Laut Amnesty über 100 Tote bei Protesten in Iran

Bei den landesweiten Protesten im Iran gegen höhere Benzinpreise sind nach Informationen von Amnesty International mindestens 106 Menschen in 21 Städten getötet worden. Das gehe aus Berichten hervor, die die Organisation erreicht hätten, twitterte Amnesty heute. Verifiziertes Videomaterial, Aussagen von Augenzeugen und Informationen von Aktivistinnen und Aktivisten außerhalb des Iran offenbarten ein entsetzliches Muster gesetzeswidriger Tötungen durch iranische Sicherheitskräfte.

Die Angaben von Amnesty stehen im krassen Gegensatz zu den Zahlen in staatlich kontrollierten Medien im Iran. Seit Freitag sollen neun Menschen ums Leben gekommen sein: vier Demonstranten, drei Mitglieder der Revolutionsgarden und zwei Polizisten. Etwa 1.000 Menschen seien festgenommen worden.

Internet bleibt gesperrt

Zwar sprach die Regierung heute von einer leichten Beruhigung der Lage, aber die weitgehende Sperrung des Internets den vierten Tag in Folge wurde als Hinweis darauf gedeutet, dass es noch Unruhen und Proteste geben könnte.

Das Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte gegen die Protestierenden löste international Kritik und Sorge aus. Das UNO-Menschenrechtsbüro rief die Regierung in Teheran heute dazu auf, mit der Bevölkerung in einen Dialog zu treten. „Proteste dieser Art und dieses Ausmaßes sind ein Zeichen für tief sitzende und oft begründete Missstände, die nicht einfach beiseite geschoben werden können“, sagte UNO-Sprecher Rupert Colville in Genf.

Protestanführern könnte Todesstrafe drohen

Einigen Anführern der Proteste in dem islamischen Land droht einem Bericht der iranischen Zeitung „Kejhan“ zufolge die Todesstrafe. Ihnen sei es nicht um den Protest gegen die drastische Verteuerung und die Rationierung von Benzin gegangen, sondern um Sabotage und Zerstörung, schrieb die Zeitung. Sie gilt als Sprachrohr der Hardliner im Iran.