Bolivien: Polizisten schließen sich in drei Städten Protest an

Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Bolivien haben sich in mindestens drei Städten Polizisten auf die Seite der Demonstranten gestellt. In La Paz schlossen sich gestern Dutzende Polizisten einer Demonstration an und riefen Parolen gegen den umstrittenen Staatschef Evo Morales, wie AFP-Journalisten beobachteten.

Das Fernsehen zeigte Bilder von Sicherheitskräften, die Demonstranten die Hände schüttelten. Zuerst wechselten Polizisten in Cochabamba die Seiten. „Wir haben gemeutert“, sagte ein vermummter Polizist vor dem Hauptquartier der Einsatzpolizei in der zentralbolivianischen Stadt. „Wir werden auf der Seite des Volkes sein, nicht bei den Generälen“, fügte einer seiner – ebenfalls vermummten – Kollegen hinzu.

Auch in der südöstlichen Stadt Sucre und der Oppositionshochburg Santa Cruz schlossen sich Polizeieinheiten an. „Wir unterstützten die Kollegen, die in Cochabamba gemeutert haben“, sagte ein uniformierter Polizist mit verhülltem Gesicht in Sucre einem örtlichen Fernsehsender. „Wir können nicht mit dieser Drogen-Regierung weitermachen, mit dieser ungerechten Demokratie“, sagte er. Polizisten in Santa Cruz schlossen die Türen ihrer Wache, und mehrere uniformierte Männer kletterten auf das Dach und schwenkten die bolivianische Flagge.

Morales spricht von „Putsch“

Morales sprach nach einer Dringlichkeitssitzung mit mehreren Ministern und Armeechef Williams Kaliman von einem „Putsch“. „Brüder und Schwestern, unsere Demokratie ist in Gefahr wegen eines laufenden Putsches, den gewalttätige Gruppen gegen unsere verfassungsmäßige Ordnung gestartet haben“, erklärte Morales im Kurznachrichtendienst Twitter.

Verteidigungsminister Javier Zavaleta erklärte, ein Einsatz der Armee gegen die meuternden Polizisten stehe derzeit nicht zur Debatte. „Für den Moment wird keine Militäraktion gestartet, das ist völlig ausgeschlossen“, sagte der Verteidigungsminister.