Massendemos in Pakistan: Regierung bietet Gespräche an

Angesichts von Massenprotesten gegen Ministerpräsident Imran Khan hat Pakistans Regierung der Opposition einen Dialog angeboten, einen Rücktritt des 66-Jährigen aber abgelehnt. „Unsere Türen stehen für Gespräche offen, ein Rücktritt des Premierministers kommt jedoch nicht infrage“, sagte Verteidigungsminister Pervez Khattak gestern.

Großdemonstration in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad
APA/AFP/Farooq Naeem

100.000 in Protestcamp

Die Regierung sollte nicht für die Konsequenzen verantwortlich gemacht werden, falls es zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften komme, warnte er zugleich. Die Zahl der Demonstranten in einem Protestcamp im Zentrum der Hauptstadt Islamabad wurde inzwischen auf mehr als 100.000 geschätzt. Die Sicherheitskräfte waren angesichts möglicher Ausschreitungen in erhöhter Alarmbereitschaft, viele Straßen in der Metropole menschenleer.

Die Opposition kritisiert die schlechte Wirtschaftslage. Aus ihrer Sicht ist die Regierung Khans unrechtmäßig an der Macht. Sie wirft dem mächtigen Militär vor, die Parlamentswahl von 2018 manipuliert zu haben, um Khans Partei zum Wahlsieg zu verhelfen.

Ultimatum der Opposition

Die Opposition hatte Khan am Vortag ein Ultimatum gestellt: Sollte er nicht innerhalb von zwei Tagen zurücktreten, werde der Protest auf die nächste Stufe gehoben, sagte der Anführer der Demonstranten, der konservative Kleriker Maulana Fazlur Rehman. Namhafte weitere Oppositionspolitiker und ihre Parteien haben sich dem Protest angeschlossen.

Das Militär hat Pakistan fast die Hälfte der Zeit seit der Unabhängigkeit 1947 regiert. Generäle werden immer wieder beschuldigt, hinter den Kulissen die Fäden zu ziehen, um zivile Regierungen zu beeinflussen oder zu destabilisieren.