Prince Andrew, Duke of York
APA/AFP/Lillian Suwanrumpha
Epstein-Skandal

Prinz Andrew legt öffentliche Aufgaben zurück

Der Skandal rund um den verstorbenen US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein zieht seine Kreise ins britische Königshaus: Epstein war wegen sexueller Ausbeutung Minderjähriger angeklagt. Prinz Andrew war wegen seiner Freundschaft zu Epstein unter Druck geraten – und zieht nun Konsequenzen.

Am Mittwochabend gab der Sohn von Großbritanniens Königin Elizabeth II. bekannt, seine öffentlichen Aufgaben bis auf Weiteres niederzulegen. Er habe „Ihre Majestät gebeten, auf absehbare Zeit von öffentlichen Aufgaben zurücktreten zu dürfen“, so ein Statement des Buckingham Palace. Die Queen habe dem Anliegen zugestimmt.

Ihm sei klar geworden, „dass die Umstände meiner früheren Verbindung zu Jeffrey Epstein zu einer enormen Störung geworden sind für die Arbeit meiner Familie und die wertvolle Arbeit in den Organisationen und Vereinen, die ich mit Stolz unterstützt habe“, schrieb Andrew. Er bereue weiterhin uneingeschränkt seine Verbindung zu Epstein und habe zutiefst Mitgefühl mit den Opfern. „Selbstverständlich bin ich bereit, mit jeder angemessenen Ermittlungsbehörde zusammenzuarbeiten, wenn es notwendig sein sollte“, so Andrew.

Schwere Vorwürfe gegen Prinz Andrew

Der Prinz war zuletzt wegen seines Verhältnisses zu Epstein stark in die Kritik geraten. Der US-Multimillionär soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Laut den Vorwürfen stecke dahinter System, zahllose Frauen erhoben Vorwürfe gegen Epstein und seine Mitarbeiter. Epstein hatte gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten. Die Zeugin Virginia Giuffre hatte ausgesagt, von Epstein zum Sex mit dessen wohlhabenden Freunden gezwungen worden zu sein, darunter auch mit Prinz Andrew. Dieser wies die Vorwürfe strikt zurück. Epstein hatte sich am 10. August in einem New Yorker Gefängnis das Leben genommen.

Prinz Andrew musste seither Stellung nehmen, auch zu Besuchen bei Epstein. In einem BBC-Interview am Wochenende hatte Andrew sich zu rechtfertigen versucht, geriet aber stattdessen noch stärker in die Kritik. Beobachter monierten, er habe kein Wort des Mitgefühls mit Epsteins Opfer verloren. Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit weckte unter anderem ein Brief seines ehemaligen Privatsekretärs an die Tageszeitung „Times“. Darin heißt es, Andrew habe Epstein Anfang der 1990er Jahre kennengelernt. Der Prinz hatte der BBC aber gesagt, er habe Epstein erstmals 1999 getroffen.

Firmen gehen auf Distanz

Seither stoppte eine Reihe von Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Duke of York. So will der britische Telekommunikationsriese BT ein Bildungsprojekt unter der Schirmherrschaft Andrews nicht länger unterstützen. „Im Lichte aktueller Entwicklungen überprüfen wir unsere Beziehung mit der Organisation und hoffen, dass wir in Zukunft mit ihnen zusammenarbeiten können, sollte es eine Veränderung in der Schirmherrschaft geben“, teilte British Telecommunications am Mittwoch mit. Betroffen ist das nach Andrew benannte Projekt iDEA, das kostenlose Onlinekurse anbietet. Bereits Anfang der Woche hatten die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und die Bank Standard Chartered mitgeteilt, ein Mentoringprojekt des Prinzen nicht länger zu unterstützen.

Andere Unternehmen kündigten an, ihre finanzielle Unterstützung für einen von Prinz Andrew gegründeten Verband zur Wirtschaftsförderung einzustellen. Die Bank Standard Chartered nannte „kommerzielle Gründe“ für die Entscheidung. Der Versicherungsriese AON forderte laut einem Bericht der „Financial Times“, dass sein Logo von der Website von Andrews Verband entfernt wird.

Auch die London Metropolitan University ging auf Distanz zu Andrew. Bei der nächsten Sitzung des Verwaltungsrats werde des Prinzen Position als Schirmherr auf den Prüfstand gestellt. Man distanziere sich „von jeglicher Form der Diskriminierung, des Missbrauchs, des Menschenhandels und von jeder Handlung, die gegen ihre Werte verstößt“, sagte ein Sprecher. Die Studierenden der Huddersfield University in Nordengland forderten zudem Andrews Rücktritt als Schirmherr. Er sei wegen der Missbrauchsvorwürfe als Repräsentant der Uni „absolut unpassend“.