Erkundungsflug des österreichischen Bundesheeres mittels Helikopter
APA/EXPA/Johann Groder
Neue Niederschläge

Lage in Unwettergebieten bleibt angespannt

Die von den Unwettern der vergangenen Tage geplagten Menschen im Süden und Südwesten Österreichs müssen angesichts anhaltender Niederschläge weiter bangen. Zahlreiche Gemeinden sind nach wie vor von der Außenwelt abgeschlossen.

Die Meteorologen erwarteten für Dienstag in Osttirol und Kärnten nochmals verbreitet Regen und Schnee, die Niederschläge sollten aber nicht so extrem ausfallen wie an den Vortagen. Die Sorge ist dennoch groß, dass sich vor allem an steilen Hängen der aufgeweichte Boden löst und es zu gefährlichen Erdrutschen kommt. „Die Lage bleibt noch angespannt“, teilte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit. Am Mittwoch sollten Regen und Schneefall dann rasch abklingen – mehr dazu in wetter.ORF.at.

In Oberkärnten musste am Montagabend ein drei Jahre alter Bub aus Heiligenblut ins Klinikum Klagenfurt geflogen werden, er hatte einen Blinddarmdurchbruch erlitten. Der Flug wurde laut ÖAMTC mit Nachtsichtbrillen durchgeführt. Am Montag gab es auch ein Todesopfer in Kärnten. Ein 79-Jähriger war von einem Hangrutsch hinter seinem Haus verschüttet und getötet worden. Aufgrund der gefährlichen Situation galt auch in der Nacht auf Dienstag in einigen Orten wieder Zivilschutzalarm. Viele Straßen und auch einige Bahnstrecken bleiben vorerst gesperrt, die Menschen wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Vor allem in Kärnten blieben erneut zahlreiche Schulen geschlossen.

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Mure bei Dorfgastein
AP/Kerstin Joensson
Am Dienstag blieb die Gefahr von Murenabgängen in den Unwettergebieten aufrecht – hier Dorfgastein
Reparatur von Stromleitungen in Thal Assling
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Die schweren Schneefälle machen dem Stromnetz zu schaffen. Die Lage normalisiert sich nur langsam.
Polizeihubschrauber in Thal Assling
APA/EXPA/JFK
In Osttirol arbeiten die Einsatzkräfte zusammen, hier ein Hubschrauber der Landespolizei und Monteure der Tinetz
Passantin in Lienz
APA/EXPA/JFK
In Teilen Österreichs war die Niederschlagsmenge so hoch wie nur alle 50 Jahre einmal
Beschädigte Stromleitung durch umgestürzte Bäume
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Auch Stromleitungen wie hier auf dem Großglockner wurden beschädigt
Hochwassersituation in Straßburg in Kärnten
APA/Unbekannt
Vielerorts wurden Straßen überflutet, Seen und Flüsse stiegen über die Ufer
Murenabgang an der B 311 bei Schwarzach
APA/FF SCHWARZACH
In Salzburg (hier bei Schwarzach) waren einige Gemeinden von Muren betroffen
Murenabgang
APA/Fmt-Pictures/pp
In der Gemeinde Bad Gastein ging eine Mure auf zwei Wohnhäuser nieder
Hochwasser
APA/BFK08
Die Hilfskräfte rückten zu Hunderten Einsätzen aus (hier St. Veit an der Glan)
Ein LKW lädt Schnee in der Drau ab
APA/EXPA/Jfk
Ein Räumfahrzeug in Lienz kippt den Schnee von der Straße in die Drau
Ein LKW lädt Schnee in der Drau ab
APA/EXPA/Jfk
Die Feuerwehr kämpft in zahlreichen Orten gegen Überschwemmungen nach den schweren Regenfällen, hier in Dölsach (Osttirol)
Ein Bagger beim Schneeräumen bei einem TIWAG Umspannwerk
APA/EXPA/Jfk
Im Bild ein Bagger beim Schneeräumen bei einem TIWAG-Umspannwerk in Huben (Tirol)

Verkehrshinweis

Einen Überblick der aktuellen Straßensperren bietet das Ö3-Verkehrsservice. Alle aktuellen Informationen zu Zugsverbindungen finden sich bei der ÖBB-Streckeninformation.

Zivilschutzalarm in mehreren Gemeinden

In Mallnitz wurde der Zivilschutzalarm in der Früh aufgehoben, aufrecht blieb er vorerst in Obervellach, Reißeck, Berg im Drautal sowie in Feld am See. Weitere Murenabgänge wurden nicht gemeldet. Versorgungsflüge haben nun Priorität. Dafür wird auch das Bundesheer eingesetzt.

„Ein Zug der Pioniere aus Villach kommt herauf und wird sich von Obervellach in Richtung Mallnitz vorarbeiten. Sie kommen mit schwerem Gerät“, sagte Walter Egger vom Bezirksfeuerwehrkommando Spittal gegenüber dem ORF Kärnten. Mallnitz ist derzeit nur auf dem Luftweg erreichbar. Auf Hochtouren läuft auch die Wiederherstellung der Stromversorgung, laut dem Energieversorger KELAG waren in der Früh noch einige hundert Haushalte ohne Strom.

Murenabgang beschädigte Wohnhäuser

In Osttirol entspannte sich die Lage am Dienstag weiter. Eine Straßensperre nach der anderen werde aufgehoben, zudem seien Kindergärten und Schulen großteils wieder geöffnet, teilte das Land mit. Auch die Lawinengefahr ging von Stufe vier (große Gefahr) auf Stufe drei (erhebliche Gefahr) zurück. „Von 64 Anforderungen für Hubschrauber-Erkundungsflüge konnten bereits 53 abgearbeitet werden. Laufend werden Straßen wieder geöffnet, die Felbertauernstraße muss noch geschlossen bleiben“, sagte Bezirkshauptfrau Olga Reisner.

Die Niederschläge der vergangenen Tage führten aber in der Nacht auf Dienstag in Dölsach zu einem Murenabgang. Geröll, Erdmassen und umgerissene Bäume setzten sich in Bewegung und beschädigten eine Steinschlagsicherung, die Gemeindestraße sowie zwei darunterliegende Wohnhäuser samt einer Holzhütte teilweise schwer. Die betroffenen Häuser wurden evakuiert. Verletzt wurde niemand. In Osttirol waren Dienstagfrüh noch rund 1.000 Haushalte ohne Strom.

Bad Gastein weiter ohne Straßenverbindung

In Salzburg entspannte sich die Hochwassersituation und Erdrutschgefahr etwas. Allerdings waren noch einige Straßen und auch Gleise blockiert. Auf der Straße nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten waren Bad Gastein und Hüttschlag im Pongau. Wieder erreichbar waren Zell am See und Saalbach im Glemmtal. Die Pinzgauer Straße (B311) blieb zwischen Schwarzach und Lend gesperrt, eine Umfahrung ist über das deutsche Eck möglich.

Eine 79-jährige Frau, die zwei Stunden nach einem Murenabgang in Bad Gastein aus ihrem zerstörten Haus befreit wurde, ist schwer verletzt, aber nicht in Lebensgefahr. In den Gebirgsgauen waren viele Güterwege und Forststraßen unpassierbar. Die Lawinengefahr in den Hohen Tauern und im Lungau ist groß, dafür sanken die Wasserstände der Flüsse – mehr dazu in salzburg.ORF.at .

Weitere Lawinen und Muren befürchtet

Die Wetterlage in Salzburg, Osttirol, Oberkärnten und Teilen der Steiermark bleibt angespannt.

Weitere Muren in Steiermark erwartet

In der Steiermark blieben die Helfer skeptisch. „Der nächste Regen wird die Lage noch gefährlich zuspitzen. Es wird weitere Muren und Überschwemmungen geben“, sagte der steirische Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer dem Sender oe24.TV.

Die heftigen Schnee- und Regenfälle halten die Menschen im Westen und Süden Österreichs bereits seit Mittwoch in Atem. Besonders betroffen waren seitdem stets Osttirol, Teile Kärntens, das südliche Salzburg und auch das italienische Südtirol. In Teilen Kärntens hat es im laufenden Monat bereits viermal so viel geregnet und geschneit wie sonst in einem gesamten November.