Esel
Reuters/Clodagh Kilcoyne
Chinesische Medizin

TCM-Boom als Gefahr für Esel

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) boomt in China, aber auch weltweit immer mehr. Die hohe Nachfrage sorgt bei der Produktion der Medikamente teils für extreme Engpässe. Für Esel wird der Boom laut einer britischen NGO zu einer echten Bedrohung.

Die Hälfte der weltweiten Eselpopulation könnte in den nächsten fünf Jahren getötet werden, so eine aktuelle Schätzung der NGO Donkey Sanctuary laut der britischen Tageszeitung „Guardian“. Grund ist, dass für die Produktion von Ejiao Eselshaut zu Gelatine verkocht wird. Das Mittel, das seit Tausenden Jahren in China im Einsatz ist, soll die Blutzirkulation verbessern und etwa gegen Blutarmut helfen.

Jährlich werden laut dem Bericht Millionen Esel ihrer Haut wegen geschlachtet. Donkey Sanctuary schätzt, dass 4,8 Millionen Esel benötigt werden, um den Bedarf an Ejiao zu decken, und rechnet vor: Angesichts der aktuellen Zahl von etwa 44 Millionen Esel würde die weltweite Population bei gleichbleibender Rate binnen fünf Jahren halbiert.

Zum Trocknen aufgelegte Eselshäute
APA/AFP/Tony Karumba
Eselshäute trocknen in der Sonne in einem speziell lizenzierten Schlachthof in Kenia

Dramatischer Rückgang

In China selbst ist die Zahl der Esel seit 1992 um etwa 75 Prozent zurückgegangen. Das führte zum massenweisen Import von Eselshaut aus der gesamten Welt. Das Ergebnis laut der NGO: In Brasilien ging die Zahl binnen zwölf Jahren um 28 Prozent zurück, in Botsuana um 37 Prozent und in Kirgisistan um 53 Prozent. Auch in Kenia und Ghana könnten Esel durch den Hauthandel dezimiert werden.

Viele Tiere werden Angaben zufolge aus Dörfern in Afrika, Asien sowie Südamerika gestohlen und meist über weite Strecken transportiert, und meist nicht mit Futter und Wasser versorgt. Jedes fünfte Tier verende bereits auf dem Transport. Viele Esel hätten Beinbrüche, wenn sie schließlich am Schlachtort ankommen. Die Diebe gingen wahllos vor und würden auch trächtige Tiere, Fohlen und kranke Tiere entwenden.

Für Menschen existenzbedrohend

Mittlerweile versuchen 18 Länder, den illegalen Handel mit Eselshaut zu unterbinden. Aber selbst Schlachtverbote etwa in Ghana und Mali würden den Hauthandel nicht stoppen. Die Tiere würden dann lebend außer Landes gebracht und in Nachbarländern geschlachtet.

Der massenhafte Diebstahl von Eseln ist oft eine existenzielle Bedrohung für deren Besitzer. Denn sie sind das Transport- und Arbeitstier, das für den Unterhalt auf dem Land oft unerlässlich ist. Rund 500 Millionen Menschen, oft in den ärmsten Gegenden, seien auf Esel angewiesen. Dazu kommt, dass der illegale Hauthandel die Preise für Esel so stark in die Höhe getrieben hat, dass sich die Menschen den Kauf eines neuen Esels kaum noch leisten könnten. In Kenia verdoppelte sich der Preis demnach binnen drei Jahren von umgerechnet 90 auf 180 Euro.

Esel in Südafrika
APA/AFP/Mujahid Safodien
Millionen Menschen sind auf Esel als Arbeitstiere angewiesen

Die NGO fordert, gezielt Esel zu züchten, um die Gesamtzahl wieder anzuheben. Es werde aber bis zu 20 Jahre dauern, um die Zahl an Eseln zu erreichen, die für die Ejiao-Produktion benötigt wird. Eine Eselstute ist etwa zwölf Monate trächtig, und die Tiere brauchen lange, bis sie ausgewachsen sind. Besonders in Zuchtbetrieben sei die Trächtigkeitsrate geringer als bei frei lebenden Tieren.

Schwarzmarkt in Europa

In der TCM werden auch seltene und geschützte Tiere sowie Pflanzen verwendet. In der EU ist etwa der Verkauf von Produkten mit Bestandteilen von Tieren, die unter das Washingtoner Artenschutzabkommen fallen, verboten. Darunter fällt etwa auch der Afrikanische Esel. Allerdings sind auf dem Schwarzmarkt auch Produkte erhältlich, die keiner entsprechenden Qualitätsprüfung unterliegen.