In der Causa um die Vorstandsbestellung bei der teilstaatlichen Casinos Austria AG (CASAG) werden nahezu täglich neue Chats bzw. Textnachrichten publik. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht ja dem Verdacht nach, dass bei der Bestellung von Peter Sidlo (FPÖ) als CASAG-Finanzvorstand ein Gegengeschäft für den CASAG-Großaktionär Novomatic in Aussicht gestellt wurde.
Dass Ex-Casinos-Generaldirektor Alexander Labak (2017–2019) in einer E-Mail Mitte Februar 2019 an den Aufsichtsratsvorsitzenden und Raiffeisen-Generalanwalt Walter Rothensteiner vor einer Bestellung Sidlos gewarnt hatte, ist bereits bekannt. Doch Labak, dem ein guter Draht zur tschechischen Sazka-Group (heute 38,29 Prozent Beteiligung an CASAG) nachgesagt wird, hatte offenbar noch mehr zu sagen. Das geht aus der gesamten E-Mail hervor, die gestern „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk auf Twitter veröffentlichte.
Labak: Zweiervorstand „genügt“
Mit der Bitte um „strikte Vertraulichkeit“ teilte er Rothensteiner seine „Innensicht zum Wohl des Unternehmens“ mit. So etwa, dass ein Zweiervorstand für die Arbeit in den Casinos Austria „genügen“ würde. Für einen Dreiervorstand, wie er aktuell existiert, gebe es „ehrlich gesagt einfach nicht genug zu tun“, so Labak, der freilich selbst in einem dreiköpfigen Vorstand saß: neben ihm die jetzige Vorstandsvorsitzende und Ex-ÖVP-Vizechefin Bettina Glatz-Kremsner sowie Ex-SPÖ-Mandatar Dietmar Hoscher (2007–2019).
Hoscher, der wie Labak bereits vor Vertragsende mit hohen Abfindungen abberufen wurde, habe der Ex-Casinos-Chef zwar „fachlich durchaus schätzen“ gelernt, bezeichnete ihn aber als „zentrierter survivor“, der „primär darauf ausgerichtet ist seine Position abzusichern“.
„Sazka-Mann“ Labak?
Dann äußerte sich Labak noch zu Martin Skopek, der seit 1. Mai 2019 im aktuellen CASAG-Vorstand sitzt. Er sei ein „Vasall“ von Karel Komarek, so Labak in der E-Mail. Der tschechische Milliardär Komarek ist mit seiner Firmengruppe KKCG Alleineigentümer der Sazka-Gruppe, der Großaktionär der Casinos Austria. Skopeks Loyalitäten seien an Komarek gebunden.
Unter Labak hatte die Sazka-Group zunächst eine elfprozentige Beteiligung an der CASAG. Bis Herbst 2018 stockten die Tschechen auf 38,29 Prozent auf. Labak wurde in Medien als „Sazka-Mann“ bezeichnet. Er selbst sagte dazu, er habe nie für die Gruppe gearbeitet. Sein einziger Berührungspunkt sei eine frühere Tätigkeit bei der HomeCredit-Gruppe von Jiri Smejc, der Sazka-Miteigentümer war.
Auch zu Novomatic kritische Äußerungen
In einem weiteren Punkt äußerte Labak noch Bedenken zu den Kandidaten des privaten Glücksspielkonzerns Novomatic, der heute mit 17,19 Prozent an der CASAG beteiligt ist. Die Loyalität des „Novo“-Kandidaten sei „strikt an den ‚Professor‘“ gebunden. Mit Professor ist Novomatic-Gründer Johann Graf gemeint. Da der Glücksspielkonzern seine Lizenzen ausweiten wolle, sei eine solche Bestellung nicht zum Wohle des Unternehmens, so Labak.
Zu Sidlo, der zum CASAG-Finanzvorstand bestellt wurde, aber derzeit wegen der Ermittlungen beurlaubt ist, schrieb Labak, dass dieser „mit dem klaren Ziel“ nominiert worden sei, der Novomatic bei „zusätzlichen Lizenzen“ politisch zu unterstützen. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
„Will mich nicht einmischen“
Auch zum damaligen Vorstandsmitglied und jetzigen Generaldirektorin Glatz-Kremser äußerte sich Labak. Sie müsse ihre Position als stellvertretende Parteivorsitzende der ÖVP zurücklegen. Das tat sie schließlich auch am 30. April 2019, am 1. Mai wurde sie zur Vorstandschefin bestellt.
Abschließend teilte der Ex-CASAG-Generaldirektor Labak Rothensteiner noch mit: „Lieber Walter, ich hoffe, dass meine Gedanken ein bisschen nützlich sind. Falls angezeigt, stehe ich gerne für einen weiteren Gedankenaustausch zur Verfügung möchte mich aber jedenfalls nicht in den Bestellungsprozess einmischen.“