„Unsicherheit hoch“: EU-Wirtschaft wächst langsamer

Die europäische Wirtschaft wächst das siebente Jahr in Folge. Auch für 2020 und 2021 rechnet die EU-Kommission mit weiterem Wachstum, allerdings würden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Wachstum weniger fördern als zuvor, wie es heute in Brüssel hieß. „Die Unsicherheit ist hoch“, gab die Kommission zu ihrer Herbstprognose bekannt.

Expertinnen und Experten zufolge könnte neben einer längeren Phase mit gedämpftem Wachstum auch eine geringere Inflation bevorstehen. Laut Prognose bleiben die Arbeitsmärkte aber robust, die Arbeitslosigkeit wird weiter zurückgehen.

Österreich-Prognose besser als für Euro-Zone

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euro-Raums wird 2019 um 1,1 Prozent und in den Jahren 2020 und 2021 um jeweils 1,2 Prozent wachsen. Für die EU insgesamt wird für die Jahre 2019, 2020 und 2021 ein BIP-Wachstum von 1,4 Prozent erwartet. Im Sommer war noch von einem Wachstum von 1,6 Prozent die Rede.

Für Österreichs Wirtschaft senkte die Kommission die Wachstumsaussicht für 2020 minimal auf 1,4 Prozent. Auch für 2021 errechnete die Kommission ein BIP-Wachstum von 1,4 Prozent. 2019 geht man von 1,5 Prozent Wachstum aus. „Die Abschwächung ist uns schon aus Prognosen vom WIFO und IHS bekannt. Wir haben im Budgetausblick daher schon nachgeschärft und für 2020 ein voraussichtliches Defizit an die EU gemeldet“, sagte Finanzminister Eduard Müller. Den deutschen Vorstoß zur Bankenunion begrüßte er.

Großes Sorgenkind bleibt Italien: Die Wirtschaft wird in diesem Jahr um nur 0,1 Prozent, 2020 um 0,4 Prozent und 2021 um 0,7 Prozent wachsen.

„Schwierige Zeiten“

Valdis Dombrovskis, Kommissar für den Euro und den sozialen Dialog, begründete die „schwierigen Zeiten“ mit der großen, durch Handelskonflikte bedingten Unsicherheit, geopolitischen Spannungen und dem Brexit. Betroffen sein dürfte ihm zufolge vor allem das verarbeitende Gewerbe.

„Ich rufe alle EU-Mitgliedsstaaten mit hohem öffentlichen Schuldenstand dringend dazu auf, die vorsichtige Finanzpolitik fortzusetzen und die Schuldenstände kontinuierlich abzubauen“, sagte Dombrovskis.

Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten, Steuern und Zoll, geht trotz zunehmenden Gegenwinds in den kommenden zwei Jahren von Wachstum aus. „Doch dürfen wir uns angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen nicht auf dem Erreichten ausruhen. Vielmehr werden wir alle politischen Hebel nutzen müssen, um Europa widerstandsfähiger zu machen und das Wachstum zu stützen“, so auch Moscovici.