Strassensperre Richtung Matrei und Felbertauern
APA/Land Salzburg/BH Zell am See
Lawinenwarnung

Schneemassen in Osttirol und Kärnten

Die starken Niederschläge am Sonntag haben vor allem in Osttirol und in Oberkärnten, stellenweise auch im südlichen Salzburg sowie in Nordtirol für erhebliche Probleme gesorgt. Es wird weiterhin vor „extremer Wettersituation“ gewarnt. In Osttirol bleiben die Schulen geschlossen, in Kärnten wurde eine Zivilschutzwarnung herausgegeben.

In Kärnten werden seit Sonntagvormittag enorme Regenmengen verzeichnet. Alleine auf dem Plöckenpass regnete es seit Freitag 500 Liter pro Quadratmeter. Im Lesachtal fielen über Nacht etwa 40 Zentimeter Neuschnee, in Heiligenblut herrschte Lawinengefahr. In den westlichen Landesteilen wird mit starkem Niederschlag gerechnet. Bis zu hundert Liter pro Quadratmeter sind möglich. Laut ORF-Wetterredaktion bleibt die Lawinen-, Muren- und Hochwasserlage in Oberkärnten, Osttirol und im Süden Salzburgs angespannt – mehr dazu in wetter.ORF.at.

Da schon die vergangenen Tage viel Regen und Schnee gebracht haben, drohen Komplikationen. Es sei damit zu rechnen, dass zahlreiche Täler in den genannten Regionen abgeschnitten werden. Auch Strom, Telefonverbindung und Internet können großflächig ausfallen. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) warnte ebenfalls vor einer „extremen Wettersituation“.

Zivilschutzwarnung für Flattach

Die Landesalarm- und Warnzentrale in Kärnten gab am Sonntag eine Zivilschutzwarnung für die Gemeinde Flattach heraus. Alle Bewohner und Bewohnerinnen sind aufgefordert, in den Häusern zu bleiben. Immer wieder gehen Muren und Lawinen ab. Am Montag bleiben die Schulen im Bezirk Spittal/Drau geschlossen. Auch im Bildungszentrum Lesachtal (Bezirk Hermagor) wird der Unterricht eingestellt. Vonseiten der Bildungsdirektion heißt es, dass es einen Notbetrieb für Kinder geben werde – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Warnung vor „extremer Wettersituation“

Die Nacht auf Sonntag ist zwar ruhig verlaufen, doch der weitere Tagesverlauf dürfte Teilen von Kärnten und Tirol erneut schwere Unwetter bescheren. In beiden Bundesländern laufen die Vorbereitungen für Starkregen und Schnee auf Hochtouren. Laut der ORF-Wetterredaktion gilt am Sonntag die höchste Warnstufe für Teile West- und Südösterreichs.

Immer wieder gehen im Bezirk Spittal/Drau Lawinen und Muren ab, die Gefahr steige von Stunde zu Stunde. Im Spittaler Ortsteil Edling mussten zwei Häuser evakuiert werden, weil es zu starken Wasseraustritten an einem Hang kam. Nach einer Begutachtung des Landesgeologen wurde entschieden, dass die Häuser aus Sicherheitsgründen weiterhin evakuiert bleiben.

In den letzten Stunden fielen im Lesachtal zwischen 30 und 40 Zentimeter Neuschnee, es herrscht Lawinenwarnstufe vier. Bürgermeister Johann Windbichler forderte die Bürger des Lesachtales auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Die Schneeräumung sei vorläufig eingestellt worden. Es sei zwar versucht worden, die Zufahrtswege so gut es geht freizuräumen: „Aber das Lesachtal ist gesperrt.“

250 Personen im Stubaital eingeschlossen

Im Tiroler Stubaital erfasste eine Lawine ein Fahrzeug. Alle sechs Insassen blieben unverletzt. Wegen der witterungsbedingten Sperre der Ranalterstraße sind 250 Personen zumindest über Nacht eingeschlossen – mehr dazu in tirol.ORF.at. Die Straße zum Stubaier Gletscher musste nach dem Lawinenabgang gesperrt werden. Die rund 250 Personen wurden im Hotel bei der Talstation und in weiteren Räumlichkeiten der Stubaier Gletscherbahn untergebracht.

In Osttirol waren Sonntag rund 2.000 Haushalte ohne Stromversorgung. Die schweren Niederschläge führten laufend zu Baumstürzen und Seilrissen, hieß es seitens der Tinetz-Stromnetz Tirol AG. Der Stromversorger sprach von einer Situation, „wie wir sie noch nie hatten“. Die Bildungsdirektion Tirol empfahl allen Schulleitern, auch am Montag die Schulen in Osttirol noch geschlossen zu halten.

In der Gemeinde Prägraten ging gegen Mittag eine Lawine ab. „Der Lawinenabgang verlief glimpflich. Es wurde niemand verletzt“, teilte Bezirkshauptfrau Olga Reisner mit. Die 70 Bewohner und Bewohnerinnen von Bobojach seien als Vorsichtsmaßnahme vorübergehend im Gemeindezentrum untergebracht worden – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Räumfahrzeug auf einer Bundesstrasse in Osttirol
APA/Land Salzburg/BH Zell am See
Ein Räumfahrzeug befreit eine Bundesstraße in Osttirol von den Schneemassen

Aus Sicherheitsgründen mussten noch zahlreiche Straßen gesperrt bleiben, darunter etwa die Felbertauernstraße, die Gailtalstraße (B111), die Defereggentalstraße (L25) und die Kalser Straße (L26). Auch am Sonntag herrschte Lawinenwarnstufe vier der fünfteiligen Skala. „Der Aufenthalt abseits gesicherter Pisten ist demnach unbedingt zu vermeiden“, betonte Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol.

Unwetter auch in Salzburg

Die starken Niederschläge bereiteten im Bundesland Salzburg weiter Probleme. Besonders betroffen waren die südlichen Landesteile. In Taxenbach, Bruck, Fusch und Rauris seien rund 200 Personen ohne Straßenverbindung, 13 Gebäude wurden im Pinzgau vorsorglich evakuiert, teilte der Pinzgauer Bezirkshauptmann Bernhard Gratz mit – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

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Murenabgang hinter einem Wohnhaus im Pinzgau in Salzburg
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Hinter einem Wohnhaus im Salzburger Pinzgau kam es zu einem Murenabgang
Umgefallene Bäume auf einer Straße nach einem Murenabgang im Pinzgau in Salzburg
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Die Mure riss auch mehrere Bäume mit
Gesperrte Straße nach einem Murenabgang im Pinzgau in Salzburg
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Güterwege mussten gesperrt werden
Murenabgang im Pinzgau in Salzburg
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Mehrere Gebäude im gefährdeten Bereich mussten vorsorglich geräumt werden
Umgefallene Bäume auf einer Straße nach einem Murenabgang im Pinzgau in Salzburg
APA/Land Salzburg/BH Zell am See
Die Gefahr weiterer Erdrutsche bleibt aufrecht: Viele Hänge sind stark mit Wasser gesättigt

Im Bereich der Tauern erwarteten die Meteorologen innerhalb von 24 Stunden 90 Millimeter Niederschlag. Dazu herrschte starker Südföhn. Die ansteigende Schneefallgrenze verringerte zwar die Gefahr umstürzender Bäume, gleichzeitig erhöhte sich aber die Gefahr, dass es durch den anhaltenden Regen zu lokalen Überflutungen kommt. In Zell am See drohte beispielsweise der Thumersbach über die Ufer zu treten, die Thumersbacher Landesstraße war gesperrt.

Die Lawinengefahr in den Hohen Tauern war groß, in den Niederen Tauern und in den Lungauer Nockbergen erheblich. Der Katastrophenschutz des Landes empfahl, in den betroffenen Gebieten nicht notwendige Autofahren zu vermeiden und die Gefahr von Dachlawinen zu beachten.

Banges Warten in Kärnten

In Kärnten wartet man weiterhin auf den „Hochwasser-Hotspot“ in Lavamünd. Am Samstag wurden mobile Barrieren aufgebaut und Sandsäcke verteilt. Der Verbund, der entlang der Drau zehn Kraftwerke betreibt, hatte den größten Stausee an der Drau, den Völkermarkter Stausee, bis Samstagmittag um 4,5 Meter unter das Normalniveau abgesenkt. „Die für die Nachtstunden angekündigte Hochwasserwelle soll im entleerten Stausee aufgefangen werden“, sagte Verbund-Sprecher Robert Zechner – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Karte zeigt die 
Hochwassergefahr in Kärnten
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Insgesamt hätten sich die Prognosen für Lavamünd aber verbessert, teilte der Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) mit. Mit einer maximalen Absenkung der Staubecken versuchte man, so viel Wasser wie möglich vorab abzufangen. Die für die Nachtstunden angekündigte Hochwasserwelle dürfte geringer ausfallen als befürchtet. „Es ist jetzt von einem zehn- bis 30-jährigen Hochwasser (HQ 10 – HQ 30; Anm.) auszugehen“, konkretisierte der Kärntner Katastrophenschutzbeauftragte Markus Hudobnik.

Maßnahmen (Staumauer und Sandsäcke) gegen ein drohendes Hochwasser in Lavamünd
APA/Gert Eggenberger
In Kärnten wurden die Flussufer unter Hochdruck präpariert

Anstatt eines prognostizierten Spitzenabflusses von 1.900 Kubikmetern pro Sekunde werden jetzt Werte von 1.600 (plus/minus 250) Kubikmeter pro Sekunde erwartet. Das sei weniger als bei den großen Hochwasserereignissen im Vorjahr (prognostizierte 2.900 und 2.700 Kubikmeter pro Sekunde). Große Mengen des angekündigten Wassers sollen in den zuvor großzügig abgesenkten Stauseen abgefangen werden.

Seen in Kärnten über Ufer getreten

An der Gurk und Glan wurden Spitzenabflüsse der Kategorie HQ 5 bis 10 erwartet, an der Oberen Gurk könnte es aber laut Mitteilung des Katastrophenschutzreferenten auch Abflüsse von über HQ 10 bis HQ 30 geben. Hier wurden laut Landesrat Fellner am Samstag mobile Hochwasserschutzmaßnahmen aufgebaut.

An kleineren Gewässern in den Bezirken Feldkirchen, Villach, St. Veit und Klagenfurt-Land könnten nach wie vor lokal kleinräumig Überflutungen auftreten. Der Faaker See und der Keutschacher See sind bereits über die Ufer getreten – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

In der Steiermark wurden am Sonntagnachmittag vorsorglich mehrere Wohnhäuser evakuiert. Betroffen waren laut Land Steiermark 30 Personen in Stadl an der Mur – genauer im Ortssteil Predlitz. Sie konnten bei Bekannten und Verwandten untergebracht werden – mehr dazu in steiermark.ORF.at.