HC Strache
ORF.at/Christian Öser
Berichte

Strache wollte „Ibiza-Video“ kaufen

Der frühere FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache soll sich nach Auffliegen des „Ibiza-Skandals“ darum bemüht haben, an das komplette Video heranzukommen, das seine politische Karriere beendet hat. Das meldeten „Presse“ und „Standard“ am Montag. Straches Anwalt dementierte die Berichte.

Die beiden Zeitungen berichten, dass der ehemalige Vizekanzler bzw. sein Umfeld über diverse Kanäle ein sechsstelliges Angebot an die Hintermänner des „Ibiza-Videos“ herangetragen habe. Sein Anwalt bestreitet hingegen ein finanzielles Angebot.

Dass Strache, der seine Aussagen in dem Video aus dem Zusammenhang gerissen sieht, das ganze Video gerne hätte, ist nicht neu. Versuche, die veröffentlichenden Medien zur Herausgabe zu bewegen, schlugen jedoch bisher fehl, weil sich „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ erfolgreich auf den Quellenschutz beriefen.

Auch Staatsanwaltschaften haben Video nicht

Auch die ermittelnden Staatsanwaltschaften verfügen den Berichten zufolge nicht über das gesamte Bildmaterial. Und das, „obwohl bereits vor dem Einleiten offizieller Ermittlungen eine Weisung erfolgte, dieses zu beschaffen“, wie der „Standard“ schreibt.

Laut „Presse“ konnte das Video auch nicht bei einer „umstrittenen Hausdurchsuchung“ bei einem Wiener Anwalt gefunden werden. Die konfiszierten Daten seien nach wie vor unter Verschluss. Ob das Material verwendet werden darf, muss erst ein Gericht klären.

Der Jurist hatte den Kontakt zwischen dem damaligen FPÖ-Klubchef Johann Gudenus und der vermeintlichen Oligarchennichte angebahnt. Der Anwalt hatte eingeräumt, in die Causa involviert zu sein – und sprach von einem „zivilgesellschaftlich motivierten Projekt, bei dem investigativjournalistische Wege beschritten“ worden seien. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Ermittlungen laufen

Die Aufklärung des Falles schreite „zügig voran“, berichtete die „Presse“. Wer am Projekt beteiligt gewesen sei, sei „weitestgehend klar – die Soko Ibiza arbeitet an den Vernehmungen“. Unklar sei die Identität der vermeintlich aus Russland stammenden Oligarchennichte und, ob Geld für das Video geflossen sei. Die Macher des Videos stellen das laut „Presse“ in Abrede, ebenso wie die „Süddeutsche“ und der „Spiegel“.

Allerdings soll der Wiener Anwalt bereits 2015 belastendes Material gegen Strache u. a. ÖVP, SPÖ und NEOS angeboten haben. Die Parteien lehnten das Angebot ab. 2017 dann soll der Jurist laut „Presse“ versucht haben, das „Ibiza-Video“ über einen Lobbyisten an STRABAG-Chef und NEOS-Unterstützer Hans-Peter Haselsteiner heranzutragen – allerdings erfolglos.

Eine zentrale Rolle dürfte ein ehemaliger Leibwächter Straches spielen. Gegen ihn wird ermittelt. Laut „Standard“ war der Mann kurzzeitig festgenommen worden und hat dabei eine „Lebensbeichte“ abgelegt. Dabei soll es auch um angeblich gefälschte Spesenabrechnungen gehen, die der Bodyguard für Strache und seine Ehefrau, die Nationalratsabgeordneten Philippa Strache gelegt haben soll. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.