Gang in der ehemalige US-Botschaft in Teheran
AP/Vahid Salemi
US-Botschaft in Teheran

Stillleben von 40 Jahren Feindschaft

Der Iran am Montag mit einer staatlich organisierten Kundgebung den 40. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran zelebriert. Infolge der Besetzung und der gleichzeitigen Geiselnahme von US-Botschaftsangehörigen brachen die USA damals die diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. Das Gebäude in Teheran, heute ein Museum, ist eine Zeitkapsel zurück in das Jahr 1979 und die diplomatischen Fehlentwicklungen seither.

Iranische Studenten besetzten die Botschaft im November 1979, um damit gegen die Aufnahme des gestürzten Schahs Resa Pahlavi in den USA zu demonstrieren. Nach monatelangen Streiks und Demonstrationen erklommen sie die Zäune der Anlage und nahmen 52 Mitarbeiter der US-Botschaft in Geiselhaft. Damals ahnte noch niemand, dass diese als Sit-in angelegte Geiselnahme 444 Tage dauern würde.

Die Studenten forderten die Auslieferung des Schahs, der im Jänner nach anhaltenden schweren Unruhen in die USA ins Exil gegangen war. Der fanatische Schah-Gegner Ajatollah Ruhollah Chomeini, der 14 Jahre zuvor verbannt worden war, hatte in Frankreich die iranisch-islamische Nationalbewegung gegründet. Er kehrte nach der Flucht des Schahs zurück und bildete eine provisorische Regierung unter Mehdi Basargan. Chomeini konnte die Islamische Republik Iran ausrufen.

Schreibmaschinen und Wählscheiben

Die Botschaft ist heute „eingefroren im Jahr 1979“, so die Nachrichtenagentur AP, eine „Zeitkapsel mit revolutionären Wandgraffiti, Underwood-Schreibmaschinen und Telefonen mit Wählscheiben“. Das Gebäude wird heute teilweise als Museum verwendet. Verwaltet wird die ehemalige Botschaft von der Basidsch, einer Freiwilligenmiliz, die zu den Iranischen Revolutionsgarden gehört.

Besetzte US-Botschaft, 1979
AP
Tag drei nach der Erstürmung der Botschaft: Im Gebäude wurden 52 Menschen festgehalten

Das untere Stockwerk darf heute von Studentengruppen genutzt werden. Im ersten Stockwerk betreten Besucher durch eine schwere Sicherheitstür einen Tresorraum, früher der Ort für die Kommunikationsausrüstung der US-Vertreter. Heute dienen die Gerätschaften der 70er Jahre als Ausstellungsstücke und Zeitzeugen aus Plastik und Metall.

Botschaft als „Nest der Spione“

Besucher sehen leere Safes offen stehen, Schwarz-Weiß-Fotografien der Besetzung und ein großes Gemälde von Verhaftungen von US-Amerikanern. Einige Wände zeigen noch die Graffiti der Studenten von 1979. „Das Nest der Spione muss schließen“ oder „Nieder mit Amerika“.

Ehemalige US-Botschaft in Teheran
AP/Vahid Salemi
Der Tresorraum mit Kommunikationsausrüstung dient heute als Ausstellungsstück

Für den Iran geht die Feindschaft mit den USA noch weiter zurück als zur Botschaftsbesetzung: auf den 19. August 1953. Der US-Geheimdienst hatte einen Putsch gegen Ministerpräsident Mohammad Mossadegh organisiert. Es war die erste unabhängige, demokratische und säkulare Regierung des Iran. Stattdessen wurde der Schah samt seinem Geheimdienstregime als Bollwerk gegen die Sowjetunion wieder eingesetzt. 1979 bestand dann auch die Angst, dass der US-Geheimdienst aus seiner Botschaft in Teheran, dem „Nest der Spione“, erneut einen Putsch planen könnte.

Befreiungsversuch gescheitert

Wegen der Botschaftsbesetzung brachen die USA die diplomatischen Beziehungen zum Iran ab, auch heute sind sie nicht wieder aufgenommen worden. Das Pendant zur Botschaft in Teheran, die iranische Vertretung in Washington, blieb leer. Der damalige US-Präsident Jimmy Carter verwies die iranischen Diplomaten des Landes. Carter ordnete im April 1980 einen Militäreinsatz an, um die US-Geiseln zu befreien. Die riskante Aktion scheiterte jedoch, als einer der Hubschrauber in der iranischen Wüste mit einem Tankflugzeug kollidierte und acht Soldaten starben. Noch heute ist der Motor des verunglückten Helikopters vor der ehemaligen US-Botschaft aufgestellt.

Anti-US-Plakat in der früheren amerikanischen Botschaft in Teheran
AP/Vahid Salemi
„Tod den USA“: Auch neue Plakate mit feindlichen Botschaften hängen an den Wänden.

Keine Verhandlungen

Die Geiselnahme nahm erst nach dem Amtsantritt von US-Präsident Ronald Reagan im Jänner 1981 ein Ende. Seither gab es zwar wiederholt Versuche, die Beziehungen zu verbessern. Die Beziehungen sind aber auch 40 Jahre später nicht besser geworden. US-Präsident Donald Trump verschärfte den Konflikt nach Jahren der zaghaften Entspannung unter Barack Obama. Die USA traten aus dem Abkommen zum iranischen Atomprogramm einseitig aus. Zum 40. Jahrestag der Islamischen Revolution im Februar schrieb Trump: „Das Regime im Iran hat nur 40 Jahre des Versagens hervorgebracht.“

Aus Teheran kommen kaum versöhnlichere Töne. Erst am Sonntag erneuerte der oberste geistliche Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, dass man mit den USA keine diplomatischen Verhandlungen aufnehmen werde.