Demonstranten in Hongkong
AP/Kin Cheung
Hongkong-Proteste

Angespannte Lage nach Tod von Studenten

Am Rande der Antiregierungsproteste in Hongkong ist ein Student nach einem Sturz von einem Parkhaus ums Leben gekommen. Wie die Hongkonger Krankenhausbehörde mitteilte, starb der 22-Jährige am Freitag an seinen schweren Verletzungen. Die Umstände des Vorfalles blieben unklar, die Proteste dürften sich dadurch noch einmal anheizen.

Wie lokale Medien berichteten, war der Informatikstudent am Montag von einem Parkhaus gestürzt, in dessen Nähe es zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen war. Zuvor war der Student bewusstlos in einer Blutlacke gefunden worden. Er wurde mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er seitdem im Koma lag. Er soll zweimal operiert worden sein.

Hongkonger Studierende und Mitglieder der Protestbewegung hatten wütend und bestürzt auf das Unglück reagiert. Viele warfen der Polizei vor, für den Sturz verantwortlich zu sein. Laut den Behörden wurde der Student etwa 120 Meter von einer Stelle gefunden, an der die Beamten Tränengas eingesetzt hatten. Die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ berichtete, dass der Student vom dritten in den zweiten Stock des Parkhauses gestürzt war. Bisher ausgewertetes Material von Überwachungskameras brachte keine Informationen. Sie kritisierten zudem, dass die Rettung erst 19 Minuten nach dem Fund an dem Unfallort eintraf.

Stadtweite Mahnwachen

Kommilitonen Chows hatten ununterbrochene Mahnwachen abgehalten, während die Ärzte um das Leben des 22-Jährigen kämpften. Nach seinem Tod am Freitag rief die Protestbewegung in verschiedenen Onlinediensten zu stadtweiten Nachtwachen auf. Der Student hatte sich der Demokratiebewegung angeschlossen, die seit rund fünf Monaten Massenproteste in der chinesischen Sonderverwaltungszone organisiert.

Trauerkundgebungen in Hongkong

Nach der Mitteilung über den Tod des Studenten gingen in Hongkong zahlreiche Menschen auf die Straße. (Videoquelle: APTN)

Der Präsident der Hongkonger Universität für Technologie und Wissenschaft rief laut „South China Morning Post“ dazu auf, in dieser schweren Situation „Ruhe zu bewahren und sich zurückzuhalten“, um „Konflikte oder sogar Tragödien“ zu vermeiden. Er verkündete den Tod des Studenten bei einer Abschlussfeier. Einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen trugen schwarze Masken und zeigten ihre Handflächen – ein Symbol der Protestbewegung.

Abgeordneter mit Messer verletzt

Seit fünf Monaten demonstrieren Teile der Hongkonger Bevölkerung gegen die eigene Regierung und den wachsenden Einfluss der Pekinger Führung auf die ehemalige britische Kronkolonie. Immer wieder kommt es dabei zu schweren Zusammenstößen von Polizei und Protestbewegung. Demonstrierende warfen Brandsätze und beschädigten Banken, Geschäfte und U-Bahn-Stationen. Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer sowie Gummigeschoße und teilweise auch scharfe Munition ein.

Ein Demonstrant hält ein Foto des verstorbenen Studenten in der Hand
AP/Vincent Yu
Zahlreiche Hongkonger erinnerten an den Verstorbenen

Zudem wurde am Donnerstag währen einer Wahlkampfaktion ein Hongkonger Abgeordneter verletzt, der als Unterstützer der Pekinger Regierung gilt. In einem Video ist zu sehen, wie ein Mann mit einem aus einer Tasche gezogenen Gegenstand auf Junius Ho einsticht. Bei dem anschließenden Gerangel seien drei weitere Menschen verletzt worden, darunter auch der mutmaßliche Täter, berichteten örtliche Medien. Dieser sei nach dem Vorfall festgenommen worden. Ho musste laut einer Mitteilung seines Büros operiert werden. Er sei am Brustkorb verletzt worden, aber nicht in Lebensgefahr.

Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom als eigenes Territorium regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik – mehr Rechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, um die sie jetzt fürchten.