Kurzem eine eigene E-Sports-Arena mit 80 Plätzen eröffnet, in der Studentinnen und Studenten trainieren und Wettkämpfe ausfechten können.

„Bringen Studierenden nicht das Spielen bei“

Die Universität betont allerdings, dass der Fokus des Studienganges auf E-Sports als Branche liegt. „Wir bringen unseren Studierenden nicht bei, wie man Spiele spielt. Das ist wichtig zu verstehen. Wir bringen ihnen alles rundherum bei“, so die Professorin Deborah Grzybowski zu National Public Radio (NPR). Doch freilich soll in dem Lehrgang auch aktiv gespielt werden. Aktuell liegt der Fokus auf vier Spielen, nämlich dem Kartenspiel „Hearthstone“, dem Action-Strategiespiel „League of Legends“, dem Shooter „Overwatch“ und dem Autoballspiel „Rocket League“.

Universitätssport hat in den USA einen außergewöhnlichen Stellenwert, was sich zunehmend auf E-Sports ausweitet. Laut der National Association of Collegiate Esports bieten mittlerweile mehr als 200 Universitäten in den USA Stipendien für potenziell professionelle E-Sportler in einer Höhe von 15 Millionen Dollar (13,5 Mio. Euro) an. Zudem gibt es eigene Highschool- und Uniligen, bei denen nach Talenten gefahndet wird und die teils großzügig von Sponsoren unterstützt werden.

Milliardengeschäft E-Sports

Auch international ist E-Sports längst keine Nische mehr – bei Bewerben geht es teils um Preisgelder in Millionenhöhe, um die vor großem Publikum gefochten wird: 2018 verfolgten mit etwa 100 Millionen Zuseherinnen und Zusehern weltweit ähnlich viele Menschen das „League of Legend“-WM-Finale wie es US-Zuseher bei der letzten NFL-Superbowl gab. Dieser verzeichnete mit rund 98 Millionen ein schwaches Jahr. Zudem unterhalten etwa zahlreiche bekannte Fußballvereine eigene E-Sports-Teams.

Zuschauer bei der League of Legends 2018 Weltmeisterschaft im Munhak Stadion in Incheon
APA/AFP/Ed Jones
Südkorea gilt vielen als das E-Sports-Mekka – Turniere locken hier Tausende

Laut einem Branchenbericht des Analysten Newzoo soll der Umsatz der Branche heuer bei rund einer Milliarde Dollar liegen. Der Löwenanteil entfällt dabei auf Sponsorengelder, Übertragungsrechte und Werbung. Bis 2022 wird ein Wachstum auf 1,8 Mrd. US-Dollar prognostiziert. Diese Popularität von E-Sports sorgt weltweit für eine Professionalisierung und ruft Unternehmen auf den Plan, zahlreiche große Konzerne unterhalten Standbeine im E-Sports-Geschäft.

Besonders groß ist die E-Sports-Szene in Asien – vor allem in Südkorea – und den USA. Aber auch ein österreichischer E-Sportler hat schon international für Furore gesorgt. Im Juli gewann der 17-jährige Kärntner David „aqua“ Wang gemeinsam mit seinem norwegischen Ex-Teamkameraden Emil „Nyhrox“ Bergquist Pedersen den Duo-Wettbewerber der „Fortnite“-WM und wurde damit zum ersten österreichischen Videospielweltmeister und -millionär. Auf Universitätsebene beschäftigt sich die Donau-Universität-Krems im Studienlehrgang Game Studies mit dem Thema E-Sports, zudem richtet der eSport Verband Österreich (ESVÖ) jährlich eine Schulmeisterschaft aus.