Die Kaiservilla in Bad Ischl
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Juryentscheidung

Bad Ischl wird Kulturhauptstadt 2024

Bad Ischl wird gemeinsam mit 20 anderen Gemeinden des Salzkammerguts Kulturhauptstadt Europas 2024. Zur Wahl gestanden waren auch „Dornbirn plus“ und die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten.

Die Region hatte sich mit dem Konzept „Salz und Wasser als DNA“ für den Titel beworben. Beteiligen werden sich Gemeinden aus Oberösterreich und der Steiermark. Durch ein Rückbesinnen auf den „Ursprung“ wolle man mit der „nötigen Prise Salz und der Kraft des Wassers das kulturelle Leben der Region revitalisieren“, formuliert es Projektleiter Stefan Heinisch. Die Kultur werde so zum „new Salt“. 21 bis maximal 30 Millionen Euro Budget sind veranschlagt.

Bannerstadt wird dabei Bad Ischl, das als einstiger Kurort und kaiserliche Sommerresidenz auch Künstler wie Franz Grillparzer, Johann Nestroy und Franz Lehar lockte. Bis heute findet jährlich das Lehar Festival statt – auch Sisi- und Kaiserromantik ziehen Jahr für Jahr die Gäste an. SPÖ-Bürgermeister Hannes Heide will dieses Stadtbild nun erweitern und lässt daher ein Kulturleitbild des 21. Jahrhunderts entwickeln.

Zentrum von Bad Ischl
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Der Historismus prägt Bad Ischl, dieses Bild soll nun erweitert werden

Overtourism und Abwanderung

Abseits von Bad Ischl sollen dabei auch zeitgenössische Probleme wie Overtourism am Beispiel Hallstatt und die Abwanderung der Jungen aus ländlichen Regionen aufgegriffen werden. Der Titel sei Anstoß, sich aktiv mit der Zukunft des Salzkammerguts auseinanderzusetzen. „Wie wollen wir hier leben? Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?“, das seien zentrale Fragen. Im Zentrum soll eben auch das Salz stehen, dessen Abbau die Region seit Jahrtausenden prägt.

Hallstatt
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Hallstatt kämpft seit Jahren mit dem Ansturm von Tagestouristen – auch das soll Thema werden

Wie Juryvorsitzende Farinha gegenüber der APA sagte, habe man Strategie, Konzept und kulturelles Programm nach seiner europäischen Dimension bewertet und die entsprechende Organisation und das Management dahinter beurteilt. „Alle drei Bewerberstädte hatten dabei sehr positive Punkte. Alle waren sehr gut. Letztlich hat aber Bad Ischl diese Kriterien in ihrer Zusammenschau etwas besser beantwortet als die anderen“, so Farinha.

Bad Ischl habe sein Anliegen in eine Botschaft verpackt, die „auch von einem breiten Publikum leicht verstanden wird. Es geht anhand des Themas Salz um Fragen der Postindustralisierung, es geht um Tourismus und Hypertourismus und darum, wie man mit Tradition, Kultur und alternativer Kultur umgeht. Diese Fragen sind die gleichen, die sich viele Städten in Europa stellen.“

„Signal für den ländlichen Raum“

Die Entscheidung der zwölfköpfigen Jury verkündeten am Dienstag Kulturminister Alexander Schallenberg, der Botschafter der EU in Österreich, Martin Selmayr, und Juryvorsitzende Cristina Farinha. Sie lobten auch die Konkurrenz: Alle drei Bewerberstädte hätten gezeigt, wie man Kreativität mobilisieren kann, sagte etwa Selmayr.

„Hochemotional“ zeigte sich der Ischler Bürgermeister Hannes Heide gegenüber der APA. Die Entscheidung sei ein "Signal für den ländlichen Raum. Gratulationen kamen vom oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), der dem Projekt aufgrund von Kostengründen im Vorfeld skeptisch gegenübergestanden war. Die Entscheidung sei nun eine Chance, „das Land Oberösterreich wird die Region dabei unterstützen“, versprach Stelzer. Von einer „Riesenchance für die Regionalentwicklung rund um das Ausseerland“ sprach der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.

Von Murinsel bis Höhenrausch

Bisher konnten sich in Österreich Graz (2003) und Linz (2009) mit dem Titel schmücken. In der steirischen Landeshauptstadt entstanden im Zuge dessen unter anderem Vorzeigebauten wie die Murinsel, das Kunsthaus mit seiner ungewöhnlichen Fassade und die Helmut-List-Halle. In Linz fanden 7.700 Veranstaltungen, Ausstellungen, Festivals, Aktionen und Projekte statt. Zu den Highlights gehörte der Höhenrausch-Parcour über den Dächern von Linz, der bis heute unter dem Namen „Sinnesrausch“ stattfindet.

Die Lehar Villa in Bad Ischl
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„In Ischl habe ich immer die besten Ideen“, soll Komponist und Bad-Ischl-Freund Lehar einmal gesagt haben

Die Jury hatte in den vergangenen Tagen alle Bewerberstädte besucht und sich die Kulturkonzepte präsentieren lassen. Vorangegangen war ein intensiver Bewerbungsprozess, aus dem von insgesamt 17 Städten schließlich die drei Finalisten hervorgegangen waren. St. Pölten war dabei der einzige Bewerber, der als Stadt allein antritt. „Dornbirn plus“ trat auch mit den Städten Feldkirch und Hohenems sowie dem Bregenzerwald an.

Grafik zeigt Gemeinden der Kulturhauptstadt 2024
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Triumvirat mit „nordischen Partnern“

„Kunst und Kultur kann uns vereinen", zeigte sich Juryvorsitzende Farinha überzeugt. Wenn wir darüber reden, was uns zu Europäern macht, kommen wir an Kunst und Kultur nicht vorbei“, hatte vor der Verkündung der Entscheidung auch Kulturminister Alexander Schallenberg die Bedeutung des Kulturhauptstadt-Projekts unterstrichen.

Bad Ischl wird Kulturhauptstadt 2024

Bad Ischl wird gemeinsam mit 20 anderen Gemeinden des Salzkammerguts Kulturhauptstadt Europas 2024.

Das Ergebnis war mit Spannung erwartet worden. St. Pölten hatte sogar ein Public Viewing im Großen Sitzungssaal des Rathauses veranstaltet. Bad Ischl hat nun fünf Jahre Zeit, um sich auf das Kulturevent vorzubereiten. Der österreichische Vertreter wird dann gemeinsam mit Estlands zweitgrößter Stadt Tartu und der norwegischen Stadt Bodo das Kulturhauptstadt-Triumvirat 2024 bilden. Die beiden Städte seien zwei „starke nordische Partner“, freute sich Schallenberg. Heuer amtierten die italienische Stadt Matera und das bulgarische Plowdiw.