Schauspielerin Caroline Peters
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Salzburger Festspiele

Caroline Peters ist die neue Buhlschaft

Die deutsche Schauspielerin Caroline Peters, seit 2004 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, wird 2020 zum 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele in Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ die Buhlschaft spielen. Das wurde am Donnerstag bekanntgegeben. Die Premiere des Jubiläums-„Jedermann“ in Michael Sturmingers Inszenierung findet am 18. Juli 2020 statt.

Nach Stefanie Reinsperger (2017/18) und Valery Tscheplanowa (2019) erhält Tobias Moretti als reicher Jedermann, der angesichts des Todes zum reumütigen Sünder wird, im kommenden Jahr bereits die dritte Gefährtin. Peters zählt zu den prominentesten Darstellerinnen des deutschsprachigen Gegenwartstheaters, nun wird sie die „Jahrhundert-Buhlschaft“.

Die 48 Jahre alte Deutsche erhielt im Laufe ihrer Karriere zahllose Auszeichnungen wie den Ulrich-Wildgruber-Preis (2012), den Deutschen Schauspielerpreis als beste Schauspielerin in einer komödiantischen Rolle (2016) und den Nestroy (2018). Für diesen ist sie auch heuer nominiert – als Anna in Simon Stones „Medea“. In der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ wurde sie zweimal zur Schauspielerin des Jahres gekürt.

Schauspielerin Caroline Peters
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Peters bei ihrer Präsentation: „Ich bin wirklich gespannt, was das dann mit einem macht“

Ein Stück mit einem „Geheimnis“

„Es ist natürlich schon eine absurde Situation – außergewöhnlich und absurd im besten Sinn“, so Peters im Gespräch mit Schauspielchefin Bettina Hering über ihre Rolle als Buhlschaft. Es sei ungewöhnlich, „dass ein Stück seit 100 Jahren so fortgepflanzt wird – wo gibt’s denn so was?“ So passe der „Jedermann“ doch ganz gut zu ihr, die sich am liebsten ungewöhnlichen Aufgaben stelle.

„Es ist nicht einfach ein altes Stück, das da aufgeführt wird“, sondern habe offenbar ein „Geheimnis dahinter, das mich interessiert.“ Sie habe aber „schon ein bisschen länger gebraucht, um mich zu entscheiden. Aus verschiedensten Gründen, auch weil es mit vielen anderen Aufgaben verbunden ist.“ Denn ob die vielen damit abseits der Bühne verbundenen Aufgaben „das reine Vergnügen“ seien, „war ich mir im Vorfeld nicht so sicher“: „Dann hat die Neugier gesiegt.“

Präsentation der neuen Buhlschaft zum Nachschauen

Am Donnerstag ist die neue Buhlschaft für den „Jedermann“ 2020 vorgestellt worden. Die deutsche Schauspielerin Caroline Peters wird die Rolle bekleiden.

Mit Neugier geht Peters auch an ihre Herausforderung heran. „Mich reizt schon die Tradition daran, aber das heißt ja nicht, dass es um jeden Preis gleich bleiben muss.“ Ihr Wunsch sei, der Rolle etwas Neues hinzuzufügen. Dass sie wie ihre unmittelbare Vorgängerin Valery Tscheplanowa in der Rolle auch singen werde, glaubt sie nicht. „Das Singen war ihre Erfindung. Ich finde nicht, dass man sich das so einfach aneignen kann.“ Warum Tscheplanowa nur ein Jahr die Buhlschaft spielte, dazu hielt sich Hering bedeckt. „Da gibt es gar keinen konkreten Grund“, meinte sie zu der „internen Angelegenheit, die sich im Laufe der Zeit ergeben hat.“ Im Übrigen „gab es viele Buhlschaften, die das nur ein Jahr gespielt haben“.

Fan von Senta Berger

Dass sie von Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler als „unsere Jahrhundert-Buhlschaft“ vorgestellt wurde, brachte Peters zum Schmunzeln: „Eine Jahrhundert-Buhlschaft kann es eben nur alle hundert Jahre geben. Mal sehen, wer es im Jahr 2120 sein wird.“ Über die Dauer ihres Domplatz-Engagements könne sie „noch gar nichts sagen – erst muss es einmal stattfinden“. Nach Rollenvorbildern befragt, outete sich Peters als „eine große Bewunderin von Senta Berger“, die „als eine damenhafte, erwachsene, weibliche Schönheit weit vorne“ liege. Auch Sophie Rois und Birgit Minichmayr habe sie toll gefunden, da sie die Rolle großartig spielten, ohne weibliche Klischees zu erfüllen. Letztere sei „die Einzige, die ich tatsächlich live gesehen habe“ – allerdings im Festspielhaus, da es damals geregnet habe.

So wie sie den „Jedermann“ noch nie live auf dem Domplatz gesehen habe, habe sie mit Moretti, der bei der Pressekonferenz am Donnerstag krankheitshalber fehlte (ihn „hat der Grippevirus gepackt“, entschuldigte ihn die Festspiel-Präsidentin), bisher weder am Theater noch für Film und Fernsehen gemeinsam gearbeitet. „Wir kennen einander natürlich, aber es ist natürlich trotzdem noch was anderes.“ Sie hoffe daher vor Probenbeginn „sehr auf einen Kaffee oder dergleichen“. Zudem wird sie erstmals im Freien spielen. „Das ist für mich die größte Herausforderung. Ich kann mir das noch gar nicht vorstellen. Das finde ich sehr aufregend und bin gespannt, was das dann mit einem macht.“

Katholisch und protestantisch

Dass Tscheplanowa die Buhlschaft nicht als Rolle, sondern als Auftritt charakterisiert habe, könne sie gut nachvollziehen. „Es sind zwei Aufgaben, die man hat. Auftreten, abtreten und dazwischen was gespielt zu haben, ist die eine. Die zweite ist das Amt, das man übernimmt, und dass man sich dabei in eine Reihe stellt.“

Helga Rabl-Stadler, Caroline Peters und Bettina Hering
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Festspiel-Präsidentin Rabl-Stadler, Peters und Schauspielchefin Hering: Auf die neue Buhlschaft warten „zwei Aufgaben“

Mit dem katholischen Gehalt des Hofmannsthal-Stücks habe sie sich noch nicht sehr auseinandergesetzt. Sie sei protestantisch erzogen worden und habe daher etwa in Köln, wo sie aufgewachsen sei, den Karneval „immer mit ein bisschen Neid betrachtet“: Dort dürfe man über die Stränge schlagen, „und danach gibt’s die Absolution“. Ähnliches finde sie im „Jedermann“. Die Sturminger-Inszenierung hat Peters „als Aufzeichnung gesehen. Sie gefällt mir sehr gut.“ Das wäre auch ein Kriterium vor ihrer Zusage gewesen.

Erster Festspielauftritt 2005

Bei den Salzburger Festspielen trat Peters 2005 zum ersten Mal auf – in der Uraufführung von Rene Polleschs „Cappuccetto Rosso“. 2006 war sie die Rosalie in Martin Kusejs Inszenierung von Johann Nestroys „Höllenangst“, im Vorjahr spielte sie in der Regie von Burkhard C. Kosminski eine mitten im Wahlkampf stehende engagierte Kleinstadtbürgermeisterin in Theresia Walsers Uraufführung „Die Empörten“. Einem breiteren TV-Publikum ist Peters als Ermittlerin Sophie Haas in der Krimiserie „Mord mit Aussicht“ bekannt.

Peters wurde am 7. September 1971 in Mainz geboren, studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Saarbrücken. Bereits während ihres letzten Studienjahres wurde sie von Andrea Breth an die Berliner Schaubühne engagiert. Es folgten Engagements an zahlreichen deutschsprachigen Bühnen in Hamburg, Köln und Zürich, an der Berliner Volksbühne und am Burgtheater. Zu den Regisseuren, mit denen sie in ihrer Theaterkarriere zusammengearbeitet hat, zählen u. a. Stone, Barbara Frey, Dimiter Gotscheff, Luc Bondy und Nicolas Stemann.

Gefragt ist Peters für ihre temporeichen, präsenten und klugen Abbilder menschlicher Motive, ihren mühelosen Wechsel von einfühlsamen Betrachtungen zu furiosen Auftritten. Auch ihr Bewusstsein für Komik und ihre Fähigkeit, sich zwischen verschiedenen Genres zu bewegen, findet breite Beachtung. „Ihr Spiel zeugt von tiefem Gefühl und einer sensiblen Intelligenz für die ambivalenten Beweggründe ihrer Charaktere“, heißt es dazu in der Presseunterlage zur Bekanntgabe der Buhlschaft im „Jedermann“ 2020.