Mann in Hochwasserhosen steht bis zu den Oberschenkeln am Markusplatz in Venedig im Wasser
APA/AFP/Filippo Monteforte
Italien

Flutwelle in Venedig erreichte 1,5 Meter

Venedig ist zum dritten Mal innerhalb einer Woche überflutet worden. Am Sonntag erreichte das Wasser 1,5 Meter über dem normalen Meeresspiegel, erklärte Bürgermeister Luigi Brugnaro. Damit standen rund 70 Prozent der UNESCO-Welterbestadt unter Wasser.

Die Flut erreichte nicht die 1,6 Meter, mit denen das Gezeitenbüro der Kommune gerechnet hatte. Der Schirokkowind war weniger stark als befürchtet. Nach der dritten Hochwasserwelle in dieser Woche dürfte sich die Lage in der Lagunenstadt allmählich entspannen. Der Markusplatz als tiefster Punkt der Stadt wurde erneut geflutet und aus Sicherheitsgründen gesperrt. Städtische Museen waren geschlossen, der öffentliche Verkehr stark eingeschränkt.

Bürgermeister Brugnaro bedankte sich bei den Jugendlichen und ehrenamtlichen Helfern, die den Einwohnern der Stadt bei der Räumung überschwemmter Häuser, Geschäfte und Museen geholfen haben. Er dankte auch für die Spenden, die inzwischen aus dem In- und Ausland eintreffen. Er versicherte, dass sich die Stadt bald wieder erholen werde. Wichtig sei jedoch, das mobile Dammsystem MOSE fertigzubauen, das Venedig vor weiteren Fluten schützen soll.

Schlechtwetterfront nächste Woche

Der italienische Premier Giuseppe Conte versprach inzwischen, dass das Land Venedig nicht allein lassen werde. Er kündigte „sofortige und konkrete Maßnahmen zugunsten der Bevölkerung"an. Die Regierung verfolge mit größter Aufmerksamkeit die Entwicklungen der Wetterlage in Italien. Eine Schlechtwetterfront sollte Italien jedoch auch in den nächsten Tagen treffen.

Unterdessen lief bereits die Nothilfe nach den Überschwemmungen der vergangenen Tage an. Italien stellte der Stadt 20 Millionen Euro für Notmaßnahmen zur Verfügung. Bürgermeister Luigi Brugnaro hatte zur "maximalen Vorsicht“ aufgerufen. Die Lage sei aber unter Kontrolle. Die Menschen würden sich nicht entmutigen lassen. „Die Venezianer gehen nur zum Beten in die Knie“, erklärte er.

Verkäufer steht in seinem mit Barrieren geschützten Geschäft und blickt auf die überfluteten Gassen in Venedig
AP/ANSA/Angelo Carconi
Neuerliches Hochwasser in Venedig

In der Nacht zum Mittwoch war das Wasser in Venedig auf den höchsten Stand seit mehr als 50 Jahren gestiegen. Es erreichte einen Pegel von 1,87 Metern, sodass rund 80 Prozent der Stadt unter Wasser standen, auch der Markusplatz und die Krypta des Markusdoms. Die Rede war von „apokalyptischen Schäden“. Nach einem Rückgang am Donnerstag stieg der Wasserpegel am Freitag wieder an und erreichte am Mittag mit 1,54 Metern seinen Tageshöchststand. Das schlimmste Hochwasser in der Stadt gab es 1966 mit 1,94 Metern.

Venedig: 150 Zentimeter Hochwasser am Sonntag

Das Hochwasser in Venedig erreichte am Sonntag gegen Mittag sein Tagesmaximum bei 150 Zentimetern.

Lawine wälzte sich durch Dorf in Südtirol

Aber auch in anderen Teilen Italiens gab es schwere Unwetter. In Südtirol herrschte Schneechaos, eine Lawine traf das Dorf Martell. Die Schneemassen hätten sich durch die Straßen von Martell gedrückt, sagte Bürgermeister Georg Altstätter der dpa. Es gebe aber keine Verschütteten. Häuser seien beschädigt und Menschen evakuiert worden. „Die Lage ist prekär.“

Die Brennerautobahn war am Sonntag zwischen Brixen und Sterzing wegen heftiger Schneefälle gesperrt, teilte die Verkehrsleitzentrale mit. Es herrsche im Großteil Südtirols große Lawinengefahr „Stufe 4“, so Landesmeteorologe Dieter Peterlin auf Twitter. „Zu rechnen ist auch mit umstürzenden Bäumen, Steinschlägen und Erdrutschen, kleinräumigen Überflutungen, Stromausfällen und Kommunikationsausfällen sowie Verkehrsbehinderungen“, teilte die Landesverwaltung in Bozen mit.

Sturm in Rom, Arno über den Ufern

Auch über Rom fegte in der Nacht ein Sturm, bei dem zahlreiche Bäume umkippten. Ein 23-Jähriger wurde laut dem „Corriere della Sera“ in seinem Auto von einem Baum getroffen und mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Eine andere Person blieb bei einem ähnlichen Vorfall in einem anderen Teil der Stadt unverletzt. Der starke Wind beschädigte ferner Badeanlagen in Ostia nahe Rom und sorgte für schwierige Verhältnisse in der Hafenstadt Civitavecchia. Die Wetterlage sollte auch am Montag angespannt bleiben.

Gestiegene Fluß Arno in Florenz
AP/ANSA/Angelo Carconi
Der Arno schwoll in Florenz stark an

In Florenz ließen anhaltende Regenfälle den Fluss Arno bis kurz unter den zweitkritischsten Marker steigen. Man beobachte die Entwicklung genau, hieß es seitens der Stadt. Die bekannten Renaissancegärten Boboli in Florenz wurden wegen der Gefahr, dass Bäume einstürzen könnten, geschlossen. Auch in Pisa blieb man angesichts des steigenden Arno in Alarmbereitschaft. In der Früh wurden laut dem „Corriere“ mehrere ufernahe Straßen für den Verkehr gesperrt.

Überschwemmungen gab es auch in Grosseto. Im Raum der Stadt Empoli sowie in der Badeortschaft Orbetello mussten Hunderte Familien vorsichtshalber evakuiert werden, da Flüsse über die Ufer traten. Zwei Personen, die mit ihrem Auto in der toskanischen Badeortschaft Capalbio stecken geblieben waren, wurden in Sicherheit gebracht.