In den Schulen findet bereits seit Freitag kein Unterricht mehr statt, in der Hauptstadtregion wurden Baustellen vorübergehend stillgelegt. Die Luftverschmutzung sei inzwischen „unerträglich“ geworden, sagte der Chef der Regionalregierung, Arvin Kejriwal. Über die Metropole mit rund 20 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern legt sich jedes Jahr im Winter eine Smogglocke.
Verursacht wird sie durch Fahrzeug- und Industrieabgase und Rauch, der beim Abbrennen abgeernteter Felder vor der Stadt entsteht. Insbesondere diese Gewohnheit führte in den letzten Tagen zu Kontroversen. Bauern in den Nachbarbundesstaaten würden sich nicht an Verbote halten, hieß es. Ihnen drohten mittlerweile Gerichtsverfahren, berichtete am Montag die „Times of India“ in einem Liveticker. Auch Beamten, die für die Einhaltung von Verboten verantwortlich sind, drohten Strafen.
Fahrverbote für Millionen Autos
„Überall ist Rauch, und die Menschen – Junge, Kinder und Alte – können kaum atmen“, sagte Kejriwal in einem Video im Kurznachrichtendienst Twitter. Die Luftverschmutzung sei so schlimm, dass viele Menschen sogar über brennende Augen klagten.
Kejriwals Regierung veranlasste unter einer Art nationalem Gesundheitsnotstand ein Fahrverbot für die Hälfte der Autos der Millionenstadt – laut Medienberichten bis zu vier Millionen. Die Behörden verteilten Atemschutzmasken an Schulkinder. Baumaßnahmen wurden vorerst bis Dienstag eingestellt. Die Autofahrverbote sollen laut BBC bis 15. November gelten.
Saubere Luft für den Taj Mahal
Trotzdem werde es mindestens eine Woche dauern, bis sich der Smog über der Metropolregion wieder verzieht, berichtete am Montag CNN. Auf dem internationalen Flughafen der indischen Hauptstadt wurden laut dem US-Sender Flüge verschoben oder gestrichen, weil die Sicht für Starts und Landungen nicht mehr ausreichte.
Auch andere Teile des Landes sind von dem dichten Smog betroffen. Zum Schutz des berühmten Mausoleums Taj Mahal brachten die Behörden einen Luftreiniger zu Indiens wichtigstem touristischen Wahrzeichen, das rund 250 Kilometer südlich der Hauptstadt im Nachbarbundesstaat Uttar Pradesh steht. Wie die Nachrichtenagentur PTI berichtete, befürchten die Behörden, dass die teilweise giftige Luft die Marmorkonstruktion aus dem 17. Jahrhundert schädigen könnte. Bei dem Gerät handelt es sich laut indischen Medienberichten über eine mobile Filteranlage, die die Luft in einem Umkreis von 300 Metern reinigen können soll.
„Hauptstadt des Smog“
Umweltschützer forderten Indiens Ministerpräsident Narendra Modi auf, „Führung zu übernehmen“ und das Problem endlich zu losen. 14 Städte in Indien gehören nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den 15 am stärksten verschmutzten weltweit. Laut CNN ist Neu-Delhi die mit der schmutzigsten Luft überhaupt. Der US-Sender nannte sie am Montag die „Hauptstadt des Smog“.
Neben Verkehr, Industrie und Landwirtschaft trugen auch Feuerwerkskörper, die zum mehrtägigen hinduistischen Lichterfest Diwali gezündet werden, jedes Jahr dazu bei, dass sich die Luft verschlechtert, berichtete CNN. Experten zufolge verursacht der Feinstaub in Indiens Städten mehr als eine Million vorzeitige Todesfälle pro Jahr.