Vielgelobtes Sachbuch unter Plagiatsverdacht

Gegen die Soziologin Cornelia Koppetsch und ihr Rechtspopulismus-Buch „Gesellschaft des Zorns“ sind Plagiatsvorwürfe erhoben worden. Das Buch war für den Bayerischen Buchpreis nominiert, bei dem auch die Vorwürfe publik wurden: „Vor wenigen Tagen habe ich aus einer vertrauenswürdigen Quelle erfahren, dass es Vorwürfe gibt hinsichtlich der korrekten Zitierweise in diesem Buch“, sagte die Juryvorsitzende Sandra Kegel gestern bei der Verleihung des Preises in München.

Textteile ohne Angabe übernommen

Die Jury stellte das Buch daraufhin zurück. Laut Recherchen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ soll sie besonders aus dem Buch „Die Gesellschaft der Singularitäten“ von Andreas Reckwitz Passagen ohne Kennzeichnung entnommen haben. Auch bei anderen Autoren und Autorinnen wie Slavoj Zizek, Zygmunt Bauman, Wendy Brown, Sighart Neckel habe sie Teile ohne Quellenangabe übernommen. Die Bücher seien zwar erwähnt worden, die Textstellen seien aber nicht als Zitate gekennzeichnet.

Jurymitglied Knut Cordsen sagte bei der Preisverleihung: „Man stutzt, wenn Frau Koppetsch den Begriff Neogemeinschaften in ihrem Buch einführt, so als hätte sie ihn erfunden.“ Der Begriff stamme von Reckwitz, der 2017 den Bayerischen Buchpreis erhalten hatte.

Koppetsch: Handwerkliche Fehler

Auf Nachfrage der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ räumte Koppetsch handwerkliche Fehler ein, bestand aber der Zeitung zufolge auf der Eigenständigkeit ihrer Arbeit. Koppetsch war heute für die dpa nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Sie ist Professorin für Geschlechterverhältnisse, Bildung und Lebensführung an der Technischen Universität in Darmstadt.

Preisträger des diesjährigen Bayerischen Buchpreises in der Kategorie Sachbuch wurde Jan-Werner Müller mit „Furcht und Freiheit. Für einen anderen Liberalismus“. Gewinner in der Belletristik ist David Wagner mit dem Roman „Der vergessliche Riese“. Beide Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von je 10.000 Euro verbunden.