Das verschneite Sillian
APA/EXPA/JFK
Unwetter

Erholung in Osttirol, Anspannung in Kärnten

Die schweren Unwetter in Teilen Österreichs haben enormen Schaden verursacht. Allein das Land Tirol geht von rund zehn Millionen Euro aus. Langsam normalisiert sich die Situation in Osttirol. In Teilen Kärntens aber war die Lage weiter kritisch, im Mölltal war die Lawinengefahr noch hoch. Mehr als 1.200 Feuerwehreinsätze gab es bisher in Kärnten.

Die Hochwassersituation in Kärnten entspannte sich, auch die erwarteten weiteren Niederschläge sollten keine wesentlichen Pegelanstiege bringen. Mit weiteren Hochwassern rechnet der hydrografische Dienst nicht, zumindest nicht bei den großen Flüssen des Landes. Vor allem im Bezirk Spittal an der Drau gab es aber weiter zahlreiche Straßensperren. Am Mittwoch werden unterdessen einige Schulen weiter geschlossen bleiben.

Besonders stark betroffen war weiterhin das Mölltal, wo am Dienstag ebenfalls zahlreiche Schulen geschlossen blieben. Die Lawinengefahr war laut dem Lawinenwarndienst sehr hoch. Von der Außenwelt abgeschnitten war am Dienstag weiter Mallnitz, das nur aus der Luft versorgt werden konnte. In den Bezirken Hermagor und St. Veit an der Glan war Aufräumen angesagt, die Schäden durch Überflutungen und Vermurungen waren vorerst nicht abschätzbar. Probleme mit hohen Grundwasserständen, hohen Seewasserständen und Hangrutschungen blieben aufrecht.

Zivilschutzalarm in vier Gemeinden

Im Mölltal waren Pioniere des Bundesheeres im Einsatz, um die Bundesstraße wieder freizubekommen. In Obervellach, Reißeck, Berg im Drautal sowie in Feld am See blieb der Zivilschutzalarm aufrecht. Laut Bezirkshauptmann Klaus Brandner hatten am Vormittag vor allem Versorgungsflüge Priorität. Bereits in der Nacht wurde ein drei Jahre alter Bub aus Heiligenblut wegen eines Blinddarmdurchbruchs mit dem Hubschrauber ins Klinikum Klagenfurt geflogen. Die Kärntner Landesregierung will ein Soforthilfepaket schnüren. Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) kündigte an, dass für akute Schäden an privaten Gebäuden 1.000 bis 5.000 Euro möglichst unbürokratisch an die Betroffenen ausgezahlt werden. Der Topf soll mit insgesamt 500.000 Euro befüllt werden.

Nach Tagen mit heftigen Schneefällen und Unwettern schien sich auch die Situation in Osttirol langsam zu beruhigen. Eine Straßensperre nach der anderen werde aufgehoben, zudem seien Kindergärten und Schulen großteils wieder geöffnet, teilte das Land mit. Auch die Lawinengefahr ging von Stufe vier (große Gefahr) auf Stufe drei (erhebliche Gefahr) zurück. Dienstagfrüh waren noch rund 1.000 Haushalte ohne Strom. In Osttirol blieben aber nach wie vor viele Straßen gesperrt, so etwa die Felbertauernstraße von Matrei bis Mittersill, die Sankt Veiter Straße, die Villgratentalstraße und die Defereggentalstraße ab Huben.

Gefahr von Muren bleibt

In Kärnten, Osttirol, Salzburg und der Steiermark sind die Menschen nach den Unwettern mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Die Gefahr von Hangrutschungen ist kleiner geworden, aber aufrecht.

In Dölsach kam es zu einem Murenabgang. Geröll, Erdmassen und umgerissene Bäume setzten sich in Bewegung und beschädigten eine Steinschlagsicherung, die Gemeindestraße sowie zwei darunterliegende Wohnhäuser samt einer Holzhütte teilweise schwer. Die betroffenen Häuser wurden evakuiert, verletzt wurde niemand.

Das Land Tirol stellt Mittel aus dem Katastrophenfonds zur Verfügung. Derzeit gebe es eine Entspannung, „wir müssen aber weiterhin auf der Hut sein“, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Dienstag. In Spitzenzeiten waren 1.800 Einsatzkräfte gleichzeitig an der Arbeit. „Massive Schäden“ verzeichne man vor allem im Forstbereich, so Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP). Rund 150.000 Kubikmeter Schadholz habe das Unwetter mit sich gebracht – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Verkehrshinweis

Einen Überblick der aktuellen Straßensperren bietet das Ö3-Verkehrsservice. Alle aktuellen Informationen zu Zugsverbindungen finden sich bei der ÖBB-Streckeninformation.

In Salzburg waren am Dienstag nach dem heftigen Starkregen die Aufräumarbeiten voll im Gange. Alleine im Gasteiner Tal und im Rauriser Tal wurden jeweils Hunderte abgerutschte Hänge gesichtet. Die größten Schäden dürfte es neben dem Gasteiner Tal im benachbarten Großarltal gegeben haben, sagte der Pongauer Katastrophenreferent Norbert Paßrucker am Dienstag im APA-Gespräch.

Bad Gastein war auch am Dienstag weder auf der Straße noch per Bahn erreichbar, Passrucker zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Straßenverbindung im Lauf des Nachmittags wieder geöffnet werden kann. Neben Bad Gastein war am Dienstag auch die Gemeinde Hüttschlag im Großarltal weiterhin nicht erreichbar – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Fotostrecke mit 12 Bildern

Mure bei Dorfgastein
AP/Kerstin Joensson
Am Dienstag blieb die Gefahr von Murenabgängen in den Unwettergebieten aufrecht – hier Dorfgastein
Reparatur von Stromleitungen in Thal Assling
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Die schweren Schneefälle machen dem Stromnetz zu schaffen. Die Lage normalisiert sich nur langsam.
Polizeihubschrauber in Thal Assling
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In Osttirol arbeiten die Einsatzkräfte zusammen, hier ein Hubschrauber der Landespolizei und Monteure der Tinetz
Passantin in Lienz
APA/EXPA/JFK
In Teilen Österreichs war die Niederschlagsmenge so hoch wie nur alle 50 Jahre einmal
Beschädigte Stromleitung durch umgestürzte Bäume
APA/EXPA/Michael Amraser
Auch Stromleitungen wie hier auf dem Großglockner wurden beschädigt
Hochwassersituation in Straßburg in Kärnten
APA/Unbekannt
Vielerorts wurden Straßen überflutet, Seen und Flüsse stiegen über die Ufer
Murenabgang an der B 311 bei Schwarzach
APA/FF SCHWARZACH
In Salzburg (hier bei Schwarzach) waren einige Gemeinden von Muren betroffen
Murenabgang
APA/Fmt-Pictures/pp
In der Gemeinde Bad Gastein ging eine Mure auf zwei Wohnhäuser nieder
Hochwasser
APA/BFK08
Die Hilfskräfte rückten zu Hunderten Einsätzen aus (hier St. Veit an der Glan)
Ein LKW lädt Schnee in der Drau ab
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Ein Räumfahrzeug in Lienz kippt den Schnee von der Straße in die Drau
Ein LKW lädt Schnee in der Drau ab
APA/EXPA/Jfk
Die Feuerwehr kämpft in zahlreichen Orten gegen Überschwemmungen nach den schweren Regenfällen, hier in Dölsach (Osttirol)
Ein Bagger beim Schneeräumen bei einem TIWAG Umspannwerk
APA/EXPA/Jfk
Im Bild ein Bagger beim Schneeräumen bei einem TIWAG-Umspannwerk in Huben (Tirol)

Priorität galt der Instandsetzung der B311, die im Bereich Schwarzach unbefahrbar ist. Dort ist laut Passrucker auch die Umfahrung über die Hochkönig-Bundesstraße (B164) weggefallen, weil auch dort von Montag auf Dienstag eine Mure abgegangen ist. Unterstützt wurden die Hilfsmannschaften auch von rund 50 Soldaten des Bundesheeres. Neben den Arbeiten an beschädigten Straßen und Wasserleitungen wurden vor allem die großteils randvollen Sperrbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung geräumt, damit diese bei neuerlichen Niederschlägen und Rutschungen wieder aufnahmefähig sind.

Am Dienstag wurde in Osttirol und Oberkärnten weiter mit Regen gerechnet. In der Nacht sollten die Niederschläge aber verbreitet pausieren – mehr dazu in wetter.ORF.at.

Auch in der Steiermark entspannte sich die Lage am Dienstag etwas. Jene 50 Bewohner, die in Predlitz im Bezirk Murau am Wochenende ihre Häuser verlassen mussten, durften zurück. Nun müssen Verklausungen beseitigt werden, damit bei weiterem Niederschlag die Wassermassen wieder frei abfließen können. Einzelne Straßen blieben gesperrt. In Graz wurden Sperren der Mur-Promenade teilweise wieder aufgehoben. Die Murtalbahn trug schwere Schäden davon – mehr dazu in steiermark.ORF.at.