GB: Richter will mit Urteil „Scheidungstourismus“ verhindern

Natalija Potanina, Ex-Frau des russischen Oligarchen Wladimir Potanin, ist vor einem Londoner Gericht mit einer Scheidungsklage in Milliardenhöhe gescheitert. Als Grund nannte der Richter in seinem gestern veröffentlichten Urteil, dass ansonsten dem „Scheidungstourismus“ in England Tür und Tor geöffnet worden wären.

Potanina waren in Russland umgerechnet knapp 100 Millionen Euro zugesprochen worden. In London klagte sie nun auf rund 4,6 Milliarden britische Pfund (5,34 Mrd. Euro) von ihrem früheren Ehemann. Der Metallmagnat hatte sich 2007 von ihr getrennt. Das wäre Londoner Medienberichten zufolge die höchste Summe, die je in einem Scheidungsverfahren in Großbritannien gezahlt worden wäre. Das Paar war seit 1983 verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Die Scheidung erfolgte 2014.

Der Richter erkannte zwar an, dass Potanina in Russland eine – nach englischen Maßstäben – „dürftige Entschädigung“ erhalten habe. Ihr Fall handle sich allerdings um ein „klassisches Beispiel“ dafür, dass jemand ohne Beziehung zu Großbritannien versuche, dank des „großzügigeren Ansatzes“ des englischen Rechtssystems höhere Ansprüche als im Heimatland geltend zu machen. Nach ihrer Ankunft in London habe sie als erstes einen Scheidungsanwalt aufgesucht. Falls der Klage stattgegeben worden wäre, „hätte es keine Beschränkung für Scheidungstourismus“ gegeben, urteilte der Richter. Der Fall ist damit allerdings noch nicht abgeschlossen: Potanina kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.