Innenminister Wolfgang Peschorn
ORF.at/Roland Winkler
Nächste Wende in Affäre

Peschorn ordnet BVT-Sonderprüfung an

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) sorgt weiter für Schlagzeilen: Innenminister Wolfgang Peschorn schickt nun einen Prüfer ins BVT. Er ordnete eine außertourliche „Gesamtprüfung“ des Geheimdienstes an. Offenbar sollen vor allem undichte Stellen ausfindig gemacht werden.

Die BVT-Affäre hat mittlerweile verwirrend viele Stränge. Zuletzt hat für Aufsehen gesorgt, dass – offenbar auf Druck aus dem BVT – das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung (BAK) die Handys der NEOS-Abgeordneten Stephanie Krisper und einer „Presse“-Journalistin beschlagnahmen lassen wollte. Das BAK wollte damit einen möglichen „Maulwurf“ innerhalb des BVT, der Krisper Informationen weitergegeben haben soll, ausfindig machen.

Zwei Tage nach Bekanntwerden dieser Beschlagnahmeversuche – die von der zuständigen Staatsanwaltschaft nicht genehmigt worden waren – lässt Peschorn nun mit einer Sonderprüfung aufhorchen. Laut Aussendung des Innenministeriums beauftragte der Minister den Salzburger Landespolizeidirektor Franz Ruf zu untersuchen, „ob und gegebenenfalls welche Ursachen für das Öffentlichwerden des Visitierungsberichts des Berner Clubs zum BVT verantwortlich waren“. Kurz danach stellte das Ministerium klar, es gehe um eine „Gesamtprüfung“ des BVT.

Bericht stellte schwere Mängel fest

Im Zentrum steht aber offenbar dieser Visitierungsbericht. Der Club ist der Verband der Leiter großteils westlicher Geheimdienste, in dem Kooperationen und Informationsaustausch vereinbart werden. Nach der vom Innenministerium im Februar 2018 angeordneten Razzia hatte der Berner Club geprüft, ob er noch vertrauenswürdig ist.

Über das Ergebnis der Prüfung berichtete Ö1 vor wenigen Tagen. In dem Geheimbericht ortete der Berner Club schwere Sicherheitsmängel. Unter anderem ist das IT-System des BVT laut Bericht nicht für die Speicherung vertraulicher Informationen ausgelegt. Das Ergebnis der Prüfung könnte erklären, warum Peschorn im September überraschend ankündigte, als Übergangsminister die BVT-Reform möglichst weit vorantreiben zu wollen.

Prüfung der Geheimhaltung

Als „Beauftragter des Bundesministers für Qualitäts- und Informationsmanagement im BVT“ habe Ruf zu untersuchen, ob alle zur Wahrung der Geheimhaltung und zur Gewährleistung der Informationssicherheit bestehenden gesetzlichen Bestimmungen und sonstigen Standards im BVT implementiert und eingehalten werden. Das ist wohl die Voraussetzung dafür, dass das BVT das Vertrauen der anderen Geheimdienste wiedererlangen kann. Auch das Nach-außen-Dringen von Interna dürfte im Berner Club auf wenig Begeisterung stoßen.

Insider: Weitere Schritte folgen

Peschorn habe angeordnet, dass Ruf und seinem Team für die Prüfung alle erforderlichen Auskünfte zu erteilen und die notwendigen Zugänge zu Informationen zu gewähren seien, hieß es in einer Aussendung. Über die Prüfung ist dem Minister ehestmöglich ein schriftlicher Bericht zu erstatten. Die Prüfungsergebnisse werden in der laufenden Reform des BVT Berücksichtigung finden.

Ruf führt seit 2012 die Landespolizeidirektion für Salzburg. Als Landespolizeidirektor ist er auch für das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung verantwortlich. Informell war laut APA zu hören, dass diese Maßnahme nur ein erster Schritt sei und weitere folgen werden.