Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador
Reuters/Jorge Luis Plata
USA – Mexiko

Mormonen-Massaker wird zum Politikum

Nachdem bei einem Überfall auf eine US-Mormonenfamilie in Mexiko mehrere Frauen und Kinder getötet worden sind, hat US-Präsident Donald Trump nun seine Hilfe für einen „Krieg“ gegen Drogenkartelle angeboten. Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador kündigte daraufhin an, über eine mögliche Kooperation mit Trump zu sprechen.

„Es ist jetzt an der Zeit für Mexiko, mit der Hilfe der Vereinigten Staaten, einen KRIEG gegen Drogenkartelle zu führen und sie vom Erdboden hinwegzufegen“, schrieb Trump zuvor auf Twitter. „Wir erwarten einen Anruf von ihrem großartigen neuen Präsidenten!“, schrieb der US-Präsident außerdem. Lopez Obrador habe den Kampf gegen Drogenkartelle zu einem Topthema gemacht, so Trump. Die Kartelle seien „so groß und mächtig“ geworden, dass es manchmal „eine Armee braucht, um eine Armee besiegen zu können“, hieß es in einer Serie an Tweets zudem.

Mexikos Präsident drückte bei seiner täglichen Pressekonferenz den Angehörigen sein Beileid aus und kündigte eine Untersuchung an. Er werde sich mit Trump in Verbindung setzen, um ihn zu informieren und ihm für seine Unterstützung zu danken. Mexikos Souveränität müsse jedenfalls erhalten bleiben, so Lopez Obrador. Eine Intervention aus dem Ausland hält er „bei solchen Fällen“ aber nicht für notwendig.

Sechs Kinder, drei Frauen getötet

Bei dem Überfall am Montag wurden mindestens neun Menschen getötet – darunter sechs Kinder. Weitere sechs Kinder wurden verletzt, wie Mexikos Sicherheitsminister Alfonso Durazo am Dienstag mitteilte. Ein Kind gelte als vermisst. Insgesamt drei Frauen und 14 Kinder der Großfamilie waren in mehreren Wagen in einer gebirgigen Gegend zwischen den nördlichen Bundesstaaten Sonora und Chihuahua unterwegs, als Unbekannte auf sie schossen. Es könne sich um eine Verwechslung durch Verbrecherbanden handeln, die um die Kontrolle der Region kämpfen, sagte Durazo.

Abgebranntes Autowrack
Reuters/KENNETH MILLER/LAFE LANGFORD JR
Die Täter feuerten offenbar auf einen Transporter und setzten ihn in Brand

In der Gegend ist unter anderem das Sinaloa-Kartell des früheren Drogenbosses Joaquin „El Chapo“ Guzman aktiv. Bei den Opfern handelte es sich um eine bekannte Familie mormonischen Glaubens, die nach Medienberichten sowohl die US-amerikanische als auch die mexikanische Staatsbürgerschaft hat. Es hatte vor Jahren bereits Drohungen und Gewalt gegen die Familie durch kriminelle Banden gegeben. Die Verletzten wurden nach Angaben des US-Botschafters in Mexiko, Christopher Landau, in die USA gebracht.

Im Norden von Mexiko leben seit Jahrzehnten zahlreiche Großfamilien mormonischen Glaubens, die ursprünglich aus den USA stammen. Immer wieder geraten sie in das Visier der mächtigen Verbrechersyndikate, die die Region kontrollieren.

Familienmitglied beschreibt Szenen des Angriffs

Ein Familienmitglied beschrieb indes in einem Telefonat mit der „New York Times“ die grauenvollen Szenen des Angriffs: Ein Kind sei niedergeschossen worden, als es wegrennen wollte. Andere seien in einem brennenden Auto eingesperrt gewesen. Zwei der Opfer seien nicht einmal ein Jahr alt gewesen.

„Als Mutter fühle ich Wut, Empörung und tiefen Schmerz angesichts der feigen Tat“, schrieb die Gouverneurin von Sonora, Claudia Pavlovich, auf Twitter. „Ich weiß nicht, welche Art von Monstern es wagen, Frauen und Kinder zu verletzen. Als Gouverneurin werde ich alles dafür tun, dass dies nicht ungesühnt bleibt und dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden.“

250.000 Tote im Drogenkrieg

Seit dem Beginn des Armeeeinsatzes gegen die Drogenbanden im Jahr 2006 starben bereits mehr als 250.000 Menschen. Allein im Vorjahr wurden in Mexiko mehr als 36.000 Morde registriert. Die seit Jahren hohen Gewaltraten in dem lateinamerikanischen Land gehen zu einem großen Teil auf das Konto von Banden, die in Drogenhandel sowie in Entführung und Erpressung verwickelt sind. Sie haben oft Verbindungen zu örtlichen Sicherheitskräften.

Erst vor wenigen Wochen hatte das Sinaloa-Kartell die Stadt Culiacan stundenlang mit Gewalt in Atem gehalten, als Sicherheitskräfte einen Sohn von „El Chapo“ festnehmen wollten. Dieser wurde schließlich freigelassen, um ein Blutbad zu verhindern.